Die Scobel-Videos – sehenswert!

Die Scobel-Sendung mit meinen Statements zu Quantenquark ist inzwischen gelaufen und aktuell bei 3Sat in der Mediathek anzusehen. Es hat übrigens nicht mal eine Stunde gedauert, bis ich nach der Sendung per Mail das erste Angebot bekam, mir ein ganz neues Modell der Kosmologie zu präsentieren. Falls Sie zufällig auch gerade die Physik neu erfunden haben – wirklich, ich bin da die falsche Adresse; ich forsche ja nicht einmal mehr aktiv.

Hier ist der knapp sechsminütige Beitrag zu meinen Themen, für den ich in meinem Büro kunstvoll in einen überlagerten Zustand versetzt wurde:

Schön gestaltet und pointiert gemacht, und die Aussagen kommen alle unverzerrt heraus. Ich habe mir in der Rolle als griesgrämig-skeptisch brummelnder Spielverderber noch nie besser gefallen…

Ein bisschen rätselhaft bleibt für mich, warum die Redaktion unbedingt das Global Consciousness Project in dem Beitrag unterbringen und ihm auch noch so viel Raum einräumen musste.  Das bizarre Relikt aus der großen Zeit der Parapsychologie, dessen Gedankenwelt deutlich an die yogischen Flieger des Maharishi-Kults erinnert, wird schon seit Jahren nur noch vom Rentner Roger Nelson aus seiner Privatwohnung betrieben. Von den „100 Forschern“, die daran einmal beteiligt gewesen sein sollen, würde ich gerne einmal eine Kollaborationsliste sehen – auf der Homepage finde ich sie jedenfalls nicht.

Mit etwas mehr Zeit ist auch die Sendung als Ganzes äußerst sehenswert. Ein gewisses Vorwissen zur Quantenmechanik (so auf dem Niveau, das ich hier oder im Buch versuche zu vermitteln) schadet allerdings nicht, denn Scobel und die drei Physikprofessoren im Studio diskutierten da für ein normales Fernsehpublikum schon ziemlich anspruchsvoll.

In der Diskussion zu dem leider unvermeidlichen Katzenvieh hatte ich in der ersten Runde ein bisschen die Befürchtung, dass mehr zur Mystifizierung als zur Erhellung beigetragen wird. Ein paar Minuten später haben aber dankenswerterweise alle drei Experten nochmal sehr deutlich gesagt, dass aus der Quantenmechanik eben nicht folgt, dass es halb lebende und halb tote Katzen geben müsse. Überhaupt fand ich die Diskussionen im Verlauf der Sendung immer besser.

Jeder der drei Studiogäste hat für mich ein Highlight eingebracht, das die Sendung sehenswert gemacht hat. Bei Professor Kuhlmann war es die didaktische Klarheit, gerade dann, wenn allzu nebulöse Vorstellungen von der Quantenwelt hätten entstehen können. Frau Professor Hiesmayr vermittelte die Begeisterung für die neuen Technologien, die sich abzeichnen, aber eben noch nicht ganz funktionieren. Professor Mauch erdete mit dem nüchternen Blick, der meines Erachtens für die heutige Physik unverzichtbar ist, ein paar allzu spekulative Gedanken und brachte das noch viel zu wenig bekannte Konzept der Dekohärenz ins Gespräch.

Ein inneres Fest war es mir natürlich, wie am Schluss alle über Quantenquark diskutiert haben, und zwar genau unter diesem Begriff, für den ich Peter Menne gar nicht dankbar genug sein kann.

Quantenphysik und Quantenquark bei Scobel

Nur für den Fall, dass jemand Bedenken hat, vor lauter Verschwörungsmythen, rechter Esoterik und Pseudomedizin könnte der eigentliche Quantenquark auf Quantenquark zu kurz kommen: Ich bin natürlich auch noch in Sachen fragwürdiger physikalischer Behauptungen unterwegs.

Voraussichtlich werde ich in einigen Interviewausschnitten am 28.3. ab 21 Uhr im Rahmen der Sendung Scobel auf 3Sat zu sehen sein. Es geht um ganz grundsätzliche Dinge zum Quantenquark: Warum ist Quantenphysik für Esoteriker so attraktiv, kann man das als Laie überhaupt erkennen, und so weiter.

Die Szenen wurden heute gedreht, und ich muss sagen, mir sind in den 20 Jahren skeptischer Aufklärungsarbeit, die ich inzwischen hinter mir habe, noch nie Journalisten begegnet, die auf ein so spezielles Thema so gut vorbereitet waren und sich wirklich in Breite und Tiefe damit beschäftigt hatten. Insofern bin gespannt und freue mich auf das Ergebnis.

Ein neues Buch zu einem (fast) anderen Thema

Wer den Blog schon über längere Zeit verfolgt, dem dürfte aufgefallen sein, dass es hier im vergangenen Jahr über einen längeren Zeitraum auffällig ruhig war und erst im Februar 2019 so richtig wieder Leben auf quantenquark.com eingekehrt ist. Der Grund für die lange (gelegentlich für einzelne Artikel unterbrochene) Pause war nicht, dass ich plötzlich so faul war, sondern schlicht, dass ein Tag nur 24 Stunden hat und ich ja auch einen Beruf habe. Ein großer Teil der verbleibenden Zeit ging in inzwischen an anderer Stelle fürs Schreiben drauf: Auf der einen Seite war da die Überarbeitung des Quantenquark-Buchs für die Neuauflage, die man rechts oben schon vorbestellen kann, und für das Hörbuch, das es demnächst über Audible anzuhören gibt. Gleichzeitig hatte ich noch ein völlig neues Buchprojekt in Arbeit, das im April bei Hirzel erscheinen wird und jetzt endlich offiziell angekündigt ist.

Nun geht es hier im Blog natürlich in erster Linie um Verdrehungen der modernen Physik, aber weil in der Esoterik (ganz im Gegensatz zur Quantenmechanik) eben alles mit allem zusammenhängt, spielten hier neben der AltenaivAlternativmedizin ohnehin schon immer auch allerlei Verschwörungsbehauptungen eine Rolle. Sie sind auch neben der Pseudophysik eins meiner zentralen Betätigungsfelder in der Skeptikerbewegung, seit 2005 zum ersten Mal Anfragen zu den damals noch weitgehend unbekannten Chemtrails über das Skeptische Zentrum ihren Weg in meine E-Mail gefunden haben.

Nachdem Verschwörungsglauben seit ungefähr fünf Jahren viel deutlicher als vorher mit politischem Extremismus in Verbindung steht, bekommt das Thema auch in den Publikumsmedien deutlich mehr kritische Aufmerksamkeit. In der Bewertung dieser Vorstellungen stehen jedoch in der Regel politische, mitunter auch noch psychologische Aspekte im Vordergrund – und nicht unbedingt ein naturwissenschaftlicher Blick. Das ist auch in gewisser Weise nachvollziehbar: Wenn man überzeugt ist, dass so eine Verschwörungsbehauptung nicht stimmt, drängen sich die Fragen geradezu auf, warum Menschen so etwas dennoch glauben und welche Folgen dieser Glaube für unsere Gesellschaft als Ganzes hat. Dass allerdings diese Behauptungen tatsächlich nicht stimmen, ist jedoch nicht in allen Fällen und vor allem eben nicht für jeden offensichtlich.

Wenn man nun als Skeptiker Aufklärungsarbeit betreibt, begegnen einem zwangsläufig früher oder später die besseren Skeptiker, die einen (besonders gerne in schrifticher Form) belehren, man müsse die Sorgen der Verschwörungsgläubigen doch ernster nehmen. Besonders schön ist das im Zusammenhang mit der Ermahnung, man möge den besorgten Bürgern doch bitte nicht mit Fakten kommen. Der herablassende Tonfall richtet sich dabei allerdings nicht nur gegen uns Skeptiker, sondern vor allem gegen die so ungefragt in Schutz Genommenen. Wie kann man behaupten, jemanden ernst zu nehmen, wenn man ihm gleichzeitig nicht zutraut, sich mit Fakten auseinanderzusetzen?

Erfreulicherweise sind es oft die Verschwörungsgläubigen selbst, die eine faktenbasierte Diskussion, gerade mit naturwissenschaftlichen Argumenten, suchen – dabei aber oft die Fakten oder ihre Zusammenhänge nicht richtig verstehen. Vom 11. September bis zur flachen Erde: Wer meint, eine Verschwörung durchschaut zu haben, argumentiert gerne naturwissenschaftlich, macht aber nur allzu oft den Anschein zum Beweis.

An dieser Stelle hakt das Buch ein und nimmt sich exemplarisch einige der bedeutendsten modernen Verschwörungsbehauptungen vor. Wie stichhaltig sind die vorgebrachten Belege? Wie realistisch sind die alternativen Erklärungen? Und lässt sich daraus ein Muster erkennen, wie Verschwörungsgläubige argumentieren und wie man ihnen begegnen kann? Die Hardcore-Verschwörungspropagandisten wird man so nicht überzeugen können – dazu gibt es auch sonst kein Patentrezept. Man kann sich aber mit dem Wissen und den Methoden wappnen, ihnen nicht auf dem Leim zu gehen.

Sicher werden in nächster Zeit Verschwörungsbehauptungen auch hier eine etwas größere Rolle spielen. Vielleicht taucht auch das eine oder andere Thema aus dem Buch hier wieder auf. Geschrieben ist das Buch aber völlig anders: Sicherlich weniger frech und provokant, dafür mit deutlich mehr Möglichkeiten, Hintergründe auszuleuchten und Zusammenhänge darzustellen.

Ein Buch zu schreiben ist eben etwas völlig anderes als einen Blog wie hier. Freude macht natürlich beides – aber irgendwie ist man dann auch froh, wenn man es geschafft und das Ergebnis vor sich hat.

Ein paar Wochen noch.