Zwei Germanen und ein Recherchefehler

Kennen Sie das auch? Sie haben einen Text geschrieben, ein Bild gemalt, einen Schrank geschreinert, Ihren Garten bepflanzt, sich dabei größte Mühe gegeben, immer wieder nach möglichen Fehlern gesucht, keine Fehler mehr gefunden – und genau in dem Moment, in dem Sie vor dem Ergebnis Ihrer Arbeit stehen und nichts mehr verändern können, werfen Sie noch einmal einen Blick darauf, und was ist das Erste, was Sie sehen?

Das ging mir bei meiner Diplomarbeit so, bei meiner Doktorarbeit, und ich habe sowohl bei Quantenquark als auch beim Verschwörungsmythen-Buch das erste Exemplar in meinen Händen nur sehr zögerlich aufgeschlagen, weil ich mir fast sicher war, auch dort würde mich von der ersten Seite, die ich ansehe, mindestens ein Tippfehler anspringen. Glücklicherweise sind diese Bücher aber bei den Verlagen schon von Programmplanern und Lektoren sorgfältig durchgearbeitet worden, so dass mir eine solche Erfahrung in diesen Fällen erspart geblieben ist. Es gab einzelne Verbesserungsvorschläge von Lesern zur ersten Quantenquark-Auflage, aber insgesamt bin ich mit der Qualität sehr zufrieden.

Und dann ist es mir doch passiert: Vor ein paar Wochen, es war ein Dienstagabend; das Hörbuch war gerade erschienen; am Montag hatte ich die Druckfreigabe für die zweite Auflage gegeben. Ein paar Tage zuvor hatte mich jemand auf den „veganen Germanen“ angesprochen – den googelte ich also nochmal, um nachzusehen, was der aktuell gerade so alles verzapft, und stellte fest – der „vegane Germane“ heißt Andreas Goebel. Im Quantenquark-Buch hatte ich allerdings geschrieben, der Blogger Aleksander Armbrust bezeichne sich selbst als „der vegane Germane“, und Armbrust heißt nun mal nicht Goebel. Das ist mir schon beim Verfassen der ersten Auflage passiert, weder den Lesern noch mir beim Überarbeiten aufgefallen, wurde im Hörbuch so gelesen – aber wenn ich es einen Tag früher bemerkt hätte, wäre es wenigstens in der zweiten Auflage noch zu korrigieren gewesen.

Aleksander Armbrust ist der Hauptautor des Terraherz-Blogs. Den muss man nicht unbedingt kennen, außer, man hat eine Vorliebe für wüste Verschwörungsmythen, Klimawandelleugnung, Nähe zur Reichsbürgerideologie, nicht nur unterschwelligen Antisemitismus und abstruse Pseudomedizin, oder man braucht Hinweise, wie man sich verhalten sollte, wenn man als Reichsbürger oder Rechtsextremist Anlass zu einer Hausdurchsuchung gegeben hat. Aktuell heißt es dort auch, Bundeskanzlerin Angela Merkel sei „ein halbtotes Wrack“ oder ihr gelegentliches Zittern werde durch das Hören des ihr offenbar unerträglichen Deutschlandlieds ausgelöst. Überwiegend werden dort Inhalte von anderen Internetseiten oder Youtube-Kanälen verlinkt und mit kurzen Hinweistexten angekündigt.

Andreas Goebel, der „vegane Germane“ verbreitet seine Vorstellungen in einem Videoblog, der sich, wenig überraschend, vor allem an die Veganerszene wendet. Auch den muss man nicht kennen, außer, man hat eine Vorliebe für wüste Verschwörungsmythen, Nähe zur Reichsbürgerideologie, Rechtfertigung der Nazi-Verbrechen, Homophobie, nicht nur unterschwelligen Antisemitismus und abstruse Pseudomedizin.

Seinen Weg ins Quantenquark-Buch hat der erste der beiden seltsamen Germanen, Alexander Armbrust, mit der Aussage gefunden, mein peinlicher ehemaliger Institutsdirektor Hans-Peter Dürr sei einer seiner „größten Idole und Mentoren“ und Dürr beschreibe alles, wofür Armbrust „genauso einstehen würde“. Der entsprechende Artikel aus dem Jahr 2015 ist auf dem Blog heute nicht mehr zu finden. Dass solche Aussagen von jemandem kommen, der gleichzeitig verbreitet, die Erde sei eine Scheibe, sagt natürlich einiges darüber aus, welch wirre Vorstellungen von Quantenphysik Dürrs wichtigtuerisch vorgebrachte private philosophische Vorstellungen bei Laien ausgelöst haben.

Der Eindruck, Armbrust und der „vegane Germane“ seien dieselbe Person, ist bei mir beim Verfassen des Manuskripts für die erste Auflage im Jahr 2016 entstanden. Auslöser war anscheinend, dass Armbrust im Terraherz-Blog Videos verlinkt, bei denen er die Ankündigungstexte oft wörtlich übernimmt. Das tut er auch bei Goebels Videos, aktuell zum Beispiel bei diesem hier:

Auf Armbrusts Terraherz-Blog ist der Text absolut identisch:

Mitunter sind solche Ankündigungstexte auch in der ersten Person verfasst. So muss bei mir der Eindruck entstanden sein, Armbrust kündige ein eigenes Video an und sei selbst der „vegane Germane“. Im Detail kann ich das nicht mehr nachvollziehen, weil ich die Beiträge von damals auf der Seite nicht mehr finde.

Dennoch ist das natürlich schlampig recherchiert und darf nicht passieren. Ich entschuldige mich also bei den Lesern. Bei den beiden Germanen würde ich mich eventuell auch entschuldigen – nur ist mir nicht so ganz klar, wer von denen diese Verwechslung wohl eher als Beleidigung und wer als Auszeichnung verstehen würde…

Interviews, die Quantenquark-Neuauflage, und das Hörbuch auf der Top-10-Liste

Eigentlich verbringe ich ja in den letzten Wochen so ziemlich meine gesamte für skeptische Themen verfügbare Zeit mit dem Thema der Verschwörungsmythen sowie der Rechtsesoterik – und damit mehr oder weniger mit meinem aktuellen Buch. Da gab es Vorträge bei der SkepKon in Augsburg sowie in Göttingen, Gießen und Wien. Für den Herbst sind aktuell Auftritte in Hofheim am Taunus, Wetzlar, Dornbirn (Vorarlberg), Mannheim und Basel in Planung. Auf Hoaxilla könnte ich eventuell demnächst auch mal wieder auftauchen…

Das 50jährige Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung in der kommenden Woche bringt außerdem auch gerade ein ziemliches Medieninteresse mit sich. Auf eine Anzahl von Radiointerviews hatte ich ja schon in einem früheren Artikel verwiesen, und in der kommenden Woche kommen auch noch zwei Interviews im Fernsehen. Am 17.7. wird sich das Politik-Magazin „Kontrovers“ im BR-Fernsehen (wenn nichts Brandaktuelles dazwischenkommt) mit den Verschwörungsmythen um die Mondlandung beschäftigen. In den aufgezeichneten Interviews kommen dazu soweit ich schon weiß Martin Elsässer von der Volkssternwarte München (wo ich übrigens vor 20 Jahren meine erste Skeptikerverstaltung besucht habe) und ich zu Wort. In der Hessenschau abends im HR-Fernsehen wird die Mondlandung die ganze kommende Woche über ein Thema sein, und auch da kommt natürlich einmal die Frage an die Reihe, ob diese vielleicht doch insgesamt nur vorgetäuscht gewesen sein könnte. Wie es aussieht, werde darin nicht nur ich, sondern auch mein wackerer Mitstreiter aus dem Buch, Buzz Playdrin, zu sehen sein – ich weiß nur noch nicht, an welchem Tag.

Ich bin also eigentlich gerade voll im Verschwörungsmythen-Modus, weshalb hier inzwischen auch schon zwei angefangene Quantenquark-Artikel aufs Weiterschreiben warten.

Heute hat sich dann aber doch das Quantenquark-Thema samt zugehörigem Buch zurückgemeldet, und das gleich richtig. Heute Nachmittag sind die ersten drei Exemplare der Neuauflage bei mir angekommen.

Ich gehe also mal davon aus, dass die neue Version jetzt auch über den Buchhandel und als E-Book zu bekommen ist. Sie enthält nicht nur aktualisierte Daten und ein paar kleine Korrekturen, sondern auch einige komplett neue Unterkapitel. Da geht es zum Beispiel um die Frage, ob wir eine Quantenphilosophie brauchen, angefangen mit der durchaus nachvollziehbaren Verwirrung der frühen Quantenphysiker über die spekulativen Ansätze des Frankfurter Physikdidaktikers Thomas Görnitz bis hin zu reinem Quantenquark, der sich als Philosophie ausgibt. Der immer häufiger in Deutschland auftauchende Quantenquarkproduzent Nassin Haramein hat ein eigenes Unterkapitel bekommen, und da das Thema Biophotonen leider auch nach dem Tod von Fritz-Albert Popp (wovon ich beim Verfassen des Manuskripts noch nicht gehört hatte) nicht aus der Mode zu kommen scheint, musste ich auch auf diese ausführlicher eingehen. In den vorderen Kapiteln hat sich nicht so viel verändert – die Physik ist ja zum Glück (oder eigentlich leider – wir wollen ja dazulernen) seit 2017 weitgehend dieselbe.

Kaum hatte ich die Bücher ausgepackt, kam auch schon vom Hoaxmaster Alexander Waschkau der Hinweis, dass das Quantenquark-Hörbuch bei Audible unter den Top 10 der Sachhörbücher ist.

Darüber freue ich mich natürlich auch ganz besonders, und ich möchte auch an dieser Stelle nicht vergessen zu erwähnen, dass das Hörbuch sehr viel der Stimme, dem Schnitt, der Tontechnik und (in meinen Partien) dem Coaching von Hoaxmistress Alexa Waschkau zu verdanken hat. Inhaltlich entspricht das Hörbuch übrigens dem ungekürzten Text der Neuauflage. Übrigens freue ich mich auch, dass auf der Top-10-Liste relativ wenige Schwurbelbücher auftauchen.

Gelegentlich kommen Fragen, warum das Hörbuch ausgerechnet bei Audible mit seinem für manche Hörer möglicherweise lästigen proprietären Dateiformat und seinem Abokonzept erschienen ist. Die Antwort ist letztlich ganz einfach: Springer hat keinen eigenen Hörbuchverlag – nach allem, was ich gehört habe, ist das erst das zweite Sachhörbuch, das Springer, eigentlich ja ein reiner Wissenschaftsverlag, überhaupt produziert hat. Ohne die relativ unkomplizierte Möglichkeit, es über die Plattform von Audible zu veröffentlichen, würde das Hörbuch also schlicht nicht existieren.

Ein kleines bisschen ärgerlich ist für mich, dass (zum Glück mir selbst) buchstäblich einen Tag nach der Druckfreigabe für die Neuauflage und wenige Wochen nach Erscheinen des Hörbuchs noch ein kleiner inhaltlicher Fehler aufgefallen ist, der sich schon in die erste Auflage eingeschlichen hatte und bisher offenbar niemandem aufgefallen war. Da sich der Fehler unmittelbar auf eine von mir kritisierte Person bezieht, werde ich das in den nächsten Tagen in einem eigenen Artikel richtigstellen.

Um zum Schluss noch einmal zurück zum Thema Interviews: Ebenfalls gerade eben bei Springer erschienen (aber noch nicht gedruckt bei mir angekommen) ist das Buch Physik studiert – und dann? von Nina Niebuhr, Jeannette Jansen und Katharina Spindeldreier. Darin haben die drei Physikerinnen 24 Fachkollegen interviewt, die ganz unterschiedliche Berufswege eingeschlagen haben oder zumindest irgendwie in diesen gelandet sind. Darin ist unter anderem auch zu lesen, warum ich selbstständiger Unternehmensberater bin, obwohl ich früher überhaupt keinen Bezug zur Beratung hatte und auf gar keinen Fall selbstständig sein wollte.

Quantenquark als Hörbuch – mit einer besonderen Vorlesestimme

Manchmal erfährt man Dinge als Autor ja zuletzt. Nachdem ich seit dem Abschluss der Aufnahmen im Februar ungeduldig gewartet und sogar am Freitag nach Büroschluss noch einmal per Mail beim Verlag nachgefragt hatte, konnte ich am Sonntag in meiner Facebook-Timeline und auf dem GWUP-Blog nachlesen, dass das Quantenquark-Hörbuch jetzt bei Audible verfügbar ist.

Das Hörbuch enthält alle Kapitel des Buchs in ungekürzter Form, also alles, was sich in der Druckversion auch findet, mit Ausnahme des Vorworts, (natürlich) der Abbildungen und des Anhangs mit den Formeln zur speziellen Relativitätstheorie. Das ergibt in der Summe über 10 Stunden Quantenquark zum Hören, damit sich die Investition in das Hörbuch oder das Audible-Abo auch lohnt. Die Abbildungen, die im Hörbuch erwähnt werden, kann man auf https://quantenquark.com/hoerbuch/ ansehen oder als pdf herunterladen. Um die Dinge nicht komplizierter zu machen, als sie sein müssen, ist dazu keine Anmeldung erforderlich.

Ganz besonders freut mich, dass wir zum Lesen des Hörbuchs (und daraus hatte ich ja in meinen Ankündigungen ein kleines Geheimnis gemacht) eine von mir sehr geschätzte Freundin aus dem skeptischen Umfeld gewinnen konnten, nämlich Alexa Waschkau. Alexa dürfte vielen Quantenquark-Lesern nicht nur als Hoaxmistress aus dem seit letztem Winter wieder sehr aktiven Hoaxilla Podcast und aus Hoaxilla TV bekannt sein. Mit ihrem Mann Alexander Waschkau, mit Daniela Menschig und mit Sebastian Bartoschek hat sie selbst mehrere Bücher geschrieben; sie hat Bücher von Edzard Ernst übersetzt, und sie ist in ihrem eigenen Vorlesepodcast Black Sweet Stories sowie auf ihrem Hörbiographieprojekt Lebenslinien zu hören. Zu meiner Schande war es nicht einmal meine Idee, Alexa für diese Aufgabe anzusprechen – die Idee kam tatsächlich vom Verlag. Vielleicht war es aber auch ganz gut, dass unsere geschäftlichen Kontakte zum Verlag unabhängig voneinander waren. So musste sie sich zu nichts verpflichtet fühlen, und wir konnten uns ganz entspannt damit beschäftigen, gemeinsam das Hörbuch aufzunehmen. Gemeinsam (zumindest zu gewissen Teilen) war es deshalb, weil meine Stimme im Hörbuch auch zu hören ist, nämlich in den zusammenfassenden Infokästen „Zum Mitnehmen“ am Ende der Unterkapitel und in den „Quarkstückchen“-Einschüben mit Beispielen, die so absurd sind, dass sie nur aus der Realität stammen können.  Beim Aufnehmen dieser kurzen Passagen und vor allem beim Probehören der fertigen Aufnahmen ist mir erst klar geworden, was für eine Aufgabe ich Alexa da „zugeschrieben“ hatte, mit den unvermeidlichen Fachausdrücken, den fremdsprachigen Namen und meiner Freude an komplexen, pointierten Sätzen. Ich kann nur sagen, ich bin über das Ergebnis sehr glücklich und dankbar.

Der „berühmt berüchtigte Großmeister des Skeptizismus“ (so hat mich in den Kommentaren zum Hörbuchhinweis auf dem GWUP-Blog tatsächlich jemand bezeichnet – ich glaube davon mal nur das „berüchtigt“) wünscht viel Spaß beim Hören.