Ich verspreche, demnächst gibt es hier auch mal wieder einen Artikel zu einem konkreten Thema. Erst mal freue ich mich aber über eine weitere Rezension zum Buch – und in dem Fall freue ich mich ganz besonders, denn Spektrum der Wissenschaft ist ja nun in Medium, das mich schon über Jahrzehnte begleitet und durchaus zu meinem Interesse an einem naturwissenschaftlichen Studium beigetragen hat. Und ehe jetzt jemand sagt, dass Spektrum ein Buch aus dem eigenen Verlag rezensiert, sei ja nicht allzu überraschend – ich habe mir sagen lassen, das sei alles andere als selbstverständlich, und ein halbes Jahr nach Erscheinen des Buches hatte ich diese Hoffnung eigentlich aufgegeben. Wie auch immer, ich fühle mich geehrt, und das nicht nur weil die Kritik ja sehr positiv ausfällt.
Das schöne am Bloggen ist, dass man da als Kritisierter völlig ungebremst auch noch an den Details einer Kritik herumkritisieren kann. Insofern lasse ich es mir jetzt auch nicht nehmen, auf den Vorwurf einzugehen, meine „gesunde Skepsis“ versage „beim Thema Quantenbiologie ein wenig“. In der Tat, die dort angeführten Beispiele möglicher Quanteneffekte in lebenden Zellen sind kein allgemein etablierter Stand der Wissenschaft, sondern aktuelle Forschungsthemen mit Hypothesen, die aber immerhin von soliden experimentellen Daten unterstützt werden. Es ist auch ein riesiger Unterschied, ob man Quanteneffekte innerhalb eines einzelen Moleküls für möglich hält (und wie gesagt gute experimentelle Indizien dafür findet) oder ob man wie Roger Penrose aufgrund oberflächlicher Argumente behauptet, es müsse im angeblichen „Quantencomputer“ Gehirn Quanteneffekte mit einer Ausdehnung von mehreren Zentimetern geben. Ich weiß auch nicht, inwiefern ich den Geruchssinn, die Orientierung von Zugvögeln oder die Photosynthese „zu Quantenphänomenen erkläre“, wenn ich im Buch dazu jeweils die Formulierungen „spielt möglicherweise auch eine Rolle“, „spricht für die Hypothese“ und „deutet einiges darauf hin“ benutze.
Der Hinweis auf einen Quanteneffekt als Hypothese zur Orientierung von Zugvögeln findet sich übrigens auch in einem Lehrbuch aus dem gleichen Verlag, nämlich im Kapitel „Elektromagnetische Felder und der Spin“ im Grundlagenlehrbuch „Theoretische Physik“ von Matthias Bartelmann, Björn Feuerbacher und Anderen.
So oder so bin ich ganz sicher kein Experte für Quantenbiologie, und verweise daher zu diesem definitiv faszinierenden Thema gerne auf Autoren, die sich damit weitaus ausführlicher befasst und ein höchst lesenswertes Buch dazu geschrieben haben: Jim Al-Khalili und Johnjoe McFadden mit ihrem Life on the Edge, das es inzwischen erfreulicherweise auch auf Deutsch gibt. Ob man mit dem etwas pompösen und mystifizierenden Klappentext der deutschen Ausgabe glücklich sein muss, ist eine andere Frage, aber dafür können in der Regel die Autoren nichts…
2 Gedanken zu „Noch ’ne Rezension zum Quantenquark-Buch“