Mein Problem mit (bestimmten Vertretern) der „evidenzbasierten Medizin“ – zum Beispiel der heutigen STIKO

Regelmäßige Leser meines Blogs wissen ja, dass ich eine Tendenz zu einer gewissen, äh, Ausführlichkeit habe… Wer also direkt zu meiner Meinung zum aktuellen Problem der Covid-Impfung für Kinder und Jugendliche kommen möchte, kann einfach zur entsprechenden (nämlich der letzten) Zwischenüberschrift vorspringen. Wer wissen möchte, warum ich die aktuelle, fragwürdige Haltung der Ständigen Impfkommission (STIKO) dazu nicht für einen Zufall, sondern für den Ausdruck eines grundsätzlich problematischen Wissenschaftsverständnisses halte, sollte sich Zeit für den ganzen Text nehmen.

Von einem engagierten Skeptiker und gelegentlichen Unterstützer des Informationsnetzwerks Homöopathie sollte man eigentlich eine Eloge auf die „evidenzbasierte Medizin“ erwarten. Und natürlich lege ich tatsächlich großen Wert darauf, dass die Methoden der Medizin auf soliden wissenschaftlichen Ergebnissen beruhen. Ärzte oder Apotheker, die mir unter Berufung auf ihre subjektive Erfahrung Homöopathie, Anthroposophische „Medizin“, Akupunktur oder ähnliche überteuerte Placebos als wirksame Medizin verkaufen wollen, dürfen sich gerne andere Kunden suchen.

Mein Problem mit der „evidenzbasierten Medizin“ hat auch nicht wirklich etwas mit den Anführungszeichen zu tun, die dem einen oder anderen aufgefallen sein dürften. Die benutze ich einfach nur deshalb, weil es sich bei dem Begriff ganz vorsichtig ausgedrückt um eine ziemlich unglückliche Übersetzung des englischen evidence-based medicine (EBM – ich kann es mir immer noch nicht verkneifen, bei dem Kürzel erst mal an electronic body music zu denken) handelt, basierend auf dem, was man in der Sprachwissenschaft einen falschen Freund nennt. Auch wenn es dasselbe Wort zu sein scheint, Evidenz (also die Offensichtlichkeit eines Sachverhalts) bedeutet etwas anderes als evidence (Beweise). Wenn evidence in der medizinischen Wissenschaft evident wäre, könnte man sich einen großen Teil der Literatur zur EBM sparen.

Ich möchte der EBM auch nicht die Serie von haarsträubenden Stellungnahmen zur Pandemiepolitik ankreiden, die das „Netzwerk evidenzbasierte Medizin“ auf Betreiben seines inzwischen endlich zurückgetretenen damaligen Vorsitzenden Andreas Sönnichsen abgegeben hat. Darin hat sich kein grundsätzliches Problem der EBM gezeigt, sondern schlichtweg die Tatsache, dass auch wissenschaftliche Vereinigungen nicht davor gefeit sind, sich faktenresistente Querulanten in den Vorstand zu holen – und dann mitunter überraschend lange brauchen, um sie wieder loszuwerden. Letzteres dürfte in vielen Fällen damit zu tun haben, dass man dann wieder einen neuen Dummen (m/w/d) finden muss, der bereit ist, den in der Regel unbezahlten Vorstandsposten zu übernehmen.

Um auch das noch vorwegzuschicken: Ich weiß natürlich, dass ich mich als Nichtmediziner mit diesem Artikel auf relativ dünnes Eis begebe. Es ist immer problematisch, als fachfremde Person einen zumindest scheinbaren Konsens der Experten eines Themas hinsichtlich Methoden oder Inhalten ihres Fachgebiets zu kritisieren. Nachher kommt noch jemand auf die Idee, mich mit Clemens Arvay zu vergleichen, was ich wirklich gruselig fände. Ganz so gewagt, wie sie auf den ersten Blick scheint, ist meine Kritik allerdings nicht: Vom Grundsätzlichen her geht es nämlich nicht um originär medizinische Themen, sondern um allgemeine Fragen der Wissenschaftlichkeit und des Umgangs mit Wissenslücken, und in den konkreten Einzelfragen gibt es eine ganze Reihe von Medizinern, medizinischen Fachwissenschaftlern und sogar engagierte Verfechter der EBM, die dieselben Kritikpunkte vorbringen.

Was mich stört, ist, dass es unter Vertretern der EBM eine Tendenz gibt, Patientenstudien zum Maß aller Dinge zu machen und andere Informationen schlicht zu ignorieren. Beispiele dafür kommen gleich – einen Moment Geduld bitte noch. Rein menschlich ist das völlig verständlich. Gerade bei vielen Medizinern in der medizinischen Wissenschaft (in der zum Beispiel auch Physiker, Chemiker, Biologen und Mathematiker tätig sind) besteht ihre Forschungstätigkeit fast ausschließlich aus Patientenstudien. Ein großer Teil der wissenschaftlichen Diskussionen in der EBM beschäftigt sich mit den Fragen, wie eine gute Patientenstudie aussehen sollte und wie man aus einer Vielzahl in der Regel nicht übereinstimmender Patientenstudien die richtigen Schlüsse zieht. Wenn man sich den ganzen Tag damit beschäftigt, die perfekten Klebstoffe zu entwickeln, kann man leicht den Blick dafür verlieren, dass man manche Dinge doch besser einfach festschraubt.

Die perfekten Klebstoffe der EBM sind nach heutigem Stand randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien (randomized controlled trial, RCT) sowie nach klar festgelegten Regeln durchgeführte Metaanalysen aus vielen einzelnen Patientenstudien. Beides sind in langjährigen wissenschaftlichen Diskussionsprozessen ausgefeilte, trickreiche Methoden, um bekannte Fehlerquellen beim Experimentieren mit Menschen zu minimieren.

Wer die Methodik solcher Studien und die dadurch berücksichtigten Fehlerquellen schon gut kennt und auf den Punkt kommen möchte, kann gerne bis zur folgenden Zwischenüberschrift („Wo ist also das Problem?“) vorspringen. Da diese Methoden der EBM aber tatsächlich ziemlich genial sind und immer noch viel zu oft ignoriert werden, möchte ich sie an dieser Stelle doch noch einmal kurz rekapitulieren. Zunächst einmal, welche Probleme kann man bei der Durchführung einer einzelnen Patientenstudie durch eine RCT vermeiden?

  • Gesundheitliche Parameter eines Menschen ändern sich im Zeitverlauf von ganz allein; vor allem viele Krankheiten bessern sich zumindest zeitweilig. Um die Wirkung einer bestimmten Maßnahme erkennen zu können, taugt ein vorher-nachher-Vergleich also nicht. Man muss eine behandelte mit einer unbehandelten Patientengruppe vergleichen (kontrollierte Studie).
  • Begleitumstände einer Maßnahme wie die Aufmerksamkeit und Zeit behandelnder Personen, der Weg zur Behandlung oder die Einnahme eines Mittels können nicht nur die wahrgenommene Gesundheit, sondern auch objektiv messbare Parameter beeinflussen. Die Begleitumstände sollten also zwischen behandelter Gruppe und Kontrollgruppe möglichst identisch sein (Placebokontrolle).
  • Das Wissen, ob man zur behandelten oder zur Kontrollgruppe gehört, beeinflusst nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch das Verhalten und letztlich messbare Parameter wie Blutdruck oder Hormonspiegel. Die Probanden dürfen das also während der Studie nicht wissen (Verblindung).
  • Wenn Mitarbeiter der Studie, die Probanden behandeln oder die Ergebnisse erheben, wissen, wer zu welcher Gruppe gehört, können sie, auch unbewusst, unterschiedlich mit den Probanden umgehen oder die Ergebnisse verzerren. Wer mit den Probanden oder mit den Daten einzelner Probanden zu tun hat, sollte die Gruppenzuordnung also ebenfalls nicht kennen (Doppelverblindung).
  • Jede systematische Zuordnung der Probanden zur behandelten oder der Kontrollgruppe (Ort, Zeit, Krankenhausstation…) kann zu einem ungewollten Einfluss auf die Ergebnisse führen. Man muss diese Zuordnung also auslosen (Randomisierung).

Diese Maßnahmen definieren den Standard bei den erwähnten RCTs, die nach heutigem Stand die  verlässlichste Form sogenannter Interventionsstudien (also Studien, bei denen man den Effekt einer kontrollierbar einzusetzenden Maßnahme untersucht) sind. Wenn man den zu untersuchenden Einfluss zum Zeitpunkt der Studie nicht (mehr) kontrollieren kann, dann ist man auf Beobachtungsstudien angewiesen. Diese sind zwangsläufig fehleranfälliger als RCTs. Auch hier hat die EBM allerdings Handwerkszeug, um die unvermeidlichen Fehler wenigstens einigermaßen im Griff zu halten. So kann ein case matching, also eine 1:1-Zuordnung von Probanden mit gleichen Eigenschaften den Effekt der Randomisierung in Teilen ersetzen. Will man also zum Beispiel den Krankheitsverlauf bei trotz Impfung erkrankten Covid-Patienten mit dem bei Ungeimpften vergleichen, dann würde man jeweils Patienten gleichen Alters und Geschlechts gegenüberstellen. Da das matching zwangsläufig unvollständig ist (man kann in der Regel nicht auch noch sämtliche einzelnen Vorerkrankungen, Rauchverhalten, sozialen Status und Freizeitgestaltung gegenüberstellen), hat aber auch dieses Verfahren Grenzen.

Schließlich versucht die EBM in aller Regel, ihre Schlussfolgerungen nicht nur aus einer einzelnen Studie zu ziehen. Da unterschiedliche Studien zur selben Fragestellung sich in der Regel in ihrer Methodik und in ihren Ergebnissen unterscheiden, nutzt man systematische Reviews um ein Gesamtbild der relevanten Datenlage zu bekommen. Als verlässlichste Form eines solchen Gesamtbilds gelten Metaanalysen, in denen die Daten aus vielen Patientenstudien statistisch zusammengeführt werden. Hierzu gibt es Regeln, nach denen die Qualität unterschiedlicher Studien bewertet und unzureichende Studien ausgeschlossen werden. RCTs haben danach einen höheren Wert als kontrollierte Studien ohne Verblindung, Beobachtungsstudien oder Einzelfallbeschreibungen, große RCTs einen höheren Wert als solche mit nur wenigen Probanden. Bei Metaanalysen gibt es sogar statistische Methoden, die berücksichtigen und in Teilen kompensieren können, dass Studien mit negativem oder uneindeutigem Ergebnis häufig nicht publiziert werden. Gründe für diesen sogenannten publication bias können darin liegen, dass Forschende eine Bestätigung für ihre eigenen Überzeugungen erhoffen und Studien ohne solches Ergebnis eher selbst für fehlerhaft halten – sie erhalten aber auch als Forschungsleistung allgemein weniger Anerkennung und werden mitunter auch als Doktorarbeit oder ähnliche Qualifikationsleistung nicht angenommen. Effektiv verhindert wird ein solcher publication bias aber nur bei den Zulassungsstudien für neue Arzneimittel. Dafür muss eine Studienbeschreibung mit Umfang, Methoden und Zielgrößen vor Studienbeginn öffentlich einsehbar registriert werden, so dass es nicht möglich ist, eine ganze Studie oder einzelne Auswertungen darin unbemerkt verschwinden zu lassen.

Wo ist also das Problem?

Angesichts dieses umfangreichen Instrumentariums, um Fehler bei Patientenstudien zu eliminieren, wo ist dann das Problem damit, sich bei medizinischen Fragen ganz an Patientenstudien orientieren zu wollen? Schließlich geht es in der Medizin immer darum, was Patienten hilft.

Im Spätsommer des Jahres 2000, in den letzten Wochen vor der Stillegung des damals leistungsstärksten Beschleunigers am CERN, des Large Electron Positron Collider (LEP), wurde die Strahlenergie über die normale Leistungsgrenze der Beschleunigerelemente hinaus gesteigert. Das Ziel war, ohne Rücksicht auf mögliche Schäden an der bereits ausgereizten Anlage doch noch einen Blick zu wenigstens etwas höheren Energien zu erhaschen und dort möglicherweise neue Teilchen zu entdecken. Tatsächlich meldeten im September 2000 mehrere Detektoren an dem Beschleuniger ungewöhnliche Ereignisse, entsprechend der Entdeckung eines neuen Teilchens der Masse 113 GeV und mit Eigenschaften passend zum lange gesuchten Higgs-Teilchen. Insgesamt wurden mehr als dreimal so viele dieser Ereignisse entdeckt als aufgrund der Streubreite des Untergrundrauschens durch Zufälle zu erwarten gewesen wäre – ein sogenannter 3-Sigma-Effekt. Die Messungen hätten damit ohne ein neues Teilchen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von weniger als 1:300 zufällig zustande kommen können.  Die Leitung des CERN verlängerte auf Bitten der Experimente den Betrieb des Beschleunigers noch um wenige Wochen. Als die Daten dann noch nicht genauer waren, wurde die Anlage stillgelegt, um Platz für den 2010 in Betrieb genommenen Large Hadron Collider (LHC) zu schaffen. Ein 3-Sigma-Effekt lockt in der Teilchenphysik niemanden hinter dem Ofen hervor. Damit man von der Entdeckung eines neuen Teilchens ausgeht, braucht man mindestens einen 5-Sigma-Effekt, wie er nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:3,5 Millionen zufällig zustande kommt. Und die Zweifler hatten Recht: Als am 4. Juli 2012 das CERN erklärte, am LHC sei endlich das Higgs-Boson gefunden worden, lag seine Masse bei 125 GeV und damit weit außerhalb der Reichweite des LEP. Das mysteriöse Teilchen bei 113 GeV, das in den letzten Wochen des LEP beobachtet worden war, existiert nicht.

Was hat diese kleine Geschichte aus der jüngeren Historie der Teilchenphysik mit Patientenstudien zu tun? In der Medizin, aber auch in der Psychologie gilt ein 2-Sigma-Effekt, der immerhin mit einer Häufigkeit von 1:20 einfach durch Zufall auftreten kann, als „statistisch signifikant“ und als akzeptierter Beleg für die Existenz eines Effekts, also zum Beispiel für die Wirksamkeit eines Arzneimittels. Heute wissen wir auch aus der Praxis sehr sicher, dass alle gegen Covid-19 zugelassenen Impfstoffe extrem wirksam sind, aber bei der Zulassungsstudie für den Impfstoff von AstraZeneca gab es eine Gewissheit, dass der Schutz durch den Impfstoff besser als 50% ist, auch nur auf dem Niveau eines 2-Sigma-Effekts. Dieses schnelle Akzeptieren eigentlich noch recht unsicherer Ergebnisse ist kein Zeichen schlechten wissenschaftlichen Arbeitens, sondern ergibt sich mit einer gewissen Zwangsläufigkeit aus dem Untersuchungsgegenstand. Echte, lebende Menschen sind so ungefähr der beschissenste Untersuchungsgegenstand, mit dem Wissenschaftler zu tun haben können. Sie sind nicht nur komplexe biologische Systeme; sie wissen auch, dass sie Teil einer Untersuchung sind und beeinflussen absichtlich und unabsichtlich das Ergebnis. Man kann auch nicht wie in der Teilchenphysik einfach die Zahl der Versuche erhöhen, um statistisch belastbarere Aussagen zu bekommen. Selbst wenn man im Prinzip genug Patienten hätte – wenn eine Therapie in einer Studie „statistisch signifikant“ gezeigt hat, dass sie für kranke Menschen erhebliche Vorteile bietet und vielleicht lebensrettend ist, wird kaum eine Ethikkommission erlauben, dass man einer Placebogruppe diese Therapie noch vorenthält, nur um noch einmal zu überprüfen, ob die Ergebnisse dieser ersten Studie auch wirklich stimmen. Natürlich gibt es auch bei Untersuchungen an Patienten immer wieder Ergebnisse, die auch statistisch sehr, sehr eindeutig sind. So war vom BioNTech/Pfizer-Impfstoff schon bei der Zulassung klar, dass seine Wirksamkeit gegen symptomatische Erkrankungen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit über 90% und mit absoluter Sicherheit über 80% liegt. Auch dass die Infektionssterblichkeit von Covid (der ursprünglichen Variante, aktuelle sind gefährlicher) bei der in Deutschland vorliegenden Altersstruktur der Bevölkerung nicht wie von Querdenkern gerne behauptet bei 0,3%, sondern bei fast 1% liegt, ist mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu Milliarden sicher. So eindeutige Ergebnisse sind aber in Patientenstudien nicht unbedingt die Regel. Das liegt zum Teil auch einfach daran, dass Forschung an menschlichen Probanden sehr teuer ist und es gerade bei selteneren Krankheiten nicht einfach ist, viele geeignete Patienten zu finden, die auch noch bereit sind, an einer Studie teilzunehmen.

Zu diesen statistischen Problemen, die sich wenigstens halbwegs solide beziffern lassen, kommt eine ganze Reihe von systematischen Verzerrungen, die sich aus der Arbeit mit Menschen ergeben. Die offensichtlichsten Probleme werden durch gute Randomisierung zu statistischer Streuung umgewandelt – das schützt aber nicht vor absichtlicher Manipulation durch Beteiligte der Studie. Bei Interessenkonflikten, die Anlass zu solchen Manipulationen bieten können, denken die meisten Menschen zuerst an finanzielle Faktoren, zum Beispiel wenn Studien von Pharmaunternehmen finanziert werden. Diese sind jedoch veröffentlichungspflichtig und leicht nachvollziehbar. In Gesundheitsfragen, gerade bei der Forschung an Patienten, gibt es jedoch noch ganz andere Interessenkonflikte. So kann Ärzten, die an einer Patientenstudie beteiligt sind, unter Umständen das Wohlergehen ihrer eigenen Patienten näher liegen als ein wissenschaftlich sauberes Ergebnis der Studie insgesamt. Auch Querdenkerprofessoren wie John Ioannidis oder Luc Montagnier dürften bei ihren haarsträubenden Pseudostudien zur Pandemie oder ihrer Desinformation über Impfungen zumindest in einigen Fällen der Überzeugung gewesen sein, das Beste für die Menschheit zu bezwecken, auch wenn ihnen eigentlich klar gewesen sein muss, dass ihre Aussagen wissenschaftlich lächerlich sind.

Ein besonderes Problem in Patientenstudien ist der richtige Umgang mit Probanden, die ihre Beteiligung an der Studie vorzeitig abbrechen. Da eine solche Entscheidung neben externen Faktoren auch von fehlender Wirkung oder auftretenden Nebenwirkungen beeinflusst sein kann, lässt sich dieses Problem nicht durch Randomisierung und Verblindung in den Griff bekommen. Die korrekte Berücksichtigung solcher Studienaussteiger hängt daher von der exakten Fragestellung ab und ist entsprechend umstritten. Weitere Probleme, darunter eins, das in der Pandemie auftauchte, eine unüberschaubare Zahl viel zu kleiner, unkoordinierter und dadurch auch in der Summe wenig aussagekräftiger Studien zu sich überlagernden Themen, wurden im Mai in einem Artikel in Nature thematisiert.

Die Methoden, die im Rahmen der EBM für Patientenstudien entwickelt wurden, sind also nicht etwa das Nonplusultra der Wissenschaftlichkeit, sondern eher eine Krücke, die es ermöglichen soll, unter ausnehmend schwierigen Bedingungen wenigstens halbwegs belastbare Ergebnisse zu liefern. Letztlich können Patientenstudien selbst bei sorgfältigster Durchführung nicht die Verlässlichkeit guter Labordaten erreichen. Sie bleiben aber unverzichtbar, weil in der Medizin bei rein laborbasierten Studien immer die Frage der Übertragbarkeit auf das Gesamtsystem Mensch bleibt. In der Zulassung neuer Arzneimittel ist das kein Widerspruch: Bei neuen Substanzen, die heute als Arzneimittel zugelassen werden, sind die zugrundeliegenden chemischen Reaktionen verstanden, die Wirkung in der einzelnen Zelle ist im Labor mit höchster Genauigkeit geprüft, und die Übertragbarkeit auf einen Gesamtorganismus ist Tierversuchen nachgewiesen worden, bevor überhaupt die erste Patientenstudie genehmigt werden kann. In den klinischen Studien der Phasen II und III, in denen die Wirksamkeit nachzuweisen ist, geht es also nur noch darum, zu zeigen, dass das, was im Reagenzglas, in der einzelnen Zelle und im Tiermodell funktioniert, im Menschen auch noch funktioniert. Das ist nicht selbstverständlich, und auch hier müssen immer wieder Wirkstoffkandidaten aufgegeben werden, aber der verbleibende Schritt ist relativ klein. Nur deshalb ist es vertretbar, ein Arzneimittel schon nach zwei „statistisch signifikanten“ Patientenstudien (die unter Umständen auch in eine große Studie zusammengefasst werden können) für wirksam zu erklären.

Ganz anders sieht es aus, wenn Sachaussagen mit wissenschaftlichem Anspruch ausschließlich mit Studien am Menschen begründet werden, wie das neben der Medizin auch in der Psychologie oft unvermeidbar ist. Man kann und muss das mitunter tun, nur darf man dabei eben nicht das wackelige Fundament einer solchen Methodik vergessen. Genau das liest man aber immer wieder auch bei Vertretern der EBM, womit ich jetzt endlich bei meinen Beispielen bin.

Die sogenannte Alternativmedizin

2013 forderte Christian Weymayr unter dem Begriff der Scientabilität und damals konkret mit Bezug auf die Homöopathie, Patientenstudien nur dann durchzuführen, wenn die zu prüfende Wirkung nicht im Widerspruch zu sicheren wissenschaftlichen Erkenntnissen steht. Eine ähnliche Stoßrichtung hatte die Forderung nach einer science based medicine anstelle der heutigen evidence based medicine, die 2014 von den amerikanischen Medizinern David Gorski und Steven Novella erhoben wurde. Kritik an diesen eigentlich selbstverständlichen Forderungen hagelte es nicht nur von Vertretern antiwissenschaftlicher Positionen wie Harald Walach, sondern auch von namhaften Vertretern der EBM wie Heiner Raspe und Jutta Hübner, bizarrerweise sogar aus der Skeptikerszene. Eine Zusammenfassung der Diskussion um die Scientabilität findet sich in der Homöopedia. Selbst gestandene Naturwissenschaftler sind immer wieder bereit, sich auf Patientenstudien als einzigen Beleg einer Wirkung einzulassen. So betonte der von mir sehr geschätzte 2020 verstorbene Physikprofessor Martin Lambeck immer wieder, wie viele Nobelpreise nicht nur für Medizin, sondern auch für Physik und Chemie fällig wären, wenn diverse alternativmedizinische Verfahren wirksam sein sollten. In seinem Buch „Irrt die Physik?“ schlug er, um diese zu testen, jedoch ausgerechnet Patientenstudien vor. Ich bezweifle allerdings, dass Martin Lambeck es tatsächlich für sinnvoll gehalten hätte, einen Nobelpreis für Physik auf der Basis von Patientenstudien zu vergeben.

Selbstverständlich macht es für die Aussagekraft einer Patientenstudie einen erheblichen Unterschied, ob sie nur die Anwendbarkeit gesicherter Laborergebnisse im Menschen bestätigt (wie bei der Arzneimittelzulassung), ob sie Thesen prüft, die naturwissenschaftlich unbelegt, aber im Prinzip möglich sind (das gilt für viele Naturheilverfahren), ob das zu prüfende Verfahren an sich wirken könnte, aber auf einer komplett unsinnigen Theorie fußt (wie Ayurveda oder die „traditionelle chinesische Medizin“ samt der Akupunktur) oder ob schon die Wirkung selbst durch Naturgesetze ausgeschlossen ist, wie bei homöopathischen Hochpotenzen oder der Geistheilung. Keine Ansammlung noch so vieler Patientenstudien kann Naturgesetze widerlegen. Natürlich können wir auch Naturgesetze falsch verstanden haben. Natürlich können Physik und Chemie falsch oder grob unvollständig sein. Dafür müsste aber sehr, sehr, sehr vieles in der Natur ganz zufällig gerade so herauskommen, als wären unsere Naturgesetze eben doch fast immer richtig. Um das zu überprüfen, wären Studien am Menschen aber ein vollkommen untaugliches Mittel.

Eine Wirksamkeit der Homöopathie und damit die Ungültigkeit von Naturgesetzen aus Patientenstudien belegen zu wollen, ist ungefähr so sinnvoll, als wolle man die Bahn des Mondes aus Messungen der Gezeiten am Meer berechnen: Man kann das irgendwie machen, aber es ist so ziemlich das untauglichste Mittel, das man sich vorstellen kann, wenn das Ergebnis wesentlich verlässlicheren Methoden widerspricht. Das absurd klingende Beispiel ist übrigens nicht ganz willkürlich gewählt: 1692 berechnete Edmond Halley basierend auf Gezeitenmessungen an der englischen Küste, Newtons Mechanik und seinen eigenen Messungen von Mondbahn und Monddurchmesser die Dichte der Erde im Verhältnis zu der des Mondes und kam zum Ergebnis, dass die Erde innen hohl sein müsse.

Die HPV-Impfung

2008 forderte eine Gruppe angesehener Medizinprofessoren eine Rücknahme der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), Mädchen gegen menschliche Papillomaviren (HPV) zu impfen, „und ein Ende der irreführenden Information“. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehörten mit Norbert Schmacke und dem heutigen Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Jürgen Windeler auch prägende Vertreter der EBM in Deutschland. HPV verursachen Genitalwarzen und ähnliche Zellveränderungen auf Schleimhäuten und sind in der Folge für einen großen Teil der oft tödlich verlaufenden Erkrankungen mit Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Zwei Impfstoffe (Gardasil und Cervarix) verhindern eine Infektion mit den HPV-Untertypen, die am häufigsten für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind (und wie man inzwischen weiß auch recht gut mit anderen Untertypen). Die Argumentation des Aufrufs basierte darauf, dass zu diesem Zeitpunkt die Wirksamkeit der Impfung nur gegen Krebsvorstufen nachgewiesen war. Ein direkter statistischer Nachweis, dass geimpfte Frauen weniger Tumore bekommen, war noch nicht erbracht. Das lag aber nicht an den Impfstoffen, sondern einfach an der Natur der Sache: Geimpft wurden damals weibliche Jugendliche von 12 bis 17 Jahren (sinnvollerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr, weil die Viren sexuell übertragen werden), und das mittlere Erkrankungsalter für Gebärmutterhalskrebs liegt bei 52 Jahren. Für den direkten Nachweis hätte man also einfach nur sehr lange warten müssen, während mehr junge Frauen ungeimpft geblieben, mit HPV infiziert worden und später an Krebs gestorben wären. Was die Zulassungsbehörden in allen entwickelten Ländern und eben auch die STIKO stattdessen getan haben, war, die Informationen aus Patientenstudien zur Wirkung der Impfstoffe mit anderen Patientenstudien und Laborforschung über die Entwicklung der Krebszellen zusammenzufassen und entsprechende Schlüsse zu ziehen.

Ich bin kein Mediziner. Ich war damals tatsächlich neugierig und hätte gerne von jemandem vom Fach eine Erklärung gehabt, wie denn nach Meinung der Unterzeichner des Aufrufs die Tumore plötzlich trotzdem entstehen sollten, wenn die Viren, von denen sie ausgelöst werden, und die Krebsvorstufen, aus denen sie entstehen, nicht mehr da sind. Auf diese Frage konnte mir Professor Windeler in einem E-Mail-Wechsel keine nachvollziehbare Antwort geben. Stattdessen kam von ihm ein Beharren darauf, dass nach den Regeln der EBM ein direkter Wirksamkeitsnachweis in Patientenstudien erforderlich sei, um die Impfung empfehlen zu können.

Ich weiß, hinterher ist man immer klüger. Ich weiß, es hätte irgendeine (zwangsläufig extrem seltene, weil weder in den Zulassungsstudien noch in den ersten zwei Jahren der Anwendung entdeckte) schwere Nebenwirkung der Impfungen geben können. Ich weiß, die Tumore hätten durch irgendeinen verrückten Mechanismus auch ohne die Viren und die Krebsvorstufen entstehen können. Ich weiß nur bis heute nicht, wie man das damals für wahrscheinlich oder für entscheidungsrelevant halten konnte. Inzwischen, da wir klüger sind, wird die Impfung nicht nur für Mädchen schon im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen, sondern auch für Jungen – weil die Impfstoffe so gut vertragen werden, weil dadurch auch ungeimpfte Frauen geschützt werden können, weil auch Peniskrebs und sogar der häufige Prostatakrebs mit HPV in Verbindung gebracht werden und weil eben auch Genitalwarzen bei Männern nicht toll sind.

Die Forderung nach dem „Ende der irreführenden Information“ schlug damals hohe Wellen durch die deutschen Publikumsmedien. Sie verunsicherte Eltern, die eine Impfentscheidung für ihre Töchter und später auch für ihre Söhne hätten treffen müssen. Sie verunsicherte aber auch die Politik, die sich nie zu systematischen Impfkampagnen in den Schulen, wie ich sie aus meiner Kindheit gegen Polio kenne, aufraffen konnte. 2018 lag die Impfquote gegen HPV unter 15jährigen Mädchen in Deutschland bei erbärmlichen 31%. An unverbesserlichen Impfgegnern lag das nicht: Die agitieren viel stärker gegen die Masernimpfung, und dort hatten wir bei der Einschulung schon vor der Einführung der Impfpflicht 2020 Impfquoten um 95% mit zwei Impfungen und über 98% Erstimpfungen.

Inzwischen kommen immer mehr Daten aus der realen Anwendung, die zeigen, wie wichtig es gewesen wäre, schon vor 12 Jahren weitaus konsequenter gegen HPV zu impfen, aus Australien, aus Finnland (wo inzwischen auch eine direkte Wirkung der Impfung gegen Tumore nachgewiesen ist), aus Schweden…  Und während es in den USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Skandinavien längst völlig normal ist, dass Jugendliche unabhängig vom Geschlecht gegen HPV geimpft werden, werden in Deutschland in 20 oder 30 Jahren Frauen mittleren Alters an Tumoren sterben, die sie nicht haben müssten.

AstraZeneca für Senioren

Die Absurditäten, die unter Berufung auf die EBM verbreitet wurden, haben in der Pandemie einen neuen Höhepunkt erreicht; wieder geht es um Impfstoffe, nur anders als 2008 ist es dieses Mal die STIKO selbst mit ihrem jetzigen Vorsitzenden Thomas Mertens, die einseitig den Patientenstudien verfallen ist.

Der Covid-Impfstoff von AstraZeneca (Vaxzevria/ChAdOx1/AZD1222) wurde am 29.1.2021 in der EU zugelassen. Schon einen Tag vorher hatte die STIKO die Empfehlung abgegeben, den neuen Impfstoff nur für die Altersgruppe unter 65 und damit nicht für die am meisten gefährdete Risikogruppe über 80 einzusetzen. Der Grund für die kuriose Empfehlung waren nicht etwa konkrete Bedenken. Die Begründung war schlichtweg die hier schon bekannte: Zur Wirksamkeit in dieser Altersgruppe gäbe es in den Zulassungsstudien keine hinreichenden Daten für einen direkten Nachweis. Der STIKO waren schlicht zu wenige Senioren in den Studien. Etwas zugespitzt hätte man mit derselben Begründung empfehlen können, den Impfstoff nicht für Rothaarige, für Linkshänder oder für Beamte zu verwenden.

Es ist natürlich bekannt, dass ein Immunsystem im hohen Alter nicht mehr so gut lernt, sich an neue Bedrohungen anzupassen, was auch den Effekt von Impfungen reduziert. Man wusste aber aus Laboruntersuchungen in den frühen klinischen Studienphasen, dass durch alle drei zu diesem Zeitpunkt zugelassenen Impfstoffe eine robuste Immunreaktion auch bei alten Probanden erzeugt wurde, und von den beiden anderen Impfstoffen wusste man auch aus dem direkten Nachweis an Probanden, dass diese Immunreaktion auch alte Menschen vor einer Erkrankung schützt. Es gab keinen vernünftigen Grund für die Annahme, dass die Altersabhängigkeit der Wirkung bei dem AZ-Impfstoff anders sein sollte. Die Empfehlung basierte ausdrücklich nur auf dem Fehlen eines direkten Nachweises durch zu wenige alte Probanden in den Studien.

Die STIKO-Empfehlung trug auch dazu bei, dass das durch Verzögerungen und die (nach der Papierform) etwas geringere Wirksamkeit bereits beschädigte Image des AZ-Impfstoffs weiter geschwächt wurde. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine Impfkampagne, das Vertrauen der Bevölkerung in die Sicherheit und Wirksamkeit der eingesetzten Impfstoffe, wurde leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Die fragwürdige Stellungnahme von Deutschlands wichtigstem Expertengremium zu diesem Thema befeuerte auch die haltlosen Gerüchte, der AZ-Impfstoff sei bei älteren nur zu 8% wirksam (tatsächlich stammte die absurde Zahl daher, dass in den Zulassungsstudien nur 8% der Probanden über 65 war).

Ich weiß, hinterher ist man immer klüger. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt wissen, dass der psychologische Schaden noch viel größer werden würde. Niemand konnte wissen, dass gerade der AZ-Impfstoff möglicherweise in sehr seltenen Fällen zu ernsten Nebenwirkungen in Form von Sinusvenenthrombosen führen könnte, die, wie es aktuell aussieht, vor allem junge Menschen betreffen könnten – ausgerechnet die jungen Menschen, die gerade in Deutschland ganz überwiegend mit AZ geimpft wurden, weil die STIKO sich gegen eine Anwendung bei alten Menschen ausgesprochen hatte. Das konnte niemand wissen.

Was man aber wissen konnte: Zu diesem Zeitpunkt hatten in Deutschland weniger als zwei Millionen Menschen eine Erstimpfung gegen Covid erhalten, erst rund 500.000 waren voll geimpft. Der weit überwiegende Teil der über 80jährigen hatte noch nicht einmal einen Impftermin. In Hessen waren viele Impfzentren noch gar nicht eröffnet. Die Intensivstationen waren noch voll von der zweiten Welle; in Großbritannien wütete die Alpha-Variante, und jeder (außer vielleicht den Ministerpräsidenten der Bundesländer) konnte wissen, dass uns durch Alpha eine üble dritte Welle bevorstand. Die Nutzung der AZ-Impfung für Jüngere mag dazu geführt haben, dass die eine oder andere Pflegekraft früher geschützt war – für die (nach der eigenen Analyse der STIKO) am dringendsten zu schützenden Personen hat die STIKO die Aussicht auf einen Impftermin aber weiter nach hinten geschoben. So sind unnötig viele alte Menschen ungeschützt in die dritte Welle geraten, und auch wenn sich das nach den strengen Regeln der EBM nicht wird beziffern lassen – es müssen unnötig viele dadurch gestorben sein.

Covid-Impfung für Jugendliche

Am 31.5. genehmigte die Europäische Kommission auf Empfehlung der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) den Einsatz des ersten Covid-Impfstoffs (Comirnaty von BioNTech/Pfizer) für Jugendliche ab 12 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war der Impfstoff in den USA bereits seit drei Wochen bei Jugendlichen im Einsatz, mit dem erklärten Ziel, die entsprechende Altersgruppe bis zum Ende der Sommerferien möglichst flächendeckend geimpft zu haben. Schon in den ersten Medienberichten über die Zulassung tauchten jedoch Gerüchte auf, in Deutschland werde die STIKO den tatsächlichen Einsatz der Impfung für Jugendliche nicht empfehlen.

Einen Tag später erschien die bislang wohl skurrilste Folge des NDR-Podcasts Coronavirus Update. Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek und die aus diversen Folgen mit Ciesek und Christian Drosten erfahrene NDR-Journalistin korinna Hennig versuchten mit mäßigem Erfolg, ihre Fassungslosigkeit zu überspielen, als der als Gast zugeschaltete STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal offiziell beschlossene Entscheidung seines Gremiums verteidigte. Auch wenn das sicherlich nicht Mertens‘ Absicht war – seine Argumentation wäre auf der Bühne einer Querdenker-Demo nicht sonderlich aufgefallen.

5.7.21: Angesichts Mertens‘ aktueller Äußerungen zum Testen von Schülern würde ich meine Einschätzung „Auch wenn das sicherlich nicht Mertens‘ Absicht war“ in Frage stellen. Das lässt auch Mertens‘ bizarre Äußerungen im NDR-Podcast, dass er die noch völlig ungetesteten Lebendimpfungen gegen Covid für sicherer hält als die inzwischen hunderte-millionenfach erfolgreich eingesetzten modernen Impfstoffe, in einem anderen Licht erscheinen. Letztlich muss man wohl einfach konstatieren, dass wir in der STIKO ein Personalproblem haben

4.7.21: Inzwischen beruft sich, wenig überraschend, die AfD genüsslich auf diese Glanzleistung der STIKO:

So erklärte Mertens, sachlich nicht falsch, die in den Studien geimpften 1100 Jugendlichen seien zu wenig, um seltene Nebenwirkungen ausschließen zu können, blieb aber jede Antwort dazu schuldig, wie man einen solchen Nachweis denn erbringen könne, wenn nicht dadurch, dass man eben mehr Jugendliche impft. In der Praxis wird das dazu führen, dass dann eben amerikanische, israelische und britische Jugendliche das Versuchskaninchen für Mertens‘ Sicherheitsanforderungen sein werden, weil in diesen Ländern die wissenschaftlichen Berater realistischer sind. Weitaus schlimmer war aber Mertens‘ folgende Aussage: „So […] wissen wir natürlich, dass bestimmte Spätfolgen einer Impfung schon auch nach Monaten sehr selten natürlich, aber möglich sind.“ Praktisch alle Fachwissenschaftler und seriösen Wissenschaftskommunikatoren, die sich öffentlich zu Covid äußern, reden sich seit einem halben Jahr den Mund fusselig, dass es solche „Spätfolgen“ bei Impfungen noch nie gegeben hat und dass auch kein halbwegs plausibler Mechanismus vorstellbar ist, wie ein im Körper längst abgebauter Impfstoff solche Folgen haben könnte. Dass ausgerechnet der Vorsitzende der STIKO diesen Gerüchte-Zombie wieder aus der Impfgegner-Gruft wanken lässt, ist, gelinde gesagt, enttäuschend.

Während sich Mertens zu vollkommen hypothetischen (und zumindest zum Teil vollkommen unrealistischen) Nebenwirkungen also – sachlich nicht falsch – auf die unzureichende Datenlage beruft, stuft er die aus den USA  berichteten, sehr seltenen Fälle von Myocarditis in zeitlicher Nähe zu einer Impfung als entscheidungsrelevant ein, obwohl ihm selbst klar ist, dass die Datenlage ebenfalls unzureichend ist, um zu beweisen, dass es da überhaupt einen kausalen Zusammenhang gibt. Erst mit den nach dem Podcast zusätzlich eingetroffenen Daten sprechen die amerikanischen Centers for Disease Control (CDC) inzwischen von einem „wahrscheinlichen Zusammenhang“, verweisen aber gleichzeitig auf die sehr kleine Zahl überwiegend harmloser Fälle. Am 11. Juni waren von 1226 Fällen von Myocarditis, die bei 300 Millionen Impfungen aufgetreten waren, fast alle schon wieder gesund. Nur neun waren noch im Krankenhaus, zwei auf Intensivstationen. Kurz gesagt präsentiert Mertens, unter Berufung auf die EBM, jede Wissenslücke und jede Unsicherheit als Argument fürs Nichtstun und vergrößert diese Wissenslücken noch, indem er, wie wir es hier jetzt schon mehrfach hatten, jede Überlegung beiseite wischt, die sich nicht unmittelbar aus Patientenstudien ergibt. Und, nochmal, ich kritisiere hier nicht als medizinischer Laie einen Konsens von Fachwissenschaftlern. Vielmehr ist es, wie zuvor bei der Altersempfehlung für den AZ-Impfstoff, die STIKO, die gegenüber internationalen Fachkreisen eine Außenseitermeinung vertritt. Die Experten der CDC kommen auch aufgrund der heutigen Datenlage zur exakt gegensätzlichen Einschätzung wie die STIKO. 5.7.21: Ebenso eindeutig ist die Einschätzung des Nationalen Impfgremiums, des Gegenstücks der STIKO in Österreich:

Auch in Frankreich werden nach einem entsprechenden Votum des wissenschaftlichen Beratergremiums seit dem 15.6. alle Jugendlichen ab 12 geimpft. In Israel läuft die Impfkampagne für Jugendliche ab 12 seit dem 6.6., in den Niederlanden seit dem 2.7.. Neben Deutschland zögert in Europa ausgerechnet UK, wo die Inzidenz von 257 (am 5.7.) nicht unbedingt eine Empfehlung für die dortige Seuchenpolitik abgibt.

So wie Mertens die Risiken der Impfung durchgängig zur Obergrenze des gerade noch Denkbaren abschätzt, erklärt er sämtliche Risiken der Krankheit, die nicht durch Patientenstudien an Jugendlichen eindeutig statistisch belegt sind, für nicht existent. Während ein aktueller britischer Artikel in The Lancet zur multisystemischen Entzündungserkrankung bei Kindern und Jugendlichen (PIMS) auf 26 Todesopfer in den USA sowie die noch ungeklärten Spätfolgen verweist und betont, wie wichtig es ist, die Infektionszahlen in diesen Altersgruppen niedrig zu halten, weiß Mertens: „Das Risiko für PIMS ist gering. Die Prognose ist gut.“ Seine Begründung ist einmal mehr, wie jetzt schon des Öfteren bei EBM-Vertretern aufgezeigt, der klassische Denkfehler des Argumentum ad Ignorantiam: Das Gegenteil lässt sich (noch) nicht beweisen. Dem gleichen Muster folgt er zu Long Covid, also den, für Erwachsene klar belegt, teilweise sehr hartnäckigen Spätfolgen einer Covid-Infektion: Die Datenlage bei Jugendlichen ist unzureichend, und damit ist das Thema abgehakt. Er schiebt dann noch das Scheinargument nach, dass ja nur wenige Kinder wegen Covid intensivmedizinisch behandelt werden müssten, obwohl er mit Sicherheit weiß, dass Long Covid bei Erwachsenen auch bei milden und sogar asymptomatischen Verläufen belegt ist. Dass die Datenlage bei Jugendlichen schlecht ist, überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass typische, bei Erwachsenen gut verfolgbare, Long-Covid-Symptome wie Erschöpfung, Kopf- und Gliederschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen bei Jugendlichen gerne auf Wachstum oder Pubertät geschoben werden. Man kann sich leicht vorstellen, dass dieselben Symptome, wenn sie zu alterstypischen Problem noch zusätzlich auftreten, auch für die weitere Entwicklung von Jugendlichen problematisch sein können. Wenn man über „die Datenlage ist unzureichend“ hinausschaut und versucht, das Beste aus den vorhandenen Daten herauszuholen, stellt man fest, dass das britische Statistikamt bei fast 10% der infizierten (nicht etwa nur der ernsthaft erkrankten) Kinder und Jugendlichen Langzeitfolgen meldet. Ob es, wie eine italienische Studie ausweist, sogar über 40% sind, kann man natürlich kritisch hinterfragen, aber eine unzureichende Datenlage heißt eben nicht 0%.

20.8.21: Inzwischen hat die STIKO viel zu spät ihre katastrophale Fehlentscheidung korrigiert und begründet das mit „neuen Erkenntnissen“. Wie neu die tatsächlich sind und was die Begründung der STIKO über Mertens‘ Medienauftritte in den letzten Monaten aussagt, habe ich mir in einem Kommentar unten in der Diskussion angesehen.

Ganz abgesehen von problematischen Auslegungen der EBM ist Mertens‘ Haltung, dass man Kinder und Jugendliche nur impfen dürfe, wenn für sie selbst der unmittelbare medizinische Nutzen eventuelle, hypothetische Risiken überwiegt, auch grundsätzlich problematisch. Bei sehr vielen (nicht allen) Impfungen liegt ein erheblicher Teil des Nutzens darin, durch Herdenschutz auch (noch) nicht impfbare oder trotz Impfung nicht geschützte Personen vor einer Infektion abzuschirmen. Warum dieser gesamtgesellschaftliche Nutzen nur innerhalb der eigenen Altersgruppe berücksichtigt werden soll, erschließt sich mir nicht, zumal natürlich auch mild erkrankte Kinder mitbetroffen sind, wenn ihre Eltern auf der Intensivstation oder ihre Großeltern auf dem Friedhof landen. Das ist auch eine ganz normale gesellschaftliche Praxis: Während der gesamten Pandemie wurde auch das Leben von Kindern eingeschränkt, um primär hochgradig gefährdete Ältere vor Covid zu schützen. Warum sollte dieses gesamtgesellschaftliche Handeln ausgerechnet bei einer Impfung enden, die letztlich alle schützt? Die nichtpharmazeutischen Maßnahmen, auch und gerade in Schulen, werden auch nicht mit den Sommerferien enden. Der Nachwuchs hat also durchaus auch ein über das rein Medizinische hinausgehendes Interesse an der Impfung: Indem wir Jugendliche und möglichst bald auch Kinder impfen, ersparen wir es ihnen, zweimal wöchentlich Unterrichtszeit für Antigentests zu verlieren und (wie die aktuellen Entwicklungen in schon stärker von der Delta-Variante betroffenen Ländern erwarten lassen) wahrscheinlich mehrfach pro Halbjahr wegen erkrankter Mitschüler unter Quarantäne gestellt zu werden.

Im Podcast hat Sandra Ciesek noch versucht, die Situation zu retten, indem sie betont hat, dass die Impfung von Kindern eine private Entscheidung ist und Eltern ihre Kinder natürlich auch ohne entsprechende Empfehlung der STIKO impfen lassen können. Zudem hat sich auch Mertens im Podcast die Hintertür offen gehalten, dass die STIKO ihre Empfehlungen anpassen kann, wird und das auch schon getan hat, wenn sich wissenschaftliche Erkenntnisse (oder vielmehr das, was er als wissenschaftliche Erkenntnisse akzeptiert) ändern. Insofern ist vorauszusehen, was passieren wird: Mit immer mehr Daten aus der Anwendungsbeobachtung in den USA, Israel und Großbritannien wird die STIKO wahrscheinlich eher früher als später umschwenken und doch eine Covid-Impfung für Jugendliche ohne Vorerkrankung und nach der entsprechenden Zulassung wahrscheinlich wieder mit einer unnötig langen Verzögerung auch für Kinder im Grundschulalter empfehlen. Der (einmal mehr) von der STIKO verursachte Vertrauensschaden wird sich aber auch hier nicht wiedergutmachen lassen. Verunsicherte Eltern sind das Schlimmste, was einer Impfkampagne passieren kann.

Tatsächlich hatte die STIKO zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht einmal die geringste Notwendigkeit, diesen Flurschaden anzurichten. Sie hätte sich, wie es eigentlich ihre Aufgabe ist, überhaupt nicht öffentlich äußern müssen. Sie hätte die Frage der Impfung von Jugendlichen auch zurückstellen und sich problemlos noch mindestens sechs bis acht Wochen Zeit erkaufen können, wenn sie einfach nur gefordert hätte, den Impfstoff vor den gesunden Jugendlichen für alle impfbereiten Erwachsenen zu reservieren. Das wäre so oder so ohne jeden Zweifel die richtige Priorisierung gewesen. Damit hätte man noch bis irgendwann im August Zeit gehabt, eine Empfehlung abzugeben und hätte in vielen Bundesländern trotzdem noch vor Ende der Sommerferien mit einer Impfkampagne für Jugendliche starten können. Wahrscheinlich werden wir das so oder so tun, wenn die STIKO ihre Entscheidung ändert, was durchaus auch schon im August passieren kann – nur eben jetzt mit (zu Recht) völlig verunsicherten Eltern.

5.7.21: In dem Punkt muss ich meine Aussage revidieren. Anscheinend sind wir schon im Juli an dem Punkt, dass mRNA-Impfstoff nicht mehr knapp ist, weil die Impfbereitschaft sich insgesamt langsam ausschöpft. In dem Punkt freut mich die überraschend schnelle Bereitschaft der STIKO, für die AZ-Erstgeimpften eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff zu empfehlen. Interessanterweise ist auch hier der Wirksamkeitsvorteil nur in Labordaten zu erkennen, und direkte Informationen über die Sicherheit einer solchen heterologen Impfung sind kaum deutlicher als vor ein paar Wochen, als die STIKO das noch mit eben dieser Begründung abgelehnt hat. Das Argument der fehlenden Datenlage scheint bei der STIKO also recht selektiv zu greifen…
Ich persönlich hätte allerdings ohne mich zu beschweren die paar Wochen bis zum geplanten Zweittermin mit AZ (oder eben gegebenenfalls bis zur hinreichenden Verfügbarkeit von mRNA-Impfstoff) gewartet, wenn das notwendig gewesen wäre, um die Jugendlichen zu impfen. Da ganz offiziell genug da sein soll, habe ich die Gelegenheit aber auch genutzt und werde in Kürze heterolog geimpft sein. Da ist der lange Abstand nicht unbedingt erforderlich, weil man keine Gefahr einer Vektorimmunität hat.  

Gesamtgesellschaftlich ist das aber ohnehin erst der zweite Schritt. Das nächste, was die Wissenschaftskommunikation in Deutschland zu leisten hat, ist vollkommen unabhängig von der Frage, wann und mit welcher Durchschlagskraft wir die Impfkampagne bei Jugendlichen starten, weil sie dafür ohnehin zu spät greift: Wir müssen den Schulpolitikern (schnellstmöglich) den Zahn ziehen, dass man nach den Sommerferien an den Schulen einfach zum Regelbetrieb zurückkehren kann, damit wir nicht wieder völlig unvorbereitet in ein Schuljahr voller Einschränkungen, Tests und Quarantänen rutschen.

9.12.21: Ich muss meine beim Entstehen des Artikels noch eher differenzierte Sicht zu Thomas Mertens revidieren. Man erfährt doch immer wieder neues. Wer sich vor den Karren eines anthroposophischen Impfgegnervereins spannen lässt und auf einem Kongress mit Leuten wie Angelika Müller, Martin Hirte und Harald Walach auftritt, wie Mertens und sein Kollege Martin Terhardt, war als STIKO-Mitglied schon lange vor der Pandemie nicht mehr tragbar. Mit dem Wissen muss ich ganz nüchtern feststellen, dass das BMG bei der Ernennung mindestens dieser beiden wirklich den Bock zum Gärtner gemacht hat. 

Der Screenshot stammt aus diesem (an seiner ursprünglichen Stelle nach dem Tweet von Jan Hartmann ganz plötzlich gelöschten) Dokument. Eine Übersicht von Rednern auf dem Impfgegnerkongress mit Verweis auf eine DVD mit Aufzeichnungen findet sich hier.

77 Gedanken zu „Mein Problem mit (bestimmten Vertretern) der „evidenzbasierten Medizin“ – zum Beispiel der heutigen STIKO“

  1. Danke schön für diesen Blog-Eintrag! Was für ein gutes Gefühl, zu lesen, dass der NDR Podcast mit Hrn. Mertens auch für andere irritierend war. Genau am Abend der Veröffentlichung wurde mein 16-jähriger Sohn gerade geimpft und den 14-jährigen wollte ich bald anmelden. Ich war völlig verunsichert, auf einmal zu hören, dass man Spätfolgen noch nicht abschätzen kann und die Kinder nicht grundsätzlich von der Impfung profitieren würden. Und das von der STIKO, der man als Laie/Eltern/Patient doch eigentlich vertrauen will.

    Inzwischen haben wir unseren Jüngsten doch angemeldet trotz eines kleinen Restzweifels, der aber mit Lesen dieses Textes völlig ausgeräumt ist. Danke dafür!

    1. Danke, das freut mich.
      Ja, in der Folge war die Höflichkeit im Umgang der Wissenschaftler miteinander nicht wahnsinnig hilfreich…

    2. Wie ist denn aktuell der Weg, um Kinder impfen zu lassen (es geht bei uns um einen 15-jährigen und später einen 12-jährigen). Der Kinderarzt führt im Moment gar keine Impungen ohne priorisierende Vorerkrankungen durch. Anmeldung im Impfzentrum (RLP) ist nicht möglich, weil da die Grenze das Geburtsjahr 2005 wäre – also erst ab 16.
      Haben Sie da einen Tipp oder einen Link?

    3. Das Impfzentrum dürfte sich an den STIKO-Empfehlungen orientieren, Ärzte tendieren in der Regel auch dazu – müssen sie aber nicht. Das ist eine individuelle Entscheidung zwischen Arzt und Patient bzw. den Erziehungsberechtigten. Rechtlich dürfen Ärzte alles verordnen, was zugelassen ist.
      Solange Ärzte aber noch Erwachsene auf der Warteliste haben, finde ich es absolut richtig, wenn sie die Jugendlichen zurückstellen. Erwachsene, auch junge Erwachsene, haben immer noch das höhere Risiko, und gerade junge Erwachsene tragen ähnlich stark zur Verbreitung bei wie Schüler. Die Knappheit dürfte, wie ich im Artikel schon erwähnt habe, auch noch bis Mitte/Ende August so bleiben. Die Ärzte werden im Juli deutlich weniger von dem für Jugendliche zugelassenen BioNTech-Impfstoff bekommen und den vor allem für Zweitimpfungen brauchen. Richtung September sollte das dann besser werden. Ich hoffe allerdings, dass bis dahin auch die STIKO zur Vernunft gekommen ist.

    4. Vielen Dank. Der Artikel half einige merkwürdige Entscheidungen der Stiko zu verstehen gerade auch in Bezug zur HPV. Ähnliche Fehlleistungen gab es ja auch bei den Grippeimpfstoffen.
      Aus meinem Arbeitsalltag weiß ich auch dass sogar viele Ärzte Probleme haben. Vielen ist auch nicht bewusst, dass rechtlich relevant die EMA bzw. das PEI ist. Die STIKO Empfehlungen sind relevant für Kostenübernahmen der GKVs, was bei den Coronavakzinen irrelevant ist.
      Wir hatten ein ähnliches Problem bezüglich meiner schwangeren Partnerin.
      Sie ist jetzt final durchgeimpft, von einer Ärztin die schlicht auf die Reallife Daten der USA Bezug nahm. und meinte Schwangerschaften sind körperliche Ausnahmebelastungen und damit sind sie alle Risikopatienen.
      Auch hier trauen sich viele Ärztinnen nicht ran weil die Empfehlungen fehlen.

  2. Tatsächlich sehr lang ausgeholt, dafür auch für den Laien verständlich, wie die verschiedenen Seiten zu ihren Positionen kommen.
    Hätte ich Kinder, würde ich mich auf jeden Fall auch um eine Impfung für sie bemühen. Sonst ist, ob der Untätigkeit im Bereich Lüftungsanlagen und der offenbaren Entschlossenheit vieler Verantwortlicher, auf Durchseuchung der Kinder zu setzen, nur eine Frage der Zeit.
    Und das, wo in anderen Ländern schon an spezialisierten Einrichtungen für die Langzeitschäden gebaut wird.

  3. Also meine Jungs (11/9 Jahre alt) sind bereits seit über 3 Wochen gegen Covid durchgeimpft. Ich habe dafür den 0.8-Rest, der beim Aufbrauch einer Ampulle des Moderna-Impfstoffs übrig bleibt und eigentlich verworfen werden müsste, verwendet – so kann niemand behaupten, ich hätte für meine Söhne jemand anderem die Impfung vorenthalten. Und mit einer 75%-Dosierung testet Moderna ja bereits seit Februar in den USA in dieser Altersgruppe. Bislang ohne jegliche Zwischenfälle.

    Die beiden hatten mich selber darum gebeten, weil an ihrer Schule die Hälfte der Kinder mit Maskenattest, fast alle ausgestellt von einer anthroposophischen Kinderärztin, die als Virenleugnerin bekannt ist, herumlaufen. Die Atteste wurden sämtlich vom ebenfalls anthroposophisch orientierten Schularzt durchgewunken. Ausserdem gibt es in der Elternschaft jede Menge Querdenker und Coronaleugner.

    Meine Söhne haben die Impfung bestens überstanden, nur die üblichen Nebenwirkungen an der Einstichstelle gehabt.

    Ich hatte mich übrigens vorgängig bei einem Anwalt für Medizinrecht sowie zwei Kinder-Impfexperten (darunter dem bekannten Wiener Skeptiker Prof. Wolfgang Maurer) abgesichert. Kinder ohne Zulassung zu impfen ist nämlich mitnichten verboten, das ist nur ein weit verbreiteter Irrtum. In der Kinderheilkunde werden ständig Arzneimittel off-label eingesetzt. Bei Impfungen ist das nicht anders.

    Und da mein jüngerer Sohn als ADHSler, der regelmässig einen Ritalin-Abkömmling einnehmen muss, welcher das Immunsystem dämpft, sowieso zur Risikogruppe gehört, war es für mich keine Frage, die Impfung zu machen. Ich habe die Impfung auch ordnungsgemäss den zuständigen Behörden gemeldet, es gab keinen Widerspruch. Auch den QR-Code für das elektronische Impfzertifikat haben beide inzwischen anstandslos bekommen.

    1. Danke, Flo. Vielleicht sollte man zur Erläuterung anmerken, dass Du als niedergelassener Arzt außerhalb Deutschlands tätig bist. Näheres schreibe ich dazu mal nicht, damit Du nicht mit Anfragen überrannt wirst.

  4. @ Holm:

    „Näheres schreibe ich dazu mal nicht, damit Du nicht mit Anfragen überrannt wirst.“

    Würde ich sowieso nicht annehmen. Die eigenen Kinder off-label zu impfen ist das eine, das Impfen fremder Kinder wäre ökonomischer Selbstmord. Im sehr, sehr, seeeehr geringen Fall eines Impfzwischenfalls würde dann nämlich meine Haftpflichtversicherung nicht mehr zahlen.

    Sorry! Ich habe den Arztberuf am wenigsten aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten gewählt; meine Praxis mag ich dennoch nicht innötig in Gefahr bringen. Und damit auch die hausärztliche Versorgung in unserem Dorf.

    Anyway: rein vom Rechtlichen her ist die grundlegende Situation bei Euch in D auch nicht anders…

  5. Dieser Artikel fasst sehr präzise zusammen, weshalb ich der StIKo schon seit einigen Jahren nicht mehr vertraue, sondern mich grundsätzlich nur noch an den Empfehlungen der USA, Canadas, Neuseelands und Australien orientiere. Mein Sohn wurde gegen HPV geimpft, als die Kommission bei Jungen noch herumgeeiert hat. Ich habe das dann auch gerne selbst bezahlt. Wir hätten sonst nämlich das Zeitfenster für die Impfung verpasst. Es versteht sich von selbst, dass mein Nachwuchs auch jedes Jahr gegen Grippe geimpft wird, wie es viele vertrauenswürdige Länder (und sogar die WHO) ebenfalls empfehlen.

    Die „Anpassung“ der Empfehlung für die Pneumokokkenimpfung vergangenes Jahr war noch so ein Fall, wo ich vom Kopfschütteln fast ein Schleudertrauma bekam. Mal eben einfach das Alter um 10 Jahre rauf setzen, weil nicht genug Impfstoff da ist, und dabei die „Jüngeren“ vor den Bus werfen, obwohl sie objektiv betrachtet immer noch genauso gefährdet sind wie vorher — das kann wohl kaum im Rahmen des Mandats der StIKo liegen. Von den gerade für Babys brandgefährlichen Meningokokken B rede ich lieber gar nicht erst. Man kann impfen, aber die StIKo empfiehlt es einfach nicht. Mag ja sein, dass die Infektionen mit dieser Serogruppe da auf dem Rückzug sind, aber das ist bei Masern nicht viel anders.

    Die Entscheidungen und Argumente der StIKo sind immer häufiger weder objektiv nachzuvollziehen, noch untereinander konsistent. Und daher für mich schlicht nicht mehr relevant. Dumm nur, dass man ohne offizielle Empfehlung für viele eigentlich sinnvolle Impfungen selbst in die Tasche greifen muss. Was zur Folge hat, dass Reichere erneut einen Vorteil haben, was Erlangen und Erhalt ihrer Gesundheit angeht.

    Meine Kinder sind auch beide bereits einmal gegen Covid-19 geimpft. Die Tochter mit viel Glück genau einen Tag vor der StIKo-Verweigerung. Für den Sohn (14) Jahre, musste ich 100 Kilometer (einfache Strecke) fahren, um einen Arzt zu finden, der überhaupt grundsätzlich Jugendliche unter 16 impft, dabei nicht nur Risikopatienten akzeptiert, auch Neupatienten annimmt und obendrein keine Warteliste bis zum Mond hat. Stattgefunden hat die Impfung dann gestern in einer Augen(!)klinik. In 6 Wochen dann dasselbe Spiel nochmal. Aber ganz ehrlich: Ich wäre auch ins Ausland mit ihm gefahren, wenn das die einzige Möglichkeit gewesen wäre, und ich bin nicht die Einzige:

    Auf Twitter gibt es inzwischen den Hashtag #ImpfMich, mit dem Eltern Ärzte für die Impfung ihrer Kinder suchen. In Foren und anderen Kanälen der sozialen Medien werden längst unter der Hand Listen von Ärzten in Deutschland weitergereicht, die auch Kinder impfen. Zum Teil fahren die Eltern mit ihrem Nachwuchs quer durch die Republik, 500 Kilometer und mehr. Und dann wieder zurück. Denn Mertens und seine StIKo-Kollegen unterschätzen (bzw. negieren) ganz offensichtlich nicht nur die Gefahren der Erkrankung für Kinder im Vergleich mit einer Impfung, sondern noch viel mehr auch die Entschlossenheit der Eltern. Und die wächst mit jedem Tag, an dem wir lesen, dass Ältere selbstgerecht BioNTech einfordern (den einzigen derzeit für Jugendliche zugelassenen Impfstoff!), während gleichzeitig Zehntausende Dosen AstraZeneca weggeschmissen werden müssen, sogar Moderna zum Ladenhüter wird und zeitlich unbequeme Impftermine immer häufiger einfach nicht wahrgenommen werden.
    Da greift dann nicht mal mehr das Priorisierungs-Argument — es sei denn bei den Kindern selbst.

  6. Vielen Dank für diesen gut geschriebenen Artikel zum Thema Stärken und Schwächen der evidenzbasierten Medizin und die tolle Erklärung der Grundzüge der Kernkriterien guter Studien.
    Aus der Praktiker-Perspektive würde ich allerdings behaupten, dass Patientenstudien am Ende das A&O von klinischer Forschung sind, da es eben einen riesen Unterschied macht, ob man irgendwelche B-Zell-Linien im Labor, die Reaktion einer genetisch veränderten Maus auf eine Tiermodell-Analogie-Erkrankung einer menschlichen Erkrankung oder echte Menschen mit echten Erkrankungen im echten Leben untersucht. Erst dann treten ja bestimmte Phänomene erst richtig zu Tage, allen systematischen Schwächen zum Trotz. Ein prominentes Beispiel wären z.B. die Hirnvenen- und Sinusthrombosen in Kombination mit einem Abfall der Thrombozyten insbesondere bei jungen Frauen nach Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff (was ja offenbar mit dem besonders aktiven Immunsystem junger Menschen und v.a. junger Frauen zu tun hat). Das hat im Labor- und Tiermodell keiner kommen sehen (und am Ende im Rahmen der begrenzten Zulassungsstudien auch nicht) und führt trotzdem dazu, dass in bestimmten Altersgruppen das Risiko (insbesondere für Frauen) durch eine AstraZeneca-Corona-Impfung eine intensivpflichtige Komplikation zu erleiden höher ist, als durch das Corona-Virus selber auf einer Intensivstation behandelt werden zu müssen und das hat – das war mein letzter Stand – zu 14 Todesfällen von 67 betroffenen jungen Menschen in Deutschland geführt. Das sind vom Risikoprofil Menschen gewesen, deren Risiko für einen schweren Covid-Verlauf sehr gering war.
    Jetzt kann man auch an dieser Stelle sagen, die Empfehlung der STIKO für eine AstraZeneca-Impfung nur für jüngere Impflinge war in der ex post-Betrachtung falsch, aber war sie es auch ex ante? Und ist es nicht eigentlich gut, dass zumindest die STIKO versucht sich an den wenig (vermeintlich) belastbaren Daten, die es zu den jeweiligen Zeitpunkten in der Corona-Pandemie bislang gab zu orientieren und eben nicht mit dem politischen Strom zu schwimmen, der in den letzten 1,5 Jahren sehr oft die Flussrichtung geändert hat?
    Ich würde daher behaupten, die Positionierung zum Thema Impfung von Kindern und Jugendlichen ist nicht falsch. Ob sie richtig oder kommunikativ schlau ist, weiß ich nicht. Aber gerade vor dem Hintergrund der erst gerade durchgemachten Erfahrung mit dem Thema Sinus- und Hirnvenenthrombose ist die Haltung, zu sagen, wir haben noch nicht genug Daten in meinen Augen verständlich. Die Antwort wäre (in einer idealen Welt) dann aber nicht, auf die Daten aus den USA, Großbritannien und Israel zu warten, sondern mehr Studien zu dem Thema einzufordern. Ehrlich gesagt wäre das in Europa aber eigentlich die Aufgabe der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA).
    Drei Punkte kommen m.E. noch dazu:
    1. Wird SARS-CoV2 nach allem was wir derzeit wissen voraussichtlich endemisch, zirkuliert also mit fortwährender Veränderung (Mutation) durch die Bevölkerung, so dass es eine Herdenimmunität im Sinne einer „sterilen Immunität“ wie es so schön heißt nicht geben wird, egal wie hoch die Impfquote am Ende sein wird. Beim Menschen haben wir eine sterile Immunität erst einmal bei den Pocken geschafft, bei den Masern scheitern wir seit Jahren. Beide Viren unterscheiden sich in ihren Verbreitungseigenschaften aber erheblich von SARS-CoV2, so dass hier am Ende die zu Tode bemühte Influenza herhalten muss: Eine COVID-Impfung ist vermutlich eher wie eine Influenza-Impfung zu verstehen, sie reduziert die Rate an schweren Verläufen und schränkt – wenn es gut läuft – die Übertragbarkeit ein, reduziert sie aber eben nicht auf 0. Zudem können geimpfte Personen immer noch leichte Erkrankungsverläufe bekommen (und ganz, ganz selten auch schwere). Das ist aber, wenn erst mal alle geimpft oder erstinfiziert relativ egal (so verstehe ich das).
    2. Reduziert sich so der Anspruch eines Impfschutzes „für andere“, so dass es am Ende in erster Linie um das individuelle Erkrankungsrisiko geht. Und das ist bei Kindern und Jugendlichen sehr gering. Und dann muss das Nebenwirkungsrisiko von einem Impfstoff noch sehr sehr viel geringer sein, damit sich die Impfung „lohnt“ und es am Ende nicht so ist, wie bei AstraZeneca und jungen Frauen.
    3. Das Thema Long Covid, bzw. Post Covid als Motivator oder als Begründung einer Impfung ist m.E. schwierig. Die bisherige Datenlage dazu ist sehr schwammig, man weiß, dass es in 10-14% der Infektionen nach der Infektion zu andauernden Symptomen kommt (zu einem großen Anteil Erschöpfungs-Syndrome) und man weiß, dass diese innerhalb von 6-12 Wochen bei den meisten Menschen rückläufig sind. Man weiß auch, dass es relativ wenige Betroffene gibt, die ein „Long Long Covid“-Syndrom haben und über diesen Zeitraum Beschwerden haben, man weiß, dass es Risikofaktoren hierfür gibt, die sich nicht unterscheiden von denen von prolongierten Erschöpfungssyndromen nach anderen Infekten (die seit Jahren bekannt sind und je nach Erreger auch ähnliche Ausmaße haben) und man weiß, dass die Interrater-Reliabilität (auch so ein schöner EBM-Begriff) sehr schlecht ist, dass der oder die selbe Patient:in bei Arzt A die Diagnose Long Covid bekommen würde und bei Arzt B die Diagnose Anpassungsstörung. Für „Long Covid Kids“ gilt das noch mal mehr. Ich persönlich finde das Thema Long Covid extrem spannend, aber je mehr man sich damit beschäftigt, desto schwammiger und undefinierter ist es (momentan noch) und umso mehr scheinen persönliche Überzeugungen und politische Meinungen ganz erheblich in die dazu veröffentlichten Arbeiten einzufließen.

    1. Eben. Wie ich geschrieben habe: Ja, wenn man alle Unsicherheiten dahingehend ausschöpft, die Impfung so gefährlich wie möglich und die Krankheit so harmlos wie möglich hinzustellen und gleichzeitig alles, was nicht aus den notorisch unsicheren Patientenstudien hervorgeht, unter den Tisch kehrt, kommt man zur gleichen Einschätzung wie die STIKO.
      Und was soll denn bitte heißen „mehr Studien zu dem Thema einzufordern“? Diese Studien können ja nur daraus bestehen, dass man mehr Jugendliche impft und eventuelle Nebenwirkungen erfasst, und genau das passiert jetzt in anderen Ländern, wo ein großer Teil der Jugendlichen geschützt in den Herbst gehen wird, und bei uns nicht.

    2. Aus den „Einwand“ 1 (der identisch mit dem ist, was ich seit Monaten überall schreibe) ergibt sich im Übrigen ganz klar, dass wir die totale Durchseuchung der Schüler nicht werden verhindern können, indem wir Erwachsene impfen, egal wie viele. Wir müssen die Schüler impfen, weil das der einzige Weg ist, sie in der Breite zu schützen.

    3. „Beim Menschen haben wir eine sterile Immunität erst einmal bei den Pocken geschafft, bei den Masern scheitern wir seit Jahren.“
      Bei diesem Zitat habe ich den Eindruck, Sie haben den Begriff „sterile Immunität“ nicht verstanden. Der Grund warum wir (bezeichnenderweise meist im Umfeld von Waldorfschulen) immer wieder Masernausbrüche haben, hat nichts mit irgendeiner Eigenschaft der Impfung oder der ausgebildeten Immunität zu tun, sondern ausschließlich mit der hohen Reproduktionszahl der Krankheit und der unzureichenden Impfbereitschaft. Auch die Polio könnten wir längst ausgerottet haben, wenn wir es nicht in einigen Teilen der Welt mit gewalttätigen, islamistischen Impfgegnern zu tun hätten.

    4. Das vermeintliche Fehlen steriler Immunität ist da aktuell der Lieblingsvorwand der Impfgegnerszene (Grüße an Clemens Arvay).
      Nur hat eben niemand, der von der Sache halbwegs Ahnung hat, bei einer Impfung gegen ein Atemwegsvirus eine sterile Immunität erwartet. Die braucht man auch nicht. Die massiv reduzierte Infizierbarkeit von Geimpften in Verbindung mit der massiv reduzierten Virenlast bei den dennoch Infizierten schränkt die Weiterverbreitung über Geimpfte mehr ein als jede andere Seuchenschutzmaßnahme, die wir haben – und in den ersten 6 bis 12 Monaten mehr als alle anderen Maßnahmen zusammen. Und genau um diesen Zeitraum geht es aus gesamtgesellschaftlicher Sicht: Wie müssen über den nächsten Winter kommen, ohne dass das Gesundheitssystem wieder an den Rand des Zusammenbruchs kommt – und idealerweise ohne wieder die Schulen monatelang schließen zu müssen. Dank der Impfungen sind wir jetzt in einer Situation, in der „flatten the curve“ tatsächlich funktioniert. Das setzt aber voraus, dass genügend Menschen geimpft sind – und zwar vor allem die, die sich im permanenten Superspreaderevent Schule aufhalten.
      „Die Impfung schafft keine sterile Immunität“ ist ein typisches Beispiel der unerfüllbaren Forderungen (das U in PLURV https://www.klimafakten.de/meldung/p-l-u-r-v-das-sind-die-haeufigsten-methoden-der-desinformation-neue-infografik-im) im Rahmen der Desinformation von Wissenschaftsleugnern.
      Nebenbei ist es ein klassischer Fall von https://www.logicallyfallacious.com/logicalfallacies/Moving-the-Goalposts . Im Januar musste ich mir von (trauriger- aber nicht überraschenderweise) einem Mediziner noch anhören, die Impfungen reduzierten ja keine Infektionen, sondern nur symptomatische Erkrankungen. In der Logik des Patientenstudienfundamentalismus ergab das damals durchaus Sinn, weil in den Studien ja nur die Wirkung auf Erkrankungen unmittelbar nachgewiesen war. Mittelbar war aber natürlich schon damals vollkommen klar, dass es bei der Diffusität der Symptome und der Schwierigkeit, eine schwach symptomatische von einer asymptomatischen Infektion überhaupt zu unterscheiden, unmöglich sein muss, die symptomatischen Infektionen um 95% zu reduzieren, ohne gleichzeitig auch die asymptomatischen Infektionen zurückzudrängen.
      Nachdem „die Impfungen reduziert ja keine Infektionen“ inzwischen auch unmittelbar aus Patientendaten eindeutig widerlegt ist, heißt es jetzt eben „wir bekommen keine sterile Immunität“.

  7. Okay: PLURV hier und Durchseuchung dort und noch ein bisschen Mediziner-Bashing weiter unten. Wirkt auf mich etwas verbissen. Ich glaube, beim Thema „sterile Immunität“ reden wir einfach nur aneinander vorbei. Genau das, was Sie schreiben, meinte ich, mit „haben wir bislang nur einmal geschafft“. Bei einer hochkontagiösen Erkrankung reichen am Ende wenige, die nicht mitmachen um so etwas wie eine Herdenimmunität zu verhindern. Aber nicht jeder Erreger eignet sich überhaupt für das Thema Herdenimmunität und SARS-CoV2 offenbar eben nicht. Und die Aussage „Nur hat eben niemand, der von der Sache halbwegs Ahnung hat, bei einer Impfung gegen ein Atemwegsvirus eine sterile Immunität erwartet“ mag zwar stimmen, in der öffentlichen Kommunikation und Wahrnehmung wird dies von vielen meinungsstarken Personen weiter so transportiert, als wäre genau das zu erwarten.
    Ihre Aussagen zum Thema COVID in der Folge haben m.E. viele Annahmen, für die es keine gute Wissens- und Datengrundlage gibt:
    „Wie müssen über den nächsten Winter kommen, ohne dass das Gesundheitssystem wieder an den Rand des Zusammenbruchs kommt – und idealerweise ohne wieder die Schulen monatelang schließen zu müssen.“ Darum ging es letzten Winter und ob Schulschließungen einen wirklichen Effekt auf das Infektionsgeschehen hatten, dazu gibt es sehr unterschiedliche Daten, bislang (wie beim Thema Long Covid) solche, die die jeweilige Meinung zu bestärken scheinen (also war total notwendig oder war total überflüssig und schädlich).
    Das „permanente Superspreaderevent Schule“ ist auch eher Meinung (oder PLURV?!) denn objektivierbare Tatsache, soweit ich überblicken kann.
    Und mit „Patientenstudienfundamentalismus“ kommen Sie zwar hübsch zum Thema der Schwächen klinischer Studien zurück, nur bringt es im realen Mediziner-Leben so gar nix, weil – und das schrieb ich schon – es am Ende um Menschen (Patienten) geht und eben nicht um Antikörper-Titer in einem Labor, B-Zell-Reihen oder Mausmodelle.

    1. Mit jemandem, der sterile Immunität nicht von Herdenimmunität unterscheiden kann und bei der Masse an wirklich hervorragenden epidemiologischen Auswertungen (ja, die sind auch chronisch unzuverlässig, aber das sind eben in diesem Fall die relevanten Patientendaten) von den chinesischen Frühjahrsferien über Wirkungsanalysen der unterschiedlichen Maßnahmen gegen die ersten Welle bis zur detaillierten Nachverfolgung, wie sich erst B 1.1.7 und dann B 1.617.2 in UK von isolierten Ausbrüchen über massive Ausbreitung in den Schüleraltersgruppen auf die gesamte Bevölkerung ausgedehnt haben, ernsthaft leugnet, dass Schulen ein zentraler, wenn nicht der zentrale Treiber der Pandemie in den westlichen Ländern sind (was ja auch allein schon aus der Aerosolsituation in Klassenräumen offensichtlich ist), ist offensichtlich jede Diskussion überflüssig.
      Ja, in der Medizin geht es am Ende um Menschen, und die verrecken zu lassen, weil man verlässliche wissenschaftliche Ergebnisse ignoriert, um auf notorisch unzuverlässige Patientendaten zu warten, ist einfach nur widerlich.

  8. An Selbstbewusstsein und Selbstgewissheit mangelt es Ihnen offenbar ja nicht. Eine ähnlich arrogante Antwort spar ich mir mal, auch wenn Sie auch in Ihrer letzten Antwort m.E. an mehreren Punkten auch sachlich (nicht nur im Duktus) falsch liegen dürften. Viel Spaß noch.

    1. „dass Schulen ein zentraler, wenn nicht der zentrale Treiber der Pandemie in den westlichen Ländern sind (was ja auch allein schon aus der Aerosolsituation in Klassenräumen offensichtlich ist)“ hab ich wohl überlesen? Oder in der Mainzer Studie, die ja auch gerade erst kommuniziert wurde?

    2. Eben. Und dieser Bericht kommt zum Ergebnis, dass Schulschließungen in der zweiten Welle nicht mehr ganz so effektiv waren wie in der ersten, dass das aber daran liegen dürfte, dass der Schulbetrieb schon vorher stark eingeschränkt war.
      Die KMK hat aber beschlossen, den Schulbetrieb nach den Sommerferien nicht mehr einschränken zu wollen. Womit wir, wenn die das ernsthaft umsetzen, wieder in einer vollkommen unkontrollierten Ausbreitung an den Schulen wären. Die Politik hat ja auch sehr deutlich gemacht, dass sich an der Belüftungssituation in den Schulen nichts verbessern wird.
      „Given the likely continued risk of transmission among unvaccinated children, it is imperative that there is a high level of preparedness in the educational system for the 2021/2022 school year.“
      Daher nochmal die Frage: An welcher Stelle genau widerspricht mir dieser Report?
      Auf jeden Fall widerspricht er Ihnen, denn da steht sehr deutlich drin, dass die Schulschließungen einen Effekt hatten.

    3. Der Report widerspricht Ihnen, weil an keiner einzigen Stelle Ihre Aussage dass Schulen „ein zentraler, wenn nicht der zentrale Treiber der Pandemie“ waren bestätigt wird, sondern lediglich, dass Kinder sich auch mit COVID19 infizieren und dies – v.a. die jüngeren – weniger oft an andere Kinder und Erwachsene weiter geben. Damit ist diese Arbeit kongruent zu den Arbeiten der letzten Zeit, die mir bekannt sind, und auch zu der Mainzer Studie, welche gerade ebenfalls veröffentlicht wurden.
      Niemand bestreitet glaube ich ernsthaft, dass Kinder und Schüler an der Pandemie beteiligt sind, aber „der Treiber“ sind sie eben nach derzeitigem Wissenstand nicht.
      Worum es aber doch mal einige Kommentare vorher ging war die Frage, ob Patientenstudien notorisch unzuverlässig (und damit unschöner Ballast) sind. Ich glaube das nicht, ein aktuelles Beispiel ihrer Bedeutung auch in der Aufdeckung seltener UAW habe ich aufgeführt (Sinus- und Hirnvenenthrombosen bei VITT nach Impfung mit AstraZeneca).
      Dann ging es um die Frage, ob man die STIKO für ihre Haltung zum Thema COVID-Impfungen kritisieren kann (vermutlich ja) oder diskreditiert (weil einem Herr Mertens nicht passt). Ich halte Ihre Aussage „Sie hätte die Frage der Impfung von Jugendlichen auch zurückstellen und sich problemlos noch mindestens sechs bis acht Wochen Zeit erkaufen können, wenn sie einfach nur gefordert hätte, den Impfstoff vor den gesunden Jugendlichen für alle impfbereiten Erwachsenen zu reservieren.“ weiterhin für richtig. Meine Kritik an der STIKO wäre tatsächlich auch die „Voreiligkeit“ der letzten Empfehlungen, z.B. zur Kreuzimpfung (erst AstraZeneca, dann ein mRNA-Impfstoff), für welche erst jetzt die Daten vorliegen, dies aber schon vor Monaten für junge mit AstraZeneca-Erstgeimpfte ohne Datengrundlage empfohlen wurde. Ich verstehe die grundsätzliche Haltung der STIKO zu Impfungen (also auch alle anderen außer COVID) für Kinder- und Jugendliche so, dass hier eine besonders strenge Risiko-Nutzen-Abwägung getroffen wird. Ich halte das – eben um Vertrauen in Impfempfehlungen zu schaffen – für nachvollziehbar und prinzipiell richtig. Nach derzeitigem Wissenstand ist es wohl so, dass bei COVID sowohl ein sehr geringes Impfnebenwirkungs-Risiko besteht (im wesentlichen die Myokarditiden bei Jungen), aber eben auch ein sehr geringes Erkrankungs-Risiko, insbesondere für schwere Verläufe. Das führt natürlich zu weniger eindeutigeren Verhältnissen von NNT und NNH als bei anderen Impfungen, z.B. bei der Masernimpfung.
      Was mich ernsthaft stört und mir eigentlich die Lust auf weitere Diskussionen nimmt (die ich eigentlich richtig und wichtig fände) ist die ständige Entwertung in Ihren Äußerungen. Kritik an Ihrer Meinung zum Thema STIKO und Impfungen von Kindern und Jugendlichen ist nämlich weder automatisch PLURV, noch Durchsuchungs-Fantasie, noch „widerlich“. Und ich hoffe, ich kenne mich schon beruflich bedingt etwas mit Impfungen und Immunologie aus. Nur by the way.

    4. Glauben Sie mir, mit Epidemiologie und mit Arzneimittelzulassungen kenne ich mich beruflich etwas aus. Nur by the way.
      Bloß weil zwei Aussagen nicht wortwörtlich identisch sind, heißt das nicht, dass sie sich widersprechen. Wenn der von Ihnen verlinkte EU-Report irgendwas widerlegt, dann Ihre Behauptung, „ob Schulschließungen einen wirklichen Effekt auf das Infektionsgeschehen hatten“ sei nur eine Meinung: „The models estimate that closing secondary schools has a larger effect on community transmission of SARS-CoV-2 than does closing primary schools or day nurseries.“ (Das ist auch schon seit einem Jahr common knowledge.) „In England, for example, the highest prevalence rates for any age group were among school-aged children between 13 November-3 December 2020 [60], but this declined sharply among 13-17-year-olds by February 2021 due in part to school closures [61].“ Und so weiter.
      Dass ich hier zugespitzt formuliere, ist schlicht dem Medium geschuldet. Ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie meine Bücher kaufen oder mich beruflich beauftragen, aber glauben Sie mir, in anderen Kontexten schreibe ich einen anderen Stil als in einem Blog. Ich bin ohnehin fasziniert, dass hier so viele Leute einen so elend langen Text zu einem so komplexen Thema überhaupt lesen, da muss man nicht auch noch langweilig schreiben.
      Niemand hat gesagt, dass Patientenstudien unschöner Ballast sind. Es gibt Dinge, darüber hat man einfach keine verlässlicheren Informationsquellen, dann muss man sich wohl oder übel auf Patientendaten verlassen. Das gilt zum Beispiel für seltene Nebenwirkungen. Genau um diese aufzudecken, sind die (von selbsternannt kritischen Ärzten immer wieder diffamierten) Phase-4-Studien da. Das sind aber eben keine RCTs, sondern Anwendungsbeobachtungen – sie sind also noch unzuverlässiger, liefern mangels Kontrolle jede Menge Scheinnebenwirkungen, und vor allem, sie setzen eine Anwendung voraus. Somit ist es unsinnig, mehr Daten zu seltenen Nebenwirkungen zu fordern, während man die Anwendung ablehnt. Im Fall der STIKO kommt in diesem Fall noch hinzu, dass man sämtliche Daten ignoriert, die nicht aus Deutschland kommen, sondern aus Ländern, wo die Impfung bei Jugendlichen millionenfach angewendet wird.
      PLURV hat nichts mit der Frage zu tun, wie man eine Risikoabwägung bei Jugendlichen vornimmt, sondern mit der Art der Argumentation, in dem Fall, wie ich ausdrücklich geschrieben habe, „unerfüllbare Forderungen“, nämlich sterile Immunität. Und wenn Sie sich mit Immunologie auskennen, dann wussten Sie ja, dass das kein seriöses Argument ist, weil eben niemand sterile Immunität behauptet hat. Diese unerfüllbare Forderung ist nebenbei auch noch eins der typischen Scheinargumente der Querdenkerszene, mit dem ich mich in letzter Zeit auch bei Clemens Arvay herumschlagen musste. Und, ja, wenn jemand unseriös argumentiert, dann spreche ich das auch aus.
      Und wenn Sie das Wort „widerlich“ stört – ich erinnere kurz daran, dass es hier darum geht, dass Menschen an einer tödlichen Krankheit mit einem Schlauch im Hals sterben, vor der sie längst geschützt sein könnten, wenn man Ihnen nicht durch dilettantischen Umgang mit einer Diskussion, die eigentlich eine wissenschaftliche sein sollte, Angst vor Impfungen gemacht (oder ihnen wie im Fall der Senioren im Februar den Impfstoff gleich ganz vorenthalten) hat.

    5. Ehrlich gesagt ist mir auch vollkommen schleierhaft, wie Sie, falls Sie meinen Artikel denn tatsächlich gelesen haben, auf die Idee kommen, ich hätte Patientenstudien als unschönen Ballast bezeichnet (was ich definitiv nie getan habe) oder würde sie als solchen betrachten. Patientenstudien sind aus den im Artikel dargelegten Gründen eine notorisch unzuverlässige Informationsquelle, aber zu manchen medizinischen Fragen (wie zu systemischen Effekten aber auch bei einer breiten Suche nach noch unerforschten Faktoren wie seltenen Nebenwirkungen) eben leider die einzige Informationsquelle, die man hat. Insofern sind sie für die Medizin natürlich unverzichtbar, und die Regeln der EBM helfen, dabei die offensichtlichsten Fehlerquellen einigermaßen im Griff zu halten. Die Kernaussage meines Artikels ist, dass einen die Regeln der EBM allein nicht davon entbinden, im Umgang mit Patientendaten das Hirn einzuschalten und neben den Patientenstudien auch andere Informationsquellen (z.B. verlässlichere Informationen wie Labordaten, aber eben zum Beispiel auch noch nicht wissenschaftlich publizierte Patientendaten wie Surveillanceergebnisse aus anderen Ländern) in die Entscheidungsfindung angemessen mit einzubeziehen – und dass man umgekehrt „wir können einen direkten Zusammenhang in Patientendaten nicht statistisch signifikant belegen“ nicht mit „wir wissen gar nichts und nehmen daher einfach irgendwas an“ verwechseln sollte.
      Meine Argumentation im letzten Abschnitt, zur Impfung von Jugendlichen, basiert ja eigentlich nur auf Patientendaten. Dass sie aus der Sicht von medizinischen Experten zumindest mal nicht vollkommen abwegig sein kann, würde ich mal daran festmachen, dass z.B. der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, die CDC, das Nationale Impfgremium in Österreich oder Christian Drosten zum selben Ergebnis kommen. Selbst das RKI verweist im aktuellen Epidemiologischen Bulletin zur fehlenden STIKO-Empfehlung ausdrücklich darauf, dass Jugendliche nach ärztlicher Aufklärung natürlich trotzdem geimpft werden können und schreibt weiter: „Bei zunehmender Impfstoffverfügbarkeit, mehr Daten und Erfahrungen zur Jugendlichen-Impfung insb. aus den USA und anderen Ländern mit allgemeiner Jugendlichen-Impfempfehlung sowie bei Zunahme der Infektionszahlen unter Kindern aufgrund einer erhöhten Übertragbarkeit der Delta-Variante wird die STIKO das Thema der Jugendlichen-Impfung voraussichtlich nochmals beraten bzw. wird die Impfung auch ohne explizite STIKO-Empfehlung in dieser Altersgruppe vermutlich mehr zur Anwendung kommen.“ Viel deutlicher kann man als Mutterorganisation der STIKO eigentlich nicht mehr formulieren, dass man die aktuelle Empfehlung längerfristig nicht für tragbar hält.
      Ich habe auch überhaupt nichts gegen Thomas Mertens – bis er sich in den letzten Wochen an die Öffentlichkeit gedrängt hat, wusste ich noch nicht mal, wer das ist. Welche Effekte seine öffentlichen Stellungnahmen zur Impfung von Jugendlichen, aber auch (und das nun völlig Abseits seiner Aufgabe bei der eigentlich auch vertraulich beratenden STIKO) zu Schnelltests an Schulen, jenseits der rein medizinischen Bewertung, auch gesellschaftspolitisch haben, kann man ganz gut daran erkennen, dass sie auf Widerspruch aus allen relevanten demokratischen Parteien, aber auf deutlichen Beifall vom rechten Rand stoßen.

    6. Und als ob es noch irgendeines Beleges bedurft hätte: Nach dem rasanten Anstieg im Mai und Juni sinken in UK die Fallzahlen wieder, gerade nach der Aufhebung der letzten Beschränkungen.
      Das kann man natürlich überraschend finden. Man kann aber auch einfach konstatieren: Es sind Sommerferien. Die Schulen sind zu.
      https://www.tagesspiegel.de/politik/warum-sinken-die-corona-fallzahlen-der-ueberraschende-knick-in-der-britischen-inzidenz-kurve/27451832.html

    7. Schade, dass Herr Hümmler es an dieser Stelle nicht geschafft hat, seinen ansonsten wohltuend sachlichen Stil beizubehalten. Herr Schöps, ich finde, Sie haben Recht, wenn Sie übertriebenes Selbstbewusstsein und Arroganz diagnostizieren. Herr Hümmler, Sie sollten Größe beweisen und ein gutes Posting wie das von Herrn Schöps wertschätzen, anstatt es unnötigerweise verreißen.

    8. Mal abgesehen von dem Arroganzvorwurf, was fanden Sie an den Kommentaren denn hilfreich?

  9. Zu STIKO-Empfehlung. Kinder und Jugendliche nicht generell zu impfen.

    „Die Einschätzung der STIKO haben Kritiker zum Anlass genommen, nicht nur die Seriosität der Praxis von Christian Kröner in Frage zu stellen. Über die Sozialen Medien seien sogar Morddrohungen verschickt worden, berichtet der Hausarzt. Dabei sei er keineswegs der einzige Mediziner, der auch Jüngere impfe. Viele Ärzte im Raum Neu-Ulm und Ulm würden Kindern und Jugendlichen dieses Angebot machen. Auch die Stadt und der Landkreis Hof bieten allen ab zwölf Jahren die Impfung an. “

    https://www.br.de/nachrichten/bayern/neu-ulmer-arzt-impft-kinder-und-bekommt-morddrohungen,ScNoA7w

    1. Zum Kotzen.
      Wobei ich sagen muss, die Drohungen, die ich schon bekommen habe, kamen ziemlich offensichtlich auch von Impfgegnern.

  10. Vielleicht sollten sie sich als Vorsitzender der Stiko bewerben, Herr Dr. Hümmler. Und als Bundeskanzler und als Gesundheitsminister. Denn sie scheinen ja der Einzige in Deutschland zu sein, der Ahnung von der Materie hat.

    1. Aber immerhin meldet sich mal einer. Ich habe mich schon gefragt, wo die Pöbeleien zu diesem Artikel bleiben. Immer nur Zustimmung ist ja langweilig.

  11. Lieber Herr Hümmler,
    im Folgenden beziehe ich mich i.W. auf dem Abschnitt über die Impfung der Jugendlichen. Ich hoffe, dass ich Ihre Position einigermaßen korrekt widergebe.
    Sie vertreten die Auffassung, dass die STIKO falsch damit liegt, eine generelle Impfempfehlung für Jugendliche ab 12 derzeit noch nicht auszusprechen. Diese Entscheidung beruht Ihrer Meinung nach darauf, dass Mertens / die STIKO Vertreter der EBM sind, die Patientenstudien als das Maß aller Dinge sehen und kaum andere Entscheidungsgründe für ihre Empfehlung zulassen.
    Die Ausführungen, die Sie im Blog-Artikel machen, sind verkürzt folgende (meine Kommentare sind mit => markiert):
    1. Ciesek & Hennig waren im NDR Podcast darüber fassungslos.
    => Die Meinung von Prof. Ciesek und Frau Hennig ist hier nicht relevant. Unnötig polemisch rücken Sie Prof. Mertens in die Ecke der Querdenker.
    2. Die AFD nutzt die Lage politisch aus.
    => Leider kommt es vor, dass man Beifall von der falschen Seite erhalten kann.
    3. Mertens liegt richtig damit, dass die Anzahl der Jugendlichen zu gering ist, um eine Risiko-/Nutzenabschätzung zu machen, sagt aber nicht, wie ein solcher Nachweis erbracht werden soll.
    => Diese Frage kann natürlich durch klinische Studien beantwortet werden. Das kostet zwar Zeit, da die RNA Impfstoffe aber ein neuartiges Verfahren sind, kann ich die Vorsicht nachvollziehen (obwohl ich selbst mit einem mRNA Impfstoff geimpft bin). De facto habe Sie wohl Recht damit, dass diese Frage durch andere Länder, die hier ein höheres Risiko eingehen, auch ohne eine „saubere“ klinische Studie beantwortet wird.
    4. Mertens schließt nicht aus, dass Spätfolgen von Impfungen sehr selten nach Monaten auftreten können.
    => Sollte Herr Mertens diese Aussage nicht belegen können stimme ich Ihnen zu, dass diese Aussage von ihm sehr zu kritisieren ist. Allerdings bin ich fachlich nicht kompetent genug um sagen zu können, dass solche „echten“ Spätfolgen noch nie bei einer Impfung vorgekommen sind.
    5. Mertens hält einen Kausalzusammenhang zwischen Impfung und Myocarditis für möglich, bevor die Daten des CDC eingetroffen sind.
    => Ich halte es für recht wahrscheinlich, dass die STIKO Zugang zu internationalen Datenquellen hat, bevor diese allgemein bekannt gegeben werden.
    6. Expertengremien andere Länder (z.B. USA, Österreich) haben die Impfung für Jugendliche empfohlen.
    => Das ist nicht unbedingt ein Argument dafür, dass diese Gremien korrekt entschieden haben. Leider sind meines Wissens nach nur wenige dieser Gremien politisch unabhängig. Die CDC war es z.B. im Lauf der Pandemie ganz sicher besonders unter Trump nicht. Noch dazu kann ich mir vorstellen, dass eine Impfung für Jugendliche z.B. in den USA ein besseres Risiko- Nutzenprofil haben könnten als in Deutschland, in Abhängigkeit vom allgemeinen Gesundheitszustand dieser Altersgruppe, dem Stand der medizinischen Versorgung, etc.

    Abgeleitet aus diesen Ausführungen behaupten Sie:
    *Mertens Ansichten dominieren die STIKO.
    *Er nutzt jede Wissenslücke als Argument fürs Nichtstun.
    *Er akzeptiert ausschließlich Patientenstudien als Evidenz.
    *Er erklärt sämtliche Risiken der Krankheit, die nicht durch Patientenstudien an Jugendlichen eindeutig statistisch belegt sind, für nicht existent.
    *Er ignoriert die Gefahren durch Long Covid weitestgehend.
    *Er ignoriert den Herdenschutz

    Ich finde, dieser Aussagen sind sehr harsch & polemisch, und für diese Schärfe nicht gut genug durch Belege untermauert. Insbesondere stört mich an Ihrem Artikel auch, dass sie Mertens mit der STIKO gleichsetzen. Wo sind die Belege dafür, dass er so ein Bully ist, dass er die 18-köpfige Kommission komplett dominieren kann? Zudem möchte ich auch darauf hinweisen, dass die STIKO einer ausführlich dokumentierten Standardvorgehensweise (SOP) folgt, um zu ihren Empfehlungen zu kommen (https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Aufgaben_Methoden/SOP.html).
    In der SOP wird auch ausfürlich darauf eingegangen, dass RCT bei Impfungen nicht immer möglich sind und welche Vorgehensweise dann angewendet wird.

    Ich zitiere“Als Goldstandard bei der Bewertung der Evidenz klinischer Interventionen gilt das Vorliegen einer systematischen Übersichtsarbeit zu randomisierten klinischen Studien (RCTs). Zu vielen Fragestellungen im Impfbereich liegen jedoch ausschließlich Daten aus epidemiologischen Beobachtungsstudien vor. Diese werden durch die GRADE-Methodik, wo immer sinnvoll, mit berücksichtigt. Die GRADE-Methodik eignet sich insbesondere für Fragen zur Wirksamkeit und Sicherheit einer Impfung.“

    Auch mir gehen machen „strikten EBM´ler“ auf die Nerven. Z.B. hat Prof. Antes im Laufe der Pandemie des öfteren darauf hingewiesen, wie schlecht die Evidenz für das Tragen von Masken ist (womit er streng genommen Recht hatte, denn gute Studien waren zu dem Zeitpunkt noch erschreckend rar). Allerdings gingen seine Kommentar an dieser Stelle fast in Richtung „fehlende Evidenz für die Wirksamkeit eines Fallschirms“.
    Im Unterschied dazu ist die Aufgabe der STIKO in Sachen Impfung der Jugendlichen natürlich ausgesprochen viel schwerer & komplexer, insb. weil die Risiken der COVID-19 so ungleich verteilt sind und die Methoden der Impfstoffe nunmal sehr neu sind. Noch dazu halte ich die Aufgabe für sehr undankbar, weil ständig Kritik von allen Seiten kommt.

    Wie bereits erwähnt würde ich meinem Kind in der Altersgruppe zur Impfung raten, auch ohne eine allgemeine Empfehlung der STIKO.
    Das meiner Meinung nach relativ geringe Risiko, dass diese Entscheidung falsch sein könnte, würde ich selbst tragen.

    1. Also, ich versuche, mal kurz auf die einzelnen Punkte einzugehen.
      Zu 1.: Sie finden die Meinung von Sandra Ciesek irrelevant? Sie ist Professorin für Virologie und forscht seit Beginn der Pandemie aktiv zu Covid-19. In der Zwischenzeit hat sie dazu mehrere Studien mit pädiatrischem Schwerpunkt geleitet. Zur entscheidenden Frage der Gefährlichkeit der Krankheit für Jugendliche (die Risiken der Impfung dürften so ziemlich für jeden außer Mertens gut erforscht sein) hat sie auf alle Fälle um Längen mehr Kompetenz als der 71jährige Pensionär Mertens.
      Korinna Hennig reflektiert schlicht und einfach die Aussagen von Christian Drosten, mit dem sie jetzt seit 15 Monaten im Podcast regelmäßig zusammengearbeitet hat und der in den letzten Monaten nicht müde wurde, die Wichtigkeit der Impfung von Schülern zu betonen.
      Die einzige Person, die Thomas Mertens in die Nähe der Querdenker rückt, ist Thomas Mertens. Niemand hat ihn gezwungen, öffentlich das Querdenker-Narrativ von den erfunden Spätfolgen zu verbreiten. Niemand hat ihn gezwungen, dabei auch noch ausgerechnet den bei den Querdenkern höchst beliebten Vergleich mit der Grippe zu bemühen. Niemand hat ihn gezwungen, sich öffentlich auch noch gegen das Testen von Schülern auszusprechen. Worauf die Kombination von Nichtimpfen und Nichttesten hinausläuft, dürfte offensichtlich sein. Niemand hat ihn gezwungen, sich in eine Talkshow zu setzen und öffentlichkeitswirksam den Menschen (solche Aussagen wirken natürlich auch auf die Impfbereitschaft von Erwachsenen) Angst vor mysteriösen Risiken einer Impfung zu machen und zu erklären, er würde seine Enkel nicht impfen lassen. Im Rahmen seiner Funktion für die STIKO hat er keinerlei Notwendigkeit, sich überhaupt öffentlich zu äußern, und von seiner Freizeitaktivität bei der STIKO abgesehen ist er – nun, eben Pensionär.
      Zu 2.: Man kann nicht verhindern, dass man Beifall von der falschen Seite bekommt. Es sollte einem aber zu denken geben, und das schon nach dem ersten Mal. Mir gibt es jedenfalls zu denken, wenn es unter meinen Twitterfollowern zu sachlich nicht haltbaren persönlichen Anfeindungen gegen Mertens kommt, und ich versuche, das entsprechend einzuordnen und von begründeter Kritik abzugrenzen. Das fällt mir manchmal schwer, weil ich meinen Ekel gegenüber Mertens Verhalten selbst gerne sehr viel deutlicher zum Ausdruck bringen würde.
      Zu 3.: Mertens liegt richtig damit, dass die Anzahl der Jugendlichen zu gering für eine Risiko-Nutzenabschätzung ist??? Wie bitte??? Wenn 4,2 Millionen geimpfte Jugendliche allein in den USA nicht ausreichen, wie viele sollen es dann bitte sein? Das sind mehr als in der Altersgruppe in Deutschland überhaupt leben. Genau daher kommt meine Einschätzung, dass Mertens sich längst festgelegt hat. Wenn vier Millionen ihm nicht reichen, glauben Sie ernsthaft, der fängt bei fünf oder sechs Millionen an, nachzudenken?
      Zu 4.: Alle sogenannten Langzeitfolgen von Impfungen sind innerhalb weniger Wochen aufgetreten und nur deshalb spät erkannt worden, weil sie so selten waren und erst eine hinreichende Zahl von Personen geimpft werden musste, bis man sie erkennen konnte. Genau das versucht eine Vielzahl von Experten und Wissenschaftskommunikatoren jetzt, seit einem Jahr, den Menschen zu erklären, und dann kommt Mertens und fällt allen in den Rücken.
      Zu 5.: Auch die STIKO hat keinen Zugriff auf Daten, die noch nicht erhoben wurden.
      Zu 6.: Ach so, die Expertengremien anderer Länder sind politisch nicht unabhängig – nur die STIKO ist der Hort der reinen Wissenschaft. Ich werde jetzt nicht anfangen, die schier endlose Liste der wissenschaftlichen Fachgesellschaften zusammenzutragen, die öffentlich erklärt haben, dass sie die Empfehlung der CDC unterstützen. In Deutschland hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte die STIKO-Empfehlung anfangs noch mitgetragen, was für die Mitglieder immerhin den Vorteil hatte, dass sie die Verantwortung los waren. Inzwischen ist auch da das Ende des Geduldsfadens erreicht.
      https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-impfung-praesident-des-berufsverbands-der-kinder-und-jugendaerzte-kritisiert-stiko-a-fba6ec30-c451-49c0-b4fc-bf2ea4dbb87c?fbclid=IwAR3tStL4o3BSQ8UhvnqHUqCqOMQNN2J6WMzhwmF9bg51d_76DU6juWsw39Q
      Der Deutsche Ethikrat war da schon von Anfang an sehr viel deutlicher.
      Die DGKJ versteckt sich weiter hinter der STIKO und formuliert keine eigene Position. https://www.swr.de/swr1/bw/swr1leute/prof-joerg-doetsch-kinderarzt-100.html
      Zu Mertens Einfluss in der STIKO: Ich würde mich ja sehr freuen, wenn ich Unrecht hätte und sich jetzt schnellstmöglich andere Stimmen in der STIKO durchsetzten, aber sein überheblicher und selbstgerechter Umgang mit Sandra Ciesek im Podcast oder mit Norbert Walter-Borjans in der Talkshow zeigen deutlich einen Menschen, der es gewohnt ist, dass sich niemand traut, ihm zu widersprechen. Ich bin gespannt.
      Zu den folgenden Stichpunkten: Dass er jede Wissenslücke als Argument fürs Nichtstun nutzt, ergibt sich unmittelbar aus seiner eigenen Argumentation. Ich weiß nicht, was daran polemisch ist, das festzustellen. Dass er sämtliche Risiken einer Infektion, insbesondere von Longcovid, mit der Begründung, sie seien nicht hinreichend untersucht, einfach vom Tisch wischt, habe ich mir auch nicht ausgedacht. Das sagt er so im Podcast, ebenso, dass Effekte für andere Altersgruppen für die Impfentscheidung bei Kindern keine Rolle spielen dürfen: „Aus Sicht der STIKO ist das Entscheidende, das wir sicher sein müssen, dass die Empfehlung genau den Interessen der Gesundheit der Kinder dient.“ „Aber letztendlich sind wir zu der doch literaturgestützten Auffassung gekommen, dass es hinsichtlich Long Covid in dieser Altersgruppe – wohlgemerkt es geht hier um die Zwölf- bis 17-Jährigen, also um die, die jetzt möglicherweise geimpft werden sollen – die Datenlage praktisch völlig unzureichend ist.“ Das sind seine abschließenden Worte zum Thema Longcovid. Das ist alles von ihm, nicht von mir. Das habe ich mir alles nicht ausgedacht – warum sollte ich auch? Dieser Mensch ist mir eigentlich vollkommen egal. Bis zu seinem Skandalauftritt im NDR-Podcast wusste ich nicht mal, wer Thomas Mertens ist.
      Während er an der Stelle noch alle Studien, die sich bemühen, die Risiken der Infektion bei Jugendlichen halbwegs zu quantifizieren, einfach abhakt mit dem (sachlich wie schon erwähnt nicht falschen) Hinweis, sie seien methodisch und statistisch schwach, zitiert er später bei Lanz selbst die Züricher Longcovid-Studie, die ihm ja gut in den Kram passt, vergisst aber zu erwähnen, dass die methodisch und statistisch genauso schwach ist.
      Die SOP sind 0815-EBM, mit allen den im Artikel genannten Schwächen, und einigen mehr. Dadurch öffnen sie den hier angewendeten abenteuerlichen Interpretationen Tür und Tor. Sie beschäftigen sich langatmig mit dem Vergleich unterschiedlicher Patientendaten, erwähnen aber mit keinem Wort, wie man Informationen aus verlässlicheren Quellen wie Labordaten einbeziehen kann. Labordaten zur Immunreaktion hätten im März bei AZ die vermeintliche Informationslücke zum Wirkung bei über 65Jährigen problemlos schließen können. Surveillancedaten werden erwähnt; es wird aber nicht klar, ob damit nur eigene oder auch ausländische Surveillancedaten gemeint sind. So ist es möglich, die Erkenntnisse aus 4,2 Millionen Impfungen in den USA schlicht unter den Teppich zu kehren. Was ebenfalls nicht erwähnt wird ist die Frage sinnvoller Subpopulationen. So war es erst möglich, zu AZ eine Subpopulation zu definieren, in der die Daten zur Wirksamkeit nicht mehr signifikant waren, obwohl es überhaupt keinen Grund für die Annahme gab, das ausgerechnet nur dieser eine Impfstoff in dieser einen Gruppe so viel schlechter sein sollte als die anderen (was zudem durch die Labordaten widerlegt war).
      Bei den Jugendlichen wird künstlich eine Subgruppe „mit besonderem Risiko“ definiert und so die Erkrankung für den Rest der Jugendlichen für harmlos erklärt – nicht, weil man Belege hätte, dass sie für diese harmlos wäre, sondern wieder, weil man bei denen keine Belege hat, dass sie nicht harmlos ist – das bekannte Argumentum ad Ignorantiam. Dabei wird vollkommen außer Acht gelassen, dass zielgerichtete Maßnahmen für eine solche Subgruppe illusorisch sind. Wie viele Jugendliche werden überhaupt regelmäßig ärztlich untersucht und wissen, ob sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben? Ich bin mir sehr sicher, dass ich zwischen 12 und 17 kein einziges Mal beim Arzt war. Wie viele Eltern von Kindern mit Atemwegserkrankungen werden ihren Sprösslingen einen Impfstoff spritzen lassen wollen, der für alle anderen in der Altersgruppe zum unangemessenen Risiko erklärt wird? Wie hoch wird die Impfbereitschaft unter den Asthmatikern und Diabetikern ausgerechnet bei denen sein, die nicht gut eingestellt sind? Wer wird seiner pubertierenden Tochter sagen, sie möge zum Arzt gehen und sich eine Impfung geben lassen, die kein anderer in der Klasse bekommt, weil sie ja übergewichtig ist? Wie steht sie da, wenn sie montags morgens beim Test nicht mitmachen muss, weil „die Fette“ ja geimpft ist? Welche Folgen hat eine Nichtempfehlung unter Verweis auf obskure Risiken auf die Impfbereitschaft in anderen Altersgruppen?
      Nochmal, ich vermute nicht, dass Mertens tatsächlich irgendwelche Sympathien für die Querdenkerszene hat. Er ruft ja selbst zum möglichst vollständigen Impfen der Erwachsenen auf. Trotzdem sind seine öffentlichen Auftritte das Beste, was Ballweg, Füllmich und Schiffmann in dieser Situation hätte passieren können. Hier ist beim Versuch, eine Entscheidung, die auf der Basis von EBM-Prinzipienreiterei zustande gekommen ist, öffentlich zu rechtfertigen, ein massiver gesellschaftlicher und gesundheitlicher Schaden angerichtet worden, durch den diesen Herbst Menschen sterben werden, schlicht und einfach.

    2. Wie es typischerweise zustande kommt, dass für die Jugendlichen Daten zu Longcovid fehlen, sieht man z.B. bei dieser erschreckenden aktuellen Lancet-Studie zu Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten nach einer Covid-Erkrankung. Es haben tatsächlich Jugendliche an diesen Tests teilgenommen – ihnen wurden nur die entscheidenden Fragen zu Covid nicht gestellt, so dass es zu ihnen keine Ergebnisse gibt, weil sonst die Ethikkommission die Studie verboten hätte.
      https://www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(21)00324-2/fulltext?fbclid=IwAR2TbaunCT1mwFyC_jyqb8cHpSJEcCsB_ab4tIRRMyFliB3_pVxptzpPVvE

    3. Übrigens versucht Mertens im NDR-Podcast mehrfach, die epidemiologische Bedeutung der Nichtempfehlung herunterzuspielen, mit der Behauptung, es ginge ja nur um die Alterskohorte 12-15. Tatsächlich ist der RKI-Homepage ausdrücklich zu entnehmen, dass sich die Nichtempfehlung der STIKO auch auf die 16- und 17-Jährigen erstreckt, mithin auf die komplette Altersgruppe, die in den vergangenen Wellen unter den Schülern die mit Abstand höchsten Fallzahlen hatte. Da muss man sich beim Vorsitzenden der Kommission, die das gerade eben beschlossen hatte, schon die Frage stellen, ob er nun ein Problem mit dem Gedächtnis oder eins mit der Wahrheit hat.

  12. Danke für Ihre ausführliche Antwort.
    In vielen Punkten bezüglich der öffentlichen Auftritte von Prof. Mertens kann ich Ihre Kritik nachvollziehen, wobei ich nicht beurteilen kann, in wieweit solche öffentlichen Auftritte Teil seines Aufgabengebietes sind.
    Die Äußerung, dass er seine Enkel nicht impfen lassen würde, fand ich ebenfalls daneben. Die Beantwortung dieser (absehbaren) Frage hätte er diplomatisch umgehen können, oder er hätte die individuelle Impfentscheidung mit einem -wohlgemerkt zugelassenen- Impfstoff hervorheben sollen, statt die Impfung so platt abzulehnen.
    Allerdings halte ich die Gleichsetzung von Mertens und STIKO, die sie aus ein paar öffentlichen Auftritten ableiten, noch immer für gewagt. Wenn die STIKO wirklich evidenzbasiert arbeitet, dann sollte es eigentlich ausgeschlossen sein, dass sich eine Einzelmeinung widerspruchslos durchsetzen kann. Von außen betrachtet schwer zu sagen, wie groß Mertens Einfluss ist.
    Bez. Prof. Ciesek sollte mein Kommentar nicht despektierlich sein, allerdings ist auch sie nur eine Fachfrau unter vielen Expert*innen weltweit. Ob Mertens oder sie die größere Kompetenz in der aktuellen Fragestellung besitzt, kann ich nicht beurteilen – auch ein Pensionär kann durchaus viel Wissen besitzen und hat ggf. sogar mehr Zeit, um sich in eine konkrete Fragestellung einzuarbeiten, als eine aktive Wissenschaftlerin. Ich finde es nicht zielführend, über solche Dinge zu spekulieren.

    Mir ist bewusst, dass die allermeisten (oder sogar alle) sog. Spätfolgen relativ kurz nach der Impfung aufgetreten sind und nur wegen ihrer Seltenheit der Kausalzusammenhang mit der Impfung erst spät entdeckt wurde. Allerdings bin ich nicht Fachmann genug um sicher sagen zu können, dass es nicht auch Fälle gegeben hat, bei welchen eine Nebenwirkung erst Monate nach der Impfung aufgetreten sind. Da ich leider noch kein Pensionär bin hatte ich noch nicht die Zeit, das mal ausführlicher zu recherchieren.

    In der interessanten Doku „Das Impfdrama“ hat sich übrigens auch Prof. Drosten zur STIKO geäußert. Was er sagt finde ich (wie so oft) sehr bedacht (Minute 39:15 und 47:40).
    https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/das-impfdrama-video-100.html

    Er deutet hier an, dass die STIKO aus strukturellen Gründen, eben auf Grund der starke EBM-ausgerichteten Arbeitsweise, ein Problem in einer so akuten Lage wie einer Pandemie hat. Ich halte das ebenfalls für das Hauptproblem. Es kann leider oft viele Jahre dauern, bis sich ein evidenzbasierter wissenschaftlicher Konsens in gewissen Fragen (z.B. Long-Covid) herausgebildet hat. In einer Pandemie ist natürlich mitunter keine Zeit, darauf zu warten, weswegen ich in diesem konkreten Ausnahmefall auch nicht auf eine allgemeine Impfempfehlung der STIKO warten würde, bevor ich meinem Kind zur Impfung raten würde.
    Die von Ihnen aufgezeigten Probleme würde ich also nicht primär an einer einzelnen Personen festmachen – jedenfalls nicht, bis z.B. ein Whistleblower über den Bully Mertens berichtet hat. Generell halte ich die systematische, EBM-basierte Arbeit der STIKO jedenfalls für extrem wichtig.
    Nach Ihren interessanten Ausführungen werde ich die Arbeit von Mertens und der STIKO aber mit noch größerem Interesse (und vermutlich auch kritischer) folgen als zuvor.
    Ob die STIKO ihre Einschätzung bez. der Jugendlichen ändert werden wir sehen, ich rechne damit, dass sie es in Anbetracht der Erfahrungen in anderen Ländern machen wird.

    1. Sehr richtig, was Sie sagen. Das Problem ist tatsächlich weniger die rein Evidenz-basierte Arbeitsweise der STIKO (das genau ist ihr Auftrag), sondern die bedauernswerte Tatsache, dass Prof. Mertens die daraus resultierenden Nachteile viel zu selten – wenn überhaupt jemals – offen thematisiert hat. Er hätte viel deutlicher kommunizieren müssen, dass es während einer Pandemie aus übergeordneten politischen Gründen durchaus sinnvoll und geboten sein kann, sich über die jeweils geltenden STIKO-Empfehlungen hinwegzusetzen. Aber das ließ sein Ego wohl nicht zu.

  13. Die Sächsische Impfkommission (*) empfiehlt die generelle Corona-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren:
    In die generelle Impfempfehlung bei Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren seien Daten aus den USA und Israel eingeflossen. »Hier überwiegt der Nutzen eindeutig das Risiko adverser Reaktionen«, erklärte die Siko. Bei adversen Reaktionen handelt es sich um mögliche Nebenwirkungen.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sachsen-impfkommission-empfiehlt-impfung-fuer-kinder-ab-zwoelf-jahren-a-b354277c-22ed-4abc-9faa-4c37bdc8b4e5

    (*) Ich wusste noch nicht einmal, dass die Länder eigene Impfkommissionen haben. Wieder etwas gelernt

    1. In der Tat, die Sächsische Impfkommission war mir bislang auch kein Begriff. Aber es wird halt einfach immer deutlicher, dass die STIKO eine Außenseitermeinung vertritt.
      Inzwischen scheint sich ja Martin Terhardt neben Mertens auf Seiten der STIKO sehr weit aus dem Fenster zu lehnen. Noch ein Pensionär, allerdings einer, dessen wissenschaftlicher Hintergrund sich schon im aktiven Berufsleben auf das Erlangen des Dr.med. beschränkt.
      https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Mitgliedschaft/Mitglieder/Profile/Terhardt_Profil.html

  14. Unabhängig von der Kommunikation und der Person Mertens hielt ich die Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt (Anfang Juni) für nicht zwingend falsch:
    – Es gab noch nicht viele Daten zur Verträglichkeit der Impfung bei Jugendlichen.
    – Es gibt kaum nachgewiesene schwere Krankheitsverläufe bei Jugendlichen ohne Vorerkrankungen.
    – Es gab noch genug ungeimpfte Erwachsene bei knappem Impfstoff. Die Priorisierung war noch nicht aufgehoben.
    – Die Empfehlung bedeutet nicht, dass man sich nicht impfen lassen kann, wenn man das möchte.

    Mittlerweile (und eigentlich schon seit ein paar Wochen) sieht die Lage ganz anders aus. Es gibt viel mehr Erfahrung mit dem Impfstoff bei Jugendlichen und wir haben mittlerweile mehr als genug Impfstoff, so dass wir ihn schon kaum noch los bekommen.

    Deswegen hätte ich von der STIKO schon längst erwartet, dass sie sich hinstellt und sagt: „Wir wissen mittlerweile mehr und die Lage hat sich geändert: Also impft jetzt so viele Jugendliche, wie irgendwie möglich.“

  15. Auch Karl Lauterbach spricht inzwischen offen von einer Außenseiterposition der STIKO in Bezug auf Corona-Impfungen für Kindern und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren. STIKO-Chef Mertens sträubt sich jedoch nach wie vor gegen eine allgemein Impfempfehlung für die Altersgruppe und spricht immer noch von zu wenig Daten zu möglichen gesundheitlichen Folgeschäden.

    https://www.deutschlandfunk.de/corona-impfung-fuer-kinder-und-jugendliche-lauterbach.694.de.html?dram:article_id=501129
    https://www.welt.de/politik/deutschland/article232871275/Corona-Kinderimpfungen-Lauterbach-kritisiert-Stiko-Chef-Mertens-wehrt-sich.html

    1. Thomas Mertens ist immer noch nicht vom Nutzen einer Impfung überzeugt, obwohl die Kliniken in den USA ein anderes Bild zeigen.

      »In den USA wird die Impfung für 12- bis 17-Jährige empfohlen, aber dort ist auch die Krankheitslast durch Covid-19 in diesem Alter viel größer als in Deutschland«, so Mertens. »Das liegt wahrscheinlich daran, dass dort mehr Kinder ein metabolisches Syndrom – Übergewicht, Bluthochdruck, gestörter Fettstoffwechsel und hoher Blutzucker – haben. Außerdem ist die medizinische Versorgung vieler Kinder in den USA etwas schlechter als bei uns.«

      Ich möchte Herrn Mertens nichts Böses unterstellen, aber das klingt mir zu sehr nach einer Ausrede, um die zögernde Haltung STIKO zu verteidigen, als nach einem validen Argument contra Impfung von Jugendlichen.

      https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/coronavirus-delta-verursacht-mehr-krankenhausaufenthalte-bei-kindern-in-den-usa-a-c1545e99-0ff3-4a61-b1d8-76a9b436d415

      https://www.stern.de/gesundheit/in-den-usa-erkranken-immer-mehr-kinder-schwer-an-covid-19—-klare-mahnung–fuer-deutschland-30652530.html

    2. Einige Aussagen, die man zu den Daten aus den USA so liest, scheinen mir auch einen subtil rassistischen Unterton zu haben.

  16. Seit heute empfiehlt die STIKO erfreulicher Weise nun die COVID-19-Impfung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Und natürlich hat nur wenige Minuten später das Nachtreten von all den Hobby-Virologen in den „sozialen“ Netzwerken bereits begonnen, nach dem Motto „immer diese Hin- und Her bei den Wissenschaftlern – die wissen auch nicht, was sie wollen“, oder „danke für den unnötigen Zeitverlust“, etc. pp.
    Ich jedenfalls werde mich daran nicht beteiligen, solidarisiere mich lieber mit den ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen der STIKO und freue mich, dass wir in Deutschland diese Fachgremium haben.

    1. Ich bin einfach mal gespannt, welche „neuen Erkenntnisse“ das sein sollen, die nicht schon seit zwei Monaten auf dem Tisch liegen. Offensichtlich haben andere Länder ja Fachgremien, die so etwas schon früher wissen.
      Das hat auch alles nichts mit „Hin und Her bei Wissenschaftlern“ zu tun, sondern damit, dass öffentlich vorliegende Daten über Monate ignoriert wurden.
      Der Vertrauensschaden ist jedenfalls angerichtet und die Inzidenz ist da, wo die Ferien schon vorbei sind, massiv angestiegen.

    1. In der Tat. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen:
      „Aus einem Forum, das einmal angetreten war, um frechen, unkonventionellen und unabhängigen Meinungsbeiträgen mehr Raum zu verschaffen, ist ein Radikalisierungsbeschleuniger geworden, bei dem man sich offensichtlich an keine Presseethik und auch keine journalistische Sorgfaltspflicht mehr gebunden fühlt.“

  17. Guck mal die Bedeutung des Wortes Evidenz im Duden nach, ich glaube, da liegst Du mit Deiner Interpretation einfach falsch, dass evidence und Evidenz was anderes seien.

    https://www.duden.de/rechtschreibung/Evidenz

    Aber man kann ja nicht alles wissen, Ausführlichkeit ist kein Garant für inhaltliche Vollständigkeit oder gar Korrektheit. Grade bei fachfremden Themen.

    1. Ja, die englische Bedeutung des Begriffs ist in den letzten 20 Jahren, getrieben durch die Verwendung des Begriffs „evidenzbasierte Medizin“, ein Stück weit in den Sprachgebrauch gewisser Kreise in Deutschland eingesickert, und damit dann eben auch in den Duden. Das ist die Logik des Dudens: Er bildet den Sprachgebrauch ab, so dass Fehler, die gebräuchlich geworden sind, irgendwann als richtig gelten. „Sowohl … wie“ findet sich ja inzwischen auch als ganz normales Deutsch im Duden.

  18. Die ausführliche wissenschaftliche Begründung für die Änderung der Impfempfehlung der STIKO wurde im neuen epidemiologischen Bulletin (33/2021) veröffentlicht.
    https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/33/Tabelle.html;jsessionid=C9C968D535132F4C6864B597F9176AF9.internet112?nn=2371176

    Ich vermute, dass kaum einer der STIKO-Kritiker diese Begründung je komplett lesen wird – vom Verstehen mal ganz abgesehen. Ein erster Blick in den von 26 Autor*innen verfassten, 36 Seiten lange Bericht (mit 84 Referenzen) macht auf mich jedenfalls den Eindruck, dass hier durchaus gründlich gearbeitet wurde.
    Nachdem Sie die STIKO ja oft und sehr scharf kritisiert haben bin ich gespannt auf Ihre Anayse der wissenschaftlichen Begründung und was Ihrer Meinung nach der richtige Zeitpunkt zum Aussprechen der Empfehlung gewesen wäre.

    1. Ich finde diese Bemerkung etwas überheblich und weiß beim besten Willen nicht, was an dieser kleinen Übersichtsarbeit schwer zu verstehen sein soll. Sie bestätigt im Übrigen exakt das, was ich im obigen Artikel geschrieben habe: Die STIKO hat über Monate alles Wissen ignoriert, das zwar offensichtlich war, aber eine gewisse intellektuelle Transferleistung erforderte und sich nicht 1:1 aus Patientenstudien ableiten ließ.
      Der Text im epidemiologischen Bulletin fasst den aktuellen Wissensstand aus EBM-fundamentalistischer Sicht sehr schön zusammen, und an der resultierenden Empfehlung und der Begründung dafür ist selbstverständlich überhaupt nichts auszusetzen.
      Der Text zeigt aber eben auch, dass die STIKO weiß (und schon im Juni gewusst haben muss), dass zentrale Aussagen, die Mertens seitdem gegenüber den Medien gemacht hat, schlicht nicht wahr sind:
      -Mertens‘ Behauptung, dass der überwiegende Teil der mit Covid hospitalisierten Jugendlichen Vorerkrankungen hatte, für die die STIKO Stand Juni eine Impfung empfohlen hätte, stimmt nach diesem Bericht eindeutig nicht. Vielmehr hatte gerade mal die Hälfte dieser Jugendlichen Vorerkrankungen, und der allergrößte Teil dieser Erkrankungen waren Asthma oder wiederkehrende Bronchitis, die gerade nicht in der Liste der Indikationen für eine Impfempfehlung standen. Damit erledigen sich auch die antiamerikanisch und zum Teil rassistisch eingefärbten Erklärungen diverser Mertens-Apologeten, warum die Erkenntnisse der CDC nicht auf Deutschland übertragbar seien.
      -Dass Mertens mehrfach die völlig offensichtlich falsche Behauptung aufgestellt hat, es ginge bei der Entscheidung nur um die Altersgruppe 12 bis 15, hatte ich schon an anderer Stelle erwähnt.
      -40 Jugendliche auf Intensivstationen wegen Covid plus 49 wegen PIMS allein von Mitte März bis Mitte Juli übersteigen das, was man nach US-Daten bei einer flächendeckenden Impfkampagne an schwereren Verläufen von Myocarditis/Pericarditis zu erwarten hat, sehr deutlich. Dieser Trend muss aus den Survey-Daten schon Anfang Juni deutlich erkennbar und in der STIKO bekannt gewesen sein. Mertens war offensichtlich zu sehr damit beschäftigt, den Medien zu erzählen, wie harmlos Covid und PIMS in dieser Altersgruppe sind, um das zur Kenntnis zu nehmen.
      -Die Züricher Longcovid-Studie, unter Berufung auf die Mertens bei Markus Lanz den Eindruck erweckt hat, Longcovid sei bei Jugendlichen bedeutungslos (falls überhaupt existent), wird im Epidemiologischen Bulletin völlig korrekt eingeordnet: „Allerdings müsste die Häufigkeit von Long-COVID über 2,75 % liegen, um in einer Studie dieser Größe mit einer Wahrscheinlichkeit von über 95 % mindestens einen Fall zu erfassen.“ Da in den Ergebnissen der Studie nicht einer, sondern mehrere Fälle erwähnt werden, die durchaus Longcovid-Fälle sein könnten, sieht man daraus sehr leicht, dass die Studie zur Klärung der Frage, ob auch Longcovid etwas ist, wovor man Jugendliche per Impfung schützen sollte, schlicht nichts beiträgt.
      Kurz gesagt, Mertens öffentliche Aussagen in den vergangenen zwei Monaten (die er sich angesichts seiner Funktion auch einfach hätte sparen können) erweisen sich angesichts dieser Zusammenfassung seiner eigenen Kommission als vollkommen haltlos. Womit wir wieder bei meinem Fazit aus Twitter von vor ein paar Wochen sind: Wir haben in der STIKO ein Personalproblem.
      Das ist aber nicht das Spannende. Viel interessanter ist die Frage, was war davon eigentlich schon bekannt, als die STIKO am 10.6. ihre Skandalempfehlung herausgegeben hat? Ich habe schlicht nicht die Zeit, um zu allen zitierten Quellen das Preprint-Erscheinungsdatum nachzurecherchieren, und zu den Quellen der Form „persönliche Kommunikation“ wäre das ohnehin unmöglich. Belassen wir es also mal dabei, dass ein großer Teil dieser Informationen Anfang Juni selbst mir als interessiertem Laien schon bekannt war und gehen lieber der Frage nach, was denn die STIKO in dem Text selbst als entscheidungsrelevante neue Erkenntnisse erwähnt:
      -Auffällig nicht in der Begründung enthalten ist ein echtes Argument, das Mertens damals völlig korrekt, aber eben nur am Rande, erwähnt hat und das sich inzwischen einfach erledigt hat: Anfang Juni war der damals einzige für Jugendliche zugelassene Impfstoff noch knapp, und jetzt ist er nicht mehr der einzige und nicht mehr knapp. Das gilt inzwischen aber auch schon seit Längerem – man hätte die Entscheidung also zumindest schon viel früher korrigieren können.
      -Stattdessen heißt es im ersten Punkt: „Die möglichen Risiken der Impfung von 12 – 17-Jährigen betreffen Peri-/Myokarditiden. Sie sind sehr selten bei Jungen, noch seltener bei Mädchen und haben meist einen unkomplizierten, zeitlich begrenzten Verlauf.“ Das ist korrekt, aber was ist daran so eine neue Erkenntnis? Wenn man sich die Analysen der CDC von Anfang Juni ansieht, dann findet man darin genau das zahlenmäßig schon ganz klar belegt. Das einzige, was damals noch unklar war, ist, ob es sich bei diesen nachgewiesenermaßen meist unproblematischen Fällen überhaupt um eine Nebenwirkung der Impfung handelte oder nicht doch einfach um eine Häufung von Überdiagnosen.
      -Weiter geht es: „Neuere Untersuchungen aus dem Ausland weisen darauf hin, dass eine Beteiligung des Herzens durchaus auch bei COVID-19-Erkrankungen auftritt.“ No shit, Sherlock. Die dazu verlinkten Studien sind tatsächlich im Juli erschienen. Es ist aber seit Jahrzehnten bekannt, dass der Hauptauslöser von Myocarditis und Pericarditis bei nicht chronisch kranken Personen Erkältungskrankheiten, Influenza und deren Folgeerkrankungen sind. Es ist außerdem schon seit einem Jahr bekannt, dass Myocarditis und Pericarditis zum regelmäßig auftretenden Spektrum der Covid-Folgen bei Erwachsenen gehören. Dann noch darauf warten zu wollen, dass irgendwann eine Studie kommt, die direkt belegt, dass auch Covid diese Folgen auch bei Jugendlichen haben kann, bevor man bereit ist, entsprechend zu handeln, ist genau das, was ich mit Patientenstudienfundamentalismus meine.
      -Was mich wirklich aus den Socken haut, ist aber die letzte genannte neue Erkenntnis: „Vor dem Hintergrund der in Modellierungen prognostizierten gesteigerten COVID-19-Krankheitslast von Jugendlichen überwiegen nach gegenwärtigem Wissenstand die Vorteile der Impfung deutlich die möglichen, sehr seltenen Impfnebenwirkungen (s. Tab. 15).“ Neue Modellierungen zeigen, dass wir im Herbst wieder mehr Fälle bekommen werden? Echt jetzt??? Wenn man diese Aussage ernst nehmen will, dann muss die STIKO im Juni vorausgesetzt haben, dass die damals extrem niedrigen Inzidenzen auf ewige Zeiten so bleiben würden. Dazu… nein, dazu fällt mir einfach nichts ein.

    2. Danke für Ihre Einordnung. Ich denke nicht, dass es überheblich von mir ist anzunehmen, dass vermutlich nur ein sehr kleiner Teil der STIKO-Kritiker aller Couleur den Bericht lesen & verstehen wird. Sie sind da sicher Teil der Minderheit. In den „sozialen“ Netzwerken äußern sich schließlich nicht nur promovierte Naturwissenschaftler, für die der Bericht ein piece of cake ist, sondern sehr viele Hobby-Virologen mit Abschluss von der Youtube-Akademie. Ehrlich gesagt halte ich den Bericht (trotz meines mol. biol. Doktortitels) auch nicht gerade für schrecklich leichte Kost, die ich mir so nebenbei vorm Schlafengehen durchlese. Aber davon einmal abgesehen finde ich Ihre Kritikpunkte insb. an Mertens wie erwähnt durchaus nachvollziehbar.
      Generell würde ich mich in medizinischen Fragen allerdings ebenfalls recht weit auf der Seite der EBM´ler einordnen, denn ich bin stark von der Arbeit von Prof. Edzard Ernst beeinflusst. Bei der Beurteilung von medizinischen Behandlungen ist für mich daher die RCT-Evidenz immer der Goldstandard.
      Allerdings ist das Thema „Impfung während einer Pandemie“ natürlich nicht direkt vergleichbar mit z.B. der Beurteilung von sog. „alternativen Heilmethoden“. Sie arbeiten die Probleme einer strikten Anwendung von EBM-Kriterien auf die momentane Lage ziemlich deutlich heraus.
      Ich finde trotzdem, dass es ist ein schmaler Grat ist, medizinische Eingriffe bei geringer bzw. unzureichender RCT-Evidenz zu empfehlen und tue mich daher schwer mit allzu harscher Kritik an der EBM-ausgerichteten Arbeit der STIKO.

    3. Natürlich sind RCT die beste Form von Patientenstudien, die wir haben. Das ist doch gar keine Frage.
      Nur haben wir es hier mit einem Problem zu tun, bei dem einem RCTs schlicht nichts bringen. Der Nutzen der Impfung ist ja schon für die Zulassung nachgewiesen worden. Es geht bei der Empfehlung also letztlich nur um die Abwägung des Risikos seltener Nebenwirkungen gegen das Risiko der Erkrankung. Beides lässt sich nicht mit RCTs untersuchen, sondern nur mit Studienformen, die systemimmanent wesentlich fehleranfälliger sind – sowohl was statistische als auch systematische Fehler angeht.
      Dann muss man sich eben entscheiden, ob man abwartet und nichts tut, bis man vielleicht irgendwann aus einzelnen Studien wenigstens von der statistischen Seite her die Sicherheit hat, die man gerne hätte, oder ob man die Gesamtheit der verfügbaren Informationen nimmt und jetzt eine Entscheidung trifft – im Wissen, dass die natürlich auch falsch sein kann. Man muss sich nur im Klaren sein, während man abwartet machen die Schulen wieder auf, die Inzidenzen werden in wenigen Wochen wieder dreistellig sein und nicht immer im kleinen dreistelligen Bereich bleiben, und es werden sich Schüler infizieren, und es werden bis zum Winter wesentlich mehr als die 89, die wir zwischen März und Juli hatten, von ihren Eltern getrennt und an Maschinen angeschlossen auf Intensivstationen liegen.

  19. Wir dürfen nicht vergessen: es gab nach Impfungen Todesfälle. Seltene Fälle aber es gab sie und es waren unbestritten Folgeerkrankungen nach Vakzingabe. Hirnvenentrombosen nach AstraZeneca bei Frauen unter 60.
    Die StiKo kann ja nicht schreiben, wir warten es jetzt mal ab ob es in USA gut geht. Eine StiKo die nur einmal zu schnell die Amel auf GRÜN gestellt hat, obwohl ROT angezeigt gewesen wäre, kann einpacken.
    Es trifft allerdings zu, daß Fehlinformationen verheerende Wirkung haben. Der Irrglaube, Kinder könnten sich nicht mit dem Virus SARS-CoV-2 anstecken ist absurd. SARS-CoV-2 Viren stecken wie Grippeviren Kinder an. Ich kenne kein Virus, das einen Bogen um Kinder macht. Die StiKo möge mir dieses Vrus benennen und seine „Bogeneigenschaft“ belegen, aber bitte nicht mit statistischn Daten, sondern mit empirischen Daten. Lauterbach hat dazu mal lakonisch aber völlig zutreffend gesagt: „Wenn das Virus nicht im Umfeld der Kinder und Jugendlichen ist, können sie sich auch nicht anstecken.“ Abgesehen davon gelten neue Mutationen wie die DeltaUntervariante AY.3 mit L452R und T467K als Immunescape Varianten, die insbesodere Kinder und Jugendliche befallen. Die Südstaaten der USA leiden hier ganz besonders. Aus Louisiana wurden 6000 Infektionsfälle in nur vier Tagen gemeldet von Epidemiologe Dr. Feigel-Ding auf Twitter

    1. 1. Niemand Seriöses (ganz sicher nicht aus der STIKO) hat jemals behauptet, SARS-CoV-2 würde keine Kinder infizieren.
      2. Die Hirnvenenthrombosen waren bei einem anderen Impfstoff und haben mit der Frage hier Null zu tun. Zum Zeitpunkt der STIKO-Nichtempfehlung vom 10.6. lagen umfassende Daten auch zu seltenen Nebenwirkungen nicht nur von vielen Millionen jungen Erwachsenen, sondern auch schon von über einer Million Jugendlichen aus den USA vor. Die einzige potentielle Nebenwirkung waren die hier schon umfassend diskutierten Myocarditen und Pericarditen. Von denen war auch schon klar, dass sie überwiegend harmlos verlaufen und es keine Todesfälle gab. Die einzig offene Frage war, ob es sich dabei überhaupt um eine Nebenwirkung der Impfung handelt oder nur um eine zufällige Häufung in Verbindung mit häufigeren Diagnosen durch die engmaschige Beobachtung nach der Impfung.

  20. Manchmal scheint die Zeit reif für ein Thema zu sein. Die „Schwächen“ der EbM, das was ich als „Plausibilitätsblindheit“ bezeichne, treiben mich schon lange um. Unter anderem deswegen, weil sie den Pseudomethoden, allen voran der Homöopathie, Tür und Tor dafür öffnen, mit „klinischen Studien“ winken zu können, die unter virtuoser Ausnutzung aller immanenten Schwächen des allein seligmachenden RCT-Konzepts produziert werden. Sehr aktuelles Beispiel:
    https://netzwerk-homoeopathie.info/studienkritik-zu-lungenkrebsstudie-frass-et-al-2020/

    Meine grundsätzlichen fünf Cent zur Problemlage:
    https://keineahnungvongarnix.de/?p=7649 und
    https://keineahnungvongarnix.de/?p=7803

    Was die STIKO angeht, so sei darauf verwiesen, dass das RKI (in dem die STIKO „formal“ integriert, aber unabhängig ist) in seinem Epidemiologischen Bulletin Nr. 27 Modellrechnungen präsentiert hat, unter welchen Bedingungen eine „Vierte Welle“ im Herbst / Winter 2021/22 vermieden werden könne. Mehr als offensichtlich ging das RKI dabei von Impfquoten der Gesamtgruppe der „12 – 59-Jährigen“ von 85 Prozent (und 90 Prozent bei den Älteren) aus. Wie anders als einen händeringenden Appell an die STIKO, endlich die Impfung der Altergruppe ab 12 generell zu empfehlen, sollte man dies deuten? Nun, wir wissen: die STIKO ließ sich gleichwohl Zeit.

    Man mag in der Tat die Frage stellen, ob die vom „Vorsorgeprinzip“ geleitete STIKO das richtige Gremium für eine Pandemie-Situation ist. Aber wundert man sich? Nur nichts falsch machen und egal, wenn man dabei auch nichts richtig macht, ist ja längst die Devise öffentlicher Entscheidungsträger. So ja zB auch in der Grünen Gentechnik, wo ja noch jetzt das EuGH-Urteil bejubelt wird, das seinerzeit dem unbeschränkten Vorsorgeprinzip Vorrang vor Risikoabschätzung und Innovation verschaffte. Eine Abart davon finden wir ja auch bei den Impfgegnern: in Form der „Hundertprozenter“, wie sie ja auch Arvay repräsentiert. Hundert Prozent Wirkung, null Prozent Nebenwirkung, alles andere ist des Teufels …

    1. Til Schweiger läuft bei Germany’s next Schwurbelpromi für mich außer Konkurrenz – der schwurbelt doch eigentlich schon seit Jahren.

  21. Gute Nachrichten für Kinder: „Biontech-Gründer rechnen mit Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige in wenigen Wochen.“ Und: „Bis Ende des Jahres würden auch die Studiendaten zu den jüngeren Kindern ab sechs Monaten erwartet.“

    Wenn die EMA die Zulassung erteilt, wovon ich ausgehe, bin ich gespannt, wie lange die STIKO diesmal benötigen wird, um Impfempfehlungen auszusprechen. Ich rechne leider damit, dass sie sich wieder ziemlich lange zieren werden.

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/corona-pandemie-biontech-gruender-rechnen-mit-impfstoff-fuer-fuenf-bis-elfjaehrige-kinder-in-wenigen-wochen-a-1c02cb48-dd17-4cab-953f-0d437d49707a

    PS: In den Kommentaren hyperventilieren selbstverständlich wieder die Impfgegner und Coronaleugner. Wenn die Zulassungen durch sind, dann wird das DER Aufreger in der Querdenker-Bubble für die nächsten Wochen.

  22. Nun ist die kalte Jahreszeit da und ich schaue mir die aktuellen Impfzahlen bei Jugendlichen an: Kaum neue Impfungen und die Zahl der Erstgeimpften liegt gerade erst bei 43,2%. Welche Schlüsse soll man daraus ziehen?
    – Hat die zögerliche Haltung der STIKO Eltern und Jugendliche soweit verunsichert, dass sich viele nicht impfen lassen wollen?
    – War die Impfbereitschaft sowieso nie höher? Dann hätten wir mit den Verzögerungen hinsichtlich der Herbst/Winterwelle auch nicht viel verloren.
    – Spielen die Impfungen für Kinder, wenn man nur das gesamte Pandemiegeschehen in D betrachtet, überhaupt eine entscheidende Rolle, wenn gleichzeitig ein viel größerer Teil der Erwachsenen einfach seinen A* nicht hoch bekommt?

  23. „In den USA werden voraussichtlich ab Anfang November Fünf- bis Elfjährige gegen das Coronavirus geimpft. In Deutschland wird die Zulassung vermutlich noch einige Zeit dauern.“

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-fda-berater-empfehlen-notfallzulassung-von-biontech-impfstoff-fuer-5-bis-11-jaehrige-a-6fb9936e-99e0-4659-bccd-00a552cf6514

    Die STIKO meint dazu: Für das Gremium stelle sich das gleiche Problem wie vor der Impfempfehlung für die 12- bis 17-Jährigen, sagte Mertens. »Kinder haben eine sehr geringe Krankheitslast durch Sars-CoV-2. Es gilt deshalb, erwartbare positive Effekte und denkbare unerwünschte Wirkungen durch die Impfung sehr genau gegeneinander abzuwägen.« Die Stiko werde wieder eine eigene Datenanalyse durchführen.

    Die Ausgangslage in den USA ist für Mertens nicht mit der hiesigen vergleichbar. »Kinder dort erkranken offenbar deutlich häufiger schwer an Covid-19. Möglicherweise liegt das an dem dortigen Gesundheitssystem und dem höheren Anteil von Kindern mit Risikofaktoren wie zum Beispiel dem metabolischen Syndrom oder schlecht eingestelltem Diabetes.«

    Ich erlebe ein Déjà-vu. Mertens hat doch eine analoge Argumentation in Bezug auf die Impfung von 12- bis 17-Jährigen gefahren. Sie wirkte auch dort nicht besonders überzeugend.

  24. Toller Kommentar im Spiegel.


    Im Plauderton gab Mertens zugleich bekannt, dass seine Kommission heute erneut über ihre Empfehlungen für Booster-Impfungen beraten werde. Die Kommission werde schon bald Booster-Impfungen für alle Menschen ab 18 Jahren empfehlen, sagte er. Das ist eine Kehrtwende: Während in vielen anderen Ländern längst geboostert wird, hielt die Stiko bislang stur an ihrer Empfehlung fest, lediglich Ältere ab 70 oder Menschen in Pflegeheimen mit der dritten Impfung zu versorgen.

    Die beiläufige Verkündigung dieser wichtigen Nachricht in einer Talkshow im Abendprogramm passt zu der völlig verkorksten Arbeit und Kommunikation dieses Gremiums. Die Stiko hat schnelle und flächendeckende Impfungen in Deutschland bislang mehr behindert, als sie zu fördern. Das Gremium lässt sich viel Zeit, prüft und prüft – und trifft am Ende dann doch dieselben Entscheidungen, die oft Wochen vorher schon in anderen Staaten wie den USA vollzogen worden sind. Es ist, als wollte die Stiko der gesamten Welt die deutsche Gründlichkeit beweisen. Oder eher gesagt: die deutsche Langsamkeit und Unflexibilität in einer schweren Krise.

    So ist es beim Boostern. Und so wird es auch bei der Impfung der Fünf- bis Elfjährigen sein. In den USA haben die zuständigen Behörden schon Ende Oktober die Impfung empfohlen. Die Stiko lässt sich mit ihrer Entscheidung weiterhin Zeit. Wahrscheinlich wird Mertens die Sache dann irgendwann wieder im Abendprogramm verkünden. Aber bitte nicht bei »Verstehen Sie Spaß?«

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/news-corona-virus-stiko-booster-wladimir-putin-friedrich-merz-angela-merkel-a-7a98541d-38d1-4ed6-a4bc-d8c366cf5ac4

  25. Nun bremst der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens die Erwartungen. Er könne nachvollziehen, wenn Eltern einer Impfung ihrer Kinder skeptisch gegenüberstehen. »Das kann ich sehr gut verstehen, und es entspricht im Grunde auch dem Problem, vor dem die Stiko mit ihrer Empfehlung steht – nämlich dem Abwägen von Nutzen und möglichen ›Restrisiken‹ bei den Kindern in dieser Altersgruppe«, sagte Mertens der »Schwäbischen Zeitung« zur Impfung von Kindern von fünf bis elf Jahren.

    In einer Zulassungsstudie der Firma Biontech /Pfizer seien keine schwerwiegenden Impfreaktionen oder Nebenwirkungen dokumentiert worden, sagte Mertens. Die Wirksamkeit des Impfstoffs entspreche bei den Kindern nach einer relativ kurzen Beobachtungszeit zudem etwa der bei den Erwachsenen. Zahlen aus den aktuellen Studien reichten aber nicht aus, um seltene Nebenwirkungen auszuschließen. Man müsse die Ergebnisse früherer Studien und Anwendungsdaten einbeziehen.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-stiko-chef-zeigt-verstaendnis-fuer-skepsis-gegenueber-kinderimpfung-a-7872f3eb-0927-4603-9e87-fd61544adb6e

    Dazu fällt mir echt fast nichts mehr ein und außer einer Sache: Schmeißt den Mertens raus, krempelt die STIKO komplett um und professionalisiert dieses Gremium von Kopf bis Fuß, indem Experten und Fachleute berufen werden, die nicht nur medizinischen Berufen entstammen, wie es aktuell praktisch der Fall ist. Die Ehrenämtler erweisen sich in diesen Krisenzeiten als ungenügend vorbereitet auf ihre Rolle.

    Disclaimer: Dieser Kommentar ist in Teilen bewusst polemisch gehalten.

  26. Ich muss sagen: auch im heutigen (09.12.2021) Interview im Heute Journal gibt Prof. Mertens eine ausgesprochen unglückliche Figur ab. Die STIKO sollte wirklich mal über einen Wechsel im Vorsitz nachdenken.

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