Eine Abgrenzung zu den Covid-Leugnern – tief aus der Esoterikszene

Wenn ich hier einen Artikel verlinke, finde ich ihn ja normalerweise entweder gut, oder ich nutze ihn als Beleg, dass jemand wüste Verschwörungsmythen oder eben Quantenquark zusammenschwurbelt. Dieser Artikel hingegen ist für sich genommen eher eine begrenzte Leseempfehlung. Die Argumentation trägt eine typische Uralt-68er-Handschrift, mit einer Mischung aus abgestandenem Marxismus („Diese Sichtweise [der Covid-Leugner] entbehrt einer objektiven politischen Theorie“ – nein, sie entbehrt einfach jeglicher Realität!), mystizistischem Kitsch („Der Versuch, vom Ufer aus den Fluss zu regulieren, führt zu Gewalt gegen den Fluss und Widerstand des Flusses gegen diese aufgezwungene Bewegung.“) und Küchen-Psychoanalyse („Die Auflehnung [der Covid-Leugner] gegen die Autoritäten entspringt oft einer Manipulationserfahrung in der eigenen persönlichen Biografie, die irgendwann in der Vergangenheit traumatisch erlebt worden war.“), komplett mit einem Zitat des legendären Altkommunarden Rainer Langhans, der nun „seit vier Jahrzehnten auf dem spirituellen Weg“ sei.

Dass ich diesen Artikel, für dessen Entdeckung ich Tommy Krappweis dankbar bin, dennoch für bemerkenswert halte, liegt an seiner Stoßrichtung, dem Autor und seiner Zielgruppe. Die Einleitung schließt mit den nur zu wahren Worten „Überzeugte »Corona-Rebellen« werden von diesem Aufsatz sicherlich wenig begeistert sein.“ Was folgt, ist eine schonungslose Abrechnung mit der Szene der Hygiene- und Querdenken-Demos, samt einer durchaus zutreffenden Einordnung in den Kontext von neurechter Bewegung und altem Nationalsozialismus. Ähnliches könnte man durchaus auch beim Volksverpetzer lesen – nur würde es da nicht dieselbe Zielgruppe erreichen.

Beim Autor des oben verlinkten Artikels handelt es sich jedoch um Ronald Engert, den Herausgeber der Zeitschrift Tattva Viveka. 29.9.2022: Roland Engert hat mich inzwischen kontaktiert und legt Wert auf die Feststellung, dass der Artikel seine persönliche Haltung wiedergibt und nicht mit der journalistischen Ausrichtung der Tattva Viveka identisch ist. Die Zeitschrift hat, vorsichtig ausgedrückt, eine deutliche Nähe zur Hare-Krishna-Bewegung. Engerts Mitgründer bei Tattva Viveka, Marcus Schmieke, ist hier im Blog auch schon vorgekommen, pikanterweise weil er ganz offensichtlich weniger Abgrenzungsbedürfnis zur rechten Szene hat und zum Beispiel auf den Quer-Denken-Kongressen des Reichsbürgers Michael Friedrich Vogt aufgetreten ist, von denen unter anderem die hessischen NPD-Vorstände Daniel Lachmann und Stefan Jagsch begeistert waren:

Eine Bekannte, die jahrelang in einem Hare-Krishna-Tempel gelebt hat, berichtete von regelmäßigen Besuchen Schmiekes im Tempel, wo ihm große Wertschätzung entgegengebracht worden sei, vermutlich auch wegen seiner großzügigen Spenden. Quelle des Geldes dürften die von Schmieke erfundenen und zum Teil zum Preis von Mittelklasseautos vermarkteten Quantentherapiegeräte sein – womit wir endlich mal wieder beim echten Quantenquark wären.

Die Partnerschaft mit Schmieke war bei Engert allerdings kein Ausreißer – nach seinen Berichten über seine Indienreisen und zum Beispiel seinen Besuch beim „spirituellen Meister“ Sadhu Maharaja zu urteilen, tut man Engert wohl kein Unrecht, wenn man ihn selbst als Hare-Krishna-Anhänger bezeichnet. 2010 gab Engert in der Tattva Viveka dem Scientology-Konzern umfangreichen Raum zur Selbstdarstellung und schrieb in einem eigenen Artikel, er habe bei Scientology nur „ganz normale Menschen“ getroffen. 2018 schrieb Engert einen Jubelartikel über Viktor Schauberger, eine der zentralen Figuren des Nazi-Flugscheibenmythos, und über dessen angebliche „Entdeckung der Levitationskraft“, ohne zu erwähnen, dass Schauberger diese im Auftrag der SS und mit Hilfe von Zwangsarbeitern im KZ Mauthausen erforscht haben wollte. 2002 bescheinigte ein Artikel von Engert den autoritär-esoterischen Familienaufstellungen nach Hellinger, es käme dabei nachweisbar zu außersinnlicher Kommunikation. Zwischendurch bedient er gerne bizarre sexistische Klischees mit Weisheiten wie: „So ist die große Kunst der weiblichen Bewusstseinsform das Nehmen.“ Und natürlich verbreitet Engert gerne Quantenquark, auch unter Berufung auf den naturwissenschaftlich völlig unqualifizierten Sohn des Biophotonen-Spinners Fritz-Albert Popp.

Bei allem Kopfschütteln: Wenn ein solcher Autor für seine Zielgruppe über die Nazi-Verbindungen der Querdenken-Demos aufklärt, vor dem irrsinnigen Verschwörungsmythos QAnon warnt und sich über über meditierende Hygiene-Demonstranten mokiert, dann hat das durchaus einen besonderen Wert. Das gilt nicht nur, aber eben auch für sein unmittelbares Hare-Krishna-Umfeld: Bei der Demonstration in Berlin am 29.8. war auch Hare-Krishna-Chanting zu hören und erlangte durch den unfreiwillig komischen Kommentar eines Bild-Reporters eine ungeahnte Reichweite. 

Den Volksverpetzer, Quantenquark und möglicherweise selbst die FAZ würde ein großer Teil dieser Zielgruppe wahrscheinlich nie lesen. Dass Engert die quer durch die rechte Szene beliebten schwarz-weiß-roten Fahnen dabei pauschal mit Reichsbürgern identifiziert, spielt kaum eine Rolle im Vergleich zu seinem wunderbaren Kommentar über eine Vertreterin der Eso-Partei „Die Violetten“ auf einer der Demonstrationen: „Wenn man nicht weiß, was die Fahne bedeutet, denkt man sich natürlich nichts dabei. Dann ist es einfach schön bunt hier.“ Und auch die Abwege in die Psychoanalyse kann man Engert verzeihen, angesichts ihres Ergebnisses zum Vorbeter der Verschwörungsmythen-Szene Ken Jebsen: „So gesehen wirkt Ken Jebsen wie ein kleiner Junge, der Angst vor seiner Mutter hat.“

Mal wieder ein Schwurblerkongress in einer öffentlichen Einrichtung

In den letzten Jahren musste ich mich ja schon mehrfach darüber aufregen, dass Kongresse mit Inhalten von Quantenheilung über Verschwörungstheorien bis Reichsbürgerpropaganda in von Steuergeldern gebauten Stadthallen und Konferenzzentren stattfinden durften.

Dieses Jahr ist es mal wieder soweit – mit dem dritten derartigen Kongress innerhalb von zwei Jahren in immer derselben städtischen Halle in Bergheim, weswegen ich dieses Mal einen offenen Brief an den Bürgermeister verfasst habe, für den ich auf die Schnelle 26 Mitunterzeichner gefunden habe – von Bürgern aus der Region bis zu Europas wohl renommiertestem Professor für Alternativmedizin.  Ein paar Hintergrundrecherchen gab es für die Kommune auch noch. Mal sehen, was daraus wird.

Offener Brief Bürgermeister Bergheim

Recherchen Akasha-Congress

Update 25.1.18: Inzwischen gibt es eine Reaktion der Stadt, in bester Tradition dessen, was man in Amerika als CYA (cover your ass) bezeichnet… nur leider ohne das eigentliche Problem zu erkennen.

Man könnte ja sagen, in so einer Situation könnte man auch die Stadt erst einmal vertraulich auf die problematische Veranstaltung aufmerksam machen, ehe man an die Öffentlichkeit geht. Leider zeigt unsere Erfahrung mit ähnlichen Veranstaltungen in Hessen, dass man da nicht einmal als örtlicher Bürger eine vernünftige Antwort erhält. Zudem ist die Stadt Bergheim ja sozusagen Wiederholungstäter, und Proteste gab es schon gegen den Quer-Denken-Kongress dort 2016.

Vordergründig handelt es sich beim Akasha-Congress um eine reine Altenaivmedizinveranstaltung ohne offensichtliche politisch extremistische Inhalte. Nicht, dass der medizinische Unsinn nicht schlimm und gefährlich genug wäre. Eine Frau Grünberg hält einen Vortrag mit dem Titel: „Brustkrebs mit Metastasen – na und?“.  Der Heilpraktiker Rainer Körner vermarktet sein „BioLogisches Heilwissen“, das er, wie er auf seiner eigenen Homepage schreibt, aus Ryke Geerd Hamers Germanischer Neuer Medizin entwickelt hat. Gleich drei Referenten kommen aus der MMS-Szene: Ätzende Bleichmittel als angebliche Medizin. Dazu ist vom GWUP-Blog bis zu Publikumsmedien und Behörden inzwischen so viel geschrieben worden, dass ich mir das an dieser Stelle denke ich sparen kann – auch wenn man beim Kopp-Verlag Bücher bestellen kann, die meinen, auch da ginge Probieren über Studieren. Klar, man kann auch probieren, ob es wirklich gefährlich ist, an eine Hochspannungsleitung zu fassen… aber halt nur einmal. Die Kongressreferentin Kerri Rivera praktiziert übrigens eine Form von MMS-Wahn, die ich immer für aufgebauschte Einzelfälle einiger Verwirrter gehalten habe: In ihrer Klinik in Mexiko traktiert sie autistische Kinder mit Chlorbleiche-Einläufen. Und nur für den Fall, dass jemand in diesem Kontext den Quantenquark vermisst: Mit von der Partie ist natürlich auch wieder Enrico Edinger, dessen bizarre Ansammlung akademischer Titel von lustigen Instituten aus Russland jedes Jahr anders auszusehen scheint – vermutlich aus juristischen Gründen. Ob Edinger in seinem Verfahren wegen Betrugs und Titelmissbrauchs vor zwei Jahren eigentlich verurteilt worden ist, kann ich auf die Schnelle nicht herausfinden. Wie schon beim letzten Akasha-Kongress 2016 (auch in Bergheim) und bei Reichsbürger-Aktivist Michael Vogts Quer-Denken-Kongressen 2014, 2015 und 2016 (letzterer auch in Bergheim) und geplant auch für den Gießener WIR-Kongress 2016 erzählt Edinger von der Überlegenheit russischer Weltraummedizin. Er wird also wahrscheinlich mal wieder seinen ENKI Disconder vermarkten, den man sich zum Preis von 1800 Euro um den Bauch binden kann, um die Quanteninformationen seines Unterbewusstseins umzuprogrammieren. Vielleicht stellt er ja auch seine ENKI-Bandanahaube zum Preis von 180 Euro vor, über die im Shop irgendwas mit Infrarotstrahlung fabuliert wird und die wohl tatsächlich funktioniert – als Mütze jedenfalls.

Auch wenn es oberflächlich so aussieht, als wäre das alles – der Akasha-Congress hat auch eine Anzahl höchst bedenklicher politischer Bezüge. Aufgefallen ist mir das zugegebenermaßen selbst als erstes, weil mich das Webdesign irgendwie an den verhinderten WIR-Kongress in Gießen erinnerte, bei dem ja auch Reichsbürger-König Peter Fitzek eine Audienz zugesagt hatte, die er aber ohnehin nicht hätte geben können, weil er da schon im Knast saß.

Akasha-Congress:

WIR-Kongress:

Ja, der Motivations-Betz, der zu meistgefragen Themen bei Sekteninfo NRW gehört, ist auch wieder dabei, aber ich kann mich irgendwie nicht dazu bringen, den interessant zu finden. Da gibt es Schlimmeres.

Die Kongresswebsite schreibt selbst, dass die Moderatorin Vesna Kerstan ihre Karriere bei Jan van Helsings Verschwörungskanal secret.tv begonnen hat – ja, der van Helsing, dessen bekanntestes Buch jahrelang als volksverhetzend beschlagnahmt war. Referent Enrico Edinger berichtet auf der Seite seiner eigenen Firma, dass er schon auf einer Veranstaltung des Honigmanns gesprochen hat, der wegen seiner unbelehrbaren Vorliebe für nationalsozialistische Symbole gerade zur Zeit eine Haftstrafe absitzt. Auf den Referenten Karl Probst berufen sich nicht nur die Vertreter der Germanischen Neuen Medizin. Psiram berichtet noch über ein paar Leichen aus seinem Keller, die ich nach so langer Zeit leider nicht mehr nachrecherchieren kann. Er soll schon 2004 gegenüber seinen Patienten Reichsbürgerideologie vertreten haben (als die noch kaum einer kannte), und weil er demnach auch seine Steuern nicht zahlen wollte, soll es in einem Ermittlungsverfahren des bayerischen Staatsschutzes auch eine Hausdurchsuchung bei ihm gegeben haben. Darüber soll er sich dann auch noch im Neuschwabenlandforum des unfreiwilligen Verschwörungstheorie-Internetstars Dr. Axel Stoll ausgelassen haben. Anfangs- und Schlussredner des letzten Akasha-Kongresses 2016, auch in Bergheim, waren Jo Conrad und Michael Vogt, die Initiatoren der Reichsbürgerkongresse Aufbruch Gold-Rot-Schwarz. Gerade über Vogt habe ich hier ja eigentlich schon genug geschrieben. Die Akasha-Congress-Website verlinkt auch noch ein Video von Initiator Ali Erhan im Interview mit Jo Conrad auf dessen Kanal bewusst.tv und ein Video von Stein-Zeit.tv. Andere Gäste auf Stein-Zeit.tv dürfen regelmäßig über „Die Souveränitätslüge“ fabulieren, unwidersprochen behaupten, die Bundesrepublik Deutschland sei eigentlich kein Staat oder für den „Freundeskreis Heimat und Recht“ werben.

Bei Reichsbürgern hört der Spaß nun wirklich auf.

Wobei, die Akasha-Congress-Website verlinkt ja auch diverse Sendungen des Onlineradios Okitalk, und wenn ich auf youtube sehe, wie Okitalk noch im Januar 2018 Werbung für die vom Insolvenzverwalter zerfledderten Reste von Peter Fitzeks Königreich Deutschland macht, während der im Knast sitzt, muss ich doch wieder lachen.

 

 

Kein Esoterikkongress in Gießen – dafür drei sehenswerte skeptische Veranstaltungen

Wenn in diesem Blog in den vergangenen Wochen relativ wenig Neues aufgetaucht ist, dann  liegt das zu einem gewissen Teil an einer Indienreise, zum Teil an einem Buchprojekt und zum Teil an der Tatsache, dass man ja irgendwann auch noch Geld verdienen muss. Es liegt aber auch zu einem nicht unerheblichen Teil an einem tollen Projekt, das ein kleiner Kreis von Ehrenamtlichen seit Juli in Gießen auf die Beine gestellt hat: Den Aktionstagen gegen geistige Brandstiftung.

Im Laufe des Sommers wurde bekannt, dass ein Zusammenschluss von Esoterikern, Verschwörungstheoretikern und rechten Reichsbürgern einen Kongress in Gießen angekündigt hatte. Die Referentenliste war beeindruckend erschreckend: Zu den bekanntesten Angekündigten gehörten wohl Motivationsguru Robert Betz, Reichsbürger Jo Conrad, „die Ursache deiner Krankheit liegt in dir selbst“-Dahlke, und Franz Hörmann, ein Wirtschaftsprofessor, der empfiehlt, seine Kredite einfach nicht zurückzuzahlen und meint, dass Gaskammern nichts mit Gaskammern zu tun gehabt hätten. Quantenquark war auch reichlich im Angebot: Michael König bietet eine Ausbildung zum Quantenpraktiker an (und meint damit nicht Fußpflege), Konstantin Meyl will die Relativitätstheorie widerlegt haben, nimmt dafür aber die Existenz sogenannter elektromagnetischer Skalarwellen an, die nie jemand finden konnte, und Nassim Haramein wäre eigentlich einen ganzen eigenen Artikel wert. Tatsächlich gerne mal live hören würde ich Simon Parkes, dessen Gruppenmeditation im September 2015 dem Teilchenbeschleuniger am CERN nicht genügend Energie zuführen konnte, um das Raumtor zu öffnen, so dass dann einige außerirdische Reptilienwesen auf der Erde festsaßen – das schreibt er zumindest auf seiner Homepage. Später wurde dann auch noch der gerade Haft sitzende oberste Souverän des Reichsbürger-Königreichs Deutschland angekündigt.

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Mit ein paar Leuten, die schon beim Protest gegen den Quer-Denken-Kongress 2015 in Friedberg dabei waren, ist es gelungen, ein Gegenprogramm zu planen und gleichzeitig die Stadtpolitik über den anstehenden Kongress und die Problematik damit aufzuklären. Irgendwie schaffen es rechtsesoterische Veranstalter  immer wieder, für ihre Unsinn öffentliche, aus Steuergeldern finanzierte Stadthallen anzumieten. In Friedberg und Neu-Isenburg dürfte die Verwaltung nach den dortigen Quer-Denken-Kongressen wachsamer sein, also hatte man dieses Mal in Gießen die Kongresshalle gemietet. Tatsächlich haben wir es aber auch in Gießen wieder geschafft, ein breites, parteiübergreifendes Bündnis von Junger Union bis Linksjugend und vom Humanistischen Verband bis zum Rat der Religionen für einen Protest gegen den Kongress zusammenzubekommen.

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Erfreulicherweise hat es dann aber die städtische GmbH durchgesetzt, nach einem Wechsel des offiziellen Veranstalters ihre peinlichen Mieter wieder loszuwerden, so dass der Kongress in Gießen nicht mehr stattfinden kann. Es gibt aber andernorts trotzdem noch genug von der Sorte. Im November steigt wieder ein Quer-Denken-Kongress, diesmal in Köln, mit einem großen Teil der Redner, auf die Gießen nun glücklicherweise verzichten durfte. Vom Rest der Redner konnte man die meisten (nur Simon Parkes nicht, der würde mich wirklich interessieren…) schon Anfang Oktober beim Kongress des Kopp-Verlags in Stuttgart sehen.

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Was aber (unter anderem auch wegen der vielen ähnlich gelagerten Kongresse) trotzdem in Gießen stattfinden wird, sind drei wunderbare Aufklärungsveranstaltungen, die eigentlich gegen den Kongress protestieren und über diesen aufklären sollten. Die Veranstaltungen werden vom ganzen Bündnis unterstützt – veranstaltet werden sie von der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), dem Allgemeinen Studierendenausschuss der Justus-Liebig Universität und dem Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) Hessen. Also kein Esoterikkongress in Gießen, dafür drei richtig gute skeptische Veranstaltungen. Da kann man nur sagen, der Anspruch als Wissenschaftsstadt wird voll erfüllt.

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Schon am Donnerstag, 13.10.2016 um 20 Uhr läuft im kommunalen Kino im Jokus, Ostanlage 25 in Gießen der Dokumentarfilm Die Mondverschwörung. Wer sich beim Lesen dieses Artikels gefragt hat, was Esoterik eigentlich mit rechtsextremem Gedankengut zu tun hat, ist bei diesem Film genau richtig. Hier ist der Trailer, aber am 13.10. haben wir noch viel mehr zu bieten. Im Anschluss an den Film steht der Regisseur Thomas Frickel für eine ausgiebige Diskussion zur Verfügung, und die ist mit ihm erfahrungsgemäß ähnlich unterhaltsam wie der Film, nur eben mit der Möglichkeit, nachzufragen.

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Für Montag, den 17.10.2016 um 20 Uhr im Margarete-Bieber-Saal der Universität, Ludwigstraße 34, konnten wir einen juristischen Experten und engagierten Blogger über die Reichsbürgerszene gewinnen: Oliver Gottwald schreibt den Eisenfrass-Blog und macht Fortbildungen für hessische Justizbeamte zum Thema. Passend zu den Reichsbürger-Rednern, die Gießen erspart geblieben sind, spricht er über Peter Fitzek, das Königreich Deutschland und die Reichsbürger. Wer noch keine Ahnung hat, wer Peter Fitzek ist; das auf dem Screenshot unten ist nicht etwa der Prinz Karneval, sondern der oberste Souverän persönlich, und beim Draufklicken kommt man auf eine längere Doku des MDR, vielleicht zum Vorgruseln vor Olivers Vortrag. Infos zum Nachlesen finden sich auch bei unseren Unterstützern vom Sonnenstaatland.

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Unsere Hauptveranstaltung wird dann der große Infoabend am 20.10. um 19.30 im großen zoologischen Hörsaal der Universität, Stephanstraße 24. Unter dem Titel „Schwurbler, Nazis, Scharlatane?“ werfen wir einen unterhaltsamen Rundumblick auf das Gedankengut, das auf rechtsesoterischen Kongressen und Internetseiten so verbreitet wird. Ich stelle Kongresse dieser Art und ein paar der eher realsatirischen Referenten (hatte ich schon erwähnt, dass ich Simon Parkes auf eine gruselig-bizarre Art interessant finde?) kurz vor. Später am Abend werde ich dann auch noch eine Quantenheilung zelebrieren und damit hoffentlich ganz viele Zuhörer heilen – also, vom Glauben an Quantenheilung wenigstens. Die beiden großen Jungs vom Heißluftdampfer machen eine Live-Podcastaufzeichnung über Reichsbürger, bei der auch Experte Oliver Gottwald wieder mit an Bord sein wird. Der Physiker und skeptische Blogger (Nullius in Verba) Sebastian Schmalz, mit dem ich letztes Jahr in Friedberg viel Spaß als Vortragsduo hatte, knöpft sich populäre Mainstreamesoteriker wir Robert Betz und Rüdiger Dahlke vor und erklärt, warum deren Vorstellungen eben nicht sanft und harmlos sind. Der Ingenieur Dr. Norbert Aust, der auch gerne über Homöopathie schreibt, spricht über die angeblich unbegrenzt verfügbare Freie Energie, deren Aushängeschild Klaus Volkamer Gießen auch erspart geblieben ist. Der Gießener Satiriker und Autor Jörg Schneider liest: „So werde ich Nazi – Welcher Extremismus passt zu mir?“. Durch den Abend führt der Musiker und Kolumnist Frank Mignon.

Vielen Dank an alle Beteiligten, die mitgeholfen haben, das Programm auf die Beine zu stellen. Es hat schon im Vorlauf und bei unseren Treffen mit den vielen Leuten aus den ganz unterschiedlichen Parteien und Organisationen einen Riesenspaß gemacht.

Danke auch an Alexander von Alistration, der uns vier von seinen großartigen Comics für unsere Aktionstage zur Verfügung gestellt hat. Hier ist nochmal einer von seiner eigenen Seite: