Die zwei Geschlechter und die Logik des Quantenquarks

Es war hier peinlich lange sehr, sehr ruhig, ich weiß. Das lag zum Teil an der Entstehung meines vierten Buchs „Faktenimmun“, zum Thema Wissenschaftsleugnung, das Ihr über den Link rechts auf der Seite bestellen könnt. Es hat aber auch sehr viel mit der höchst problematischen Entwicklung der Skeptikerorganisation GWUP zu tun, einer Entwicklung gegen die ich ein Jahr lang als Vorsitzender angekämpft habe. Das hat ungeheuer viel Zeit und Kraft gekostet, aber es war den Versuch wert, eine wichtige, verdiente Organisation seriös zu halten – auch wenn es letztlich nur ein Jahr Aufschub gebracht hat. So findet sich inzwischen jemand im Vorstand der GWUP, der mir unter anderem vorgeworfen hat, ich hätte „Schwierigkeiten damit, gut belegte Thesen und Erkenntnisse einer bedeutenden Wissenschaftsdisziplin anzuerkennen“. Warum das? Weil ich darauf hingewiesen habe, dass „Geschlecht“ eben auch biologisch ein komplexes Thema ist, das nicht auf ein primitives „nur zwei“ reduziert werden kann – außer eben, man will sich in den Dienst höchst fragwürdiger und letztlich menschenfeindlicher Propaganda stellen und die wirklichen wissenschaftlichen Fragen unter den Tisch fallen lassen. Auch bei der Mitgliederversammlung gipfelte die Diskussion über den künftigen Vorsitz in der Frage eines Wissenschaftsratsmitglieds an die beiden Kandidaten: „Wie viele Geschlechter gibt es?“

Die Fragestellung kann einem bekannt vorkommen:

Zu den Aushängeschildern des Vereins gehört inzwischen jemand, der nebenbei im gut ausgestatteten Videostudio der ehemaligen RT-Deutsch-Moderatorin Jasmin Kosubek als „Ex-Woker“ freundlich lächelnd darüber fabuliert, wie gefährlich doch „Wokeness“, also die Rücksichtnahme auf Minderheiten, sei.

Wer die Tragödie der GWUP im Detail nachlesen möchte, kann das bei Florian Aigner tun, der alles mit viel mehr Geduld und Sachlichkeit zusammengefasst hat, als ich es könnte.

Eine schriftliche Übersicht dazu, wie komplex das Thema des Geschlechts in der Biologie ist, findet sich zum Beispiel in einem wunderbaren Leitartikel im Laborjournal, geschrieben von Prof. Dr. Diethard Tautz, dem kürzlich emeritierten Direktor der Abteilung „Evolutionsgenetik“ am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön. Er war auch einer unserer Gäste in der Folge „XX oder XY – ist es so einfach?“ des WTF-Talks, in dem Annika Harrison, Bernd Harder und ich viele Fragen zu dem Thema stellen und spannenden Diskussionen der Experten lauschen konnten. Weitere Gäste waren der Bioethiker Prof. Dr. Christoph Rehmann-Sutter, Sprecher des Sonderforschungsbereichs sexdiversity der Universität Lübeck, die Wissenschaftshistorikerin Prof. Dr. Lisa Malich, ebenfalls in diesem Sonderforschungsbereich aktiv, sowie der Biologe Fabian Deister von der Zoologischen Staatssammlung München, der als „Fabiologe“ auf Youtube Wissenschaft erklärt. Seht Euch die Folge an – für mich gehört sie zu den besten, die wir im WTF-Talk bis jetzt hatten.

Ich will die Inhalte hier gar nicht wiederholen. Was mir aber im Kontext dieser Diskussionen aufgefallen ist, ist die frappierende Ähnlichkeit der Argumentation der „Es gibt nur zwei Geschlechter“-Ideologen mit der der Quantenschwurbler, die ich schon im Buch Relativer Quantenquark und seitdem in diversen Vorträgen dargelegt habe. Es handelt sich gewissermaßen um eine schrittweise Eskalation des Unsinns von der Wahrheit bis zu dem Bullshit (ja, das ist der korrekte Begriff aus der Philosophie), dem man Glaubwürdigkeit zuschreiben möchte.

1. Man beginnt mit einer (bei korrekter Formulierung) wahren Aussage.

Im Fall des Quantenquarks verwendet man dabei gerne eine Aussage aus der modernen Physik, die für Laien besonders erstaunlich wirkt. Man kann sich zum Beispiel aus der Relativitätstheorie bedienen mit: „E = mc². Energie und Masse sind äquivalent.“ Aus der Quantenmechanik eignet sich etwas wie: „Bei Messungen tritt ein Phänomen auf, das Beobachtereffekt genannt wird.“ Dass dieser Beobachtereffekt nichts, aber auch wirklich gar nichts mit einem menschlichen Beobachter zu tun hat, erwähnt man vorsichtshalber nicht. Alternativ kann man auch auf das Phänomen der Quantenverschränkung zwischen zwei gemeinsam entstandenen kleinsten Teilchen verweisen, das nur so lange existiert, wie diese Teilchen vollständig von der Außenwelt isoliert sind.

Bei der Argumentation der „nur zwei Geschlechter“-Ideologie lautet die entsprechende wahre Aussage: „Bei der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung gibt es genau zwei Geschlechter von Fortpflanzungszellen.“ Ja, diese Aussage ist genau so banal und beinahe tautologisch, wie sie klingt. Es geht dabei nicht um Menschen. Es geht überhaupt nicht um ganze Organismen. Es geht ausschließlich um Fortpflanzungszellen. Diejenigen Fortpflanzungszellen, deren Mitochondrien auf die nächste Generation übergehen, bezeichnet man als weiblich.

Wenn man statt einzelner Zellen ganze Organismen betrachtet, die sich zweigeschlechtlich fortpflanzen können, dann findet man zum Beispiel Tiere oder Pflanzen, die gleichzeitig beide Geschlechter von Fortpflanzungszellen produzieren können. Andere produzieren im Laufe ihres Lebens erst das eine und dann das andere Geschlecht. Es gibt auch jede Menge Organismen solcher Arten, die gar keine Fortpflanzungszellen produzieren – am bekanntesten sicherlich die „Arbeiterinnen“ bei der Honigbiene. Dazu kommt, dass Zweigeschlechtlichkeit nicht die einzige Möglichkeit ist, sich fortzupflanzen. Die nichtgeschlechtliche Vermehrung unabhängig von spezifischen Fortpflanzungszellen ist in der Natur weit verbreitet (vor allem bei Einzellern, aber zum Beispiel auch bei Pflanzen durch Ableger). Bei diversen Reptilien, Knorpelfischen, Spinnentieren und Insekten gibt es auch eine eingeschlechtliche Vermehrung (Parthenogenese) über unbefruchtete Fortpflanzungszellen.

Biologisches Geschlecht ist also schon auf zellulärer Ebene bemerkenswert vielfältig, und wenn man dann ausgewachsene, vielzellige Organismen betrachtet, ist eine Zuordnung zu einem von genau zwei Geschlechtern letztlich immer eine Übervereinfachung mit zwangsläufigen Ungenauigkeiten. Auch ein Mensch hat niemals ausschließlich männliche oder ausschließlich weibliche „Geschlechtsmerkmale“ – und das ist natürlich ein Bestandteil (und auch ein Forschungsfeld) der Biologie.

2. Man formuliert bewusst ungenau, so dass man nicht lügt, aber bei Laien ein falscher Eindruck entsteht.

Dieser Zwischenschritt ist entscheidend für das Funktionieren der ganzen Scheinargumentation. Man verschiebt die Torpfosten und erweitert den wahrgenommenen Inhalt der Aussage, bleibt dabei aber noch so vage, dass man sich bei fundierter Kritik problemlos auf sicheres Terrain zurückziehen kann. Im Fall der Relativitätstheorie wird so aus der Äquivalenz von Masse und Energie die Behauptung, Materie sei ja „nur“ Energie, wobei unklar bleibt, ob damit überhaupt Energie im physikalischen Sinne gemeint ist. Aus dem irreführend benannten Beobachtereffekt der Quantenmechanik wird die Behauptung, der Beobachter beeinflusse das Ergebnis einer physikalischen Messung (in Wahrheit sorgt ein Beobachter, wenn überhaupt, höchstens dafür, dass eine Messung im quantenmechanischen Sinne überhaupt stattfindet). Zur Quantenverschränkung folgt an dieser Stelle in der Regel der Hinweis, dass dieser von Albert Einstein als „spukhafte Fernwirkung“ bezeichnete Effekt nach neuen Forschungsergebnissen auch in Größenordnungen des Alltags relevant sei. Alle diese Behauptungen haben gemeinsam, dass sie eindeutig falsch sind, man Kritik daran aber wegen der Ähnlichkeit zu wissenschaftlich korrekten Aussagen als bloße Wortklauberei abtun kann.

Die analoge Behauptung aus der Geschlechterdebatte ist, in der Biologie gäbe es genau zwei Geschlechter. Das ist noch spezifisch genug, um es oberflächlich von Fragen des sozialen Geschlechts abzugrenzen, dem man damit noch eine, wenngleich gegenüber der Biologie als „echter Wissenschaft“ minderwertige, Existenzberechtigung zuspricht. Dem könnte die kritische Frage begegnen, ob denn Forschung zur Vermehrung der in jedem Supermarkt zu findenden Cavendish-Banane (die sich, weil kernlos, nicht zweigeschlechtlich fortpflanzen kann) oder zur Vermehrung von Schnecken als Zwitter keine Biologie sei. Dann kann man sich immer darauf zurückziehen, man habe ja nur vom „biologischen Geschlecht“ gesprochen, das eben als das Geschlecht von Fortpflanzungszellen definiert sei. „Definiert“ ist dabei ein wichtiges Wort. Dass mit dem Geschlecht in einigen Feldern der Biologie ausschließlich das Geschlecht von Fortpflanzungszellen gemeint ist, ist nicht eine wissenschaftliche Erkenntnis (also ein Ergebnis von Wissenschaft), sondern schlicht eine Definition. Diese Definition ist deshalb praktisch, weil sie eben, ganz anders als eine Geschlechtsbestimmung nach Chromosomen oder sogenannten Geschlechtsmerkmalen, gerade zu den gewünschten genau zwei Geschlechtern führt.

Für einige Forschungsfragen ist das sicherlich eine hinreichende Definition – wenn man ein Geschlecht ganzer, mehrzelliger Organismen angeben will, ist es das aber nicht. Man kann sich darauf herausreden, der Organismus hätte dann eben das Geschlecht der Fortpflanzungszellen, die er produziert, und das sei ja bei Menschen, anders als zum Beispiel bei Schnecken, immer nur eines. Die Existenz von Menschen, die sich so eben nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen lassen, wischt man als seltene Ausnahmefälle vom Tisch. Dabei vergisst man dann gerne, dass nach dieser Zuordnung eben nicht nur ein Teil der intersexuellen und transsexuellen Menschen, sondern zum Beispiel auch viele Überlebende von Hodenkrebs und praktisch alle Frauen jenseits der Wechseljahre überhaupt kein Geschlecht hätten.

3. Man folgert daraus ungehemmt völlig unhaltbare Behauptungen.

Haben die Leser oder Zuhörer den zweiten Schritt kritiklos als wissenschaftliche Erkenntnis hingenommen, dann sind im Folgenden Tür und Tor offen für die hanebüchensten Behauptungen, ohne dass man noch viele kritische Nachfragen befürchten muss – zumindest solange man die jeweiligen Voreingenommenheiten des Publikums bedient.

So heißt es, die Energie, die angeblich nach der Relativitätstheorie dasselbe wie Materie sein soll, sei die Energie menschlicher Gedanken, die dementsprechend in der Lage seien, die Realität nach ihren Wünschen zu formen. Der Beobachtereffekt soll nicht nur die Messung beeinflussen, sondern ihr Ergebnis festlegen, und gleichzeitig werden allerlei Vorgänge zu quantenmechanischen Messungen erklärt, so dass man sich seine Zukunft mehr oder weniger beliebig „manifestieren“ kann. Aus der vermeintlichen spukhaften Fernwirkung wird „alles hängt mit allem zusammen“, so dass das esoterische Wunschkonzert nicht nur für einen selbst, sondern gleich für die ganze Welt gilt, man sich von Deutschland aus also bequemerweise auch gleich Frieden im Nahen Osten manifestieren kann – in der betreffenden Szene sicher gerne einen „Frieden“, in dem Israel nicht mehr vorkommt.

Bei den selbsternannten Rettern der Biologie fällt an dieser Stelle einfach unter den Tisch, dass es ja eigentlich nur um die Biologie ging, und aus der Ursprungsthese wird einfach: „Es gibt nur zwei Geschlechter!“ Dabei handelt es sich dann auch weder um eine Definition noch um eine vermeintliche wissenschaftliche Erkenntnis, sondern um die Forderung nach einer gesellschaftlichen Norm. Viele Leute, die vorgeben, für die Integrität der Biologie einzutreten, nutzen diesen Satz, um Menschen auszugrenzen und abzuwerten, die von ihrem Verhalten, ihren Bedürfnissen oder ihren körperlichen Voraussetzungen nicht dieser gewünschten Norm entsprechen. Die Wächter dieser Norm präsentieren Kiwi-Emojis (weil es zwei Geschlechter von Kiwipflanzen gibt) sowie diverse andere transfeindliche Codes in ihren Social-Media-Profilen und bezeichnen nach Belieben öffentlich Frauen, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen, als Männer. Während der olympischen Spiele inszenierten sie eine beispiellose Hetzkampagne gegen die (als Frau geborene) Boxerin Imane Khelif – und die „neue“ GWUP beteiligte sich zu meinem Entsetzen, aber nicht zu meiner Überraschung an dem schmutzigen Spiel.

(9.9.2024: Ich füge an der Stelle mal den folgenden Absatz aus einer Facebook-Diskussion ein, weil er vielleicht nochmal etwas klarer macht, worum es mir eigentlich geht.)

Warum will jemand wissen, ob Geschlecht in der Biologie binär ist? Darf jemand nicht zur Vermehrung von Schnecken forschen, weil die nicht binär sind? Darf jemand in der Genetik nicht mit väterlicher und mütterlicher Linie modellieren, weil Geschlecht auf der Ebene von Einzelorganismen viel komplexer ist? Natürlich nicht. Es wird auch niemand seine Doktorarbeit schlechter bewertet bekommen, weil er sich darin Geschlecht so definiert, wie es auf seine Forschungsfrage passt. Für die seriöse Biologie ist das eine Diskussion über Kaisers Bart. Problematisch wird es erst, wenn Leute meinen, Jura oder Gesellschaftspolitik aus etwas herleiten zu müssen, was auch in der Biologie kein Forschungsergebnis, sondern einfach nur eine Definition ist.

Wieviel das Ganze mit Wissenschaftlichkeit zu tun hat, sieht man an den Xitterkanälen des Aushängeschilds der deutschen anti-Trans-Bewegung, der (seit inzwischen sechs Jahren) Biologiedoktorandin Marie-Luise Vollbrecht. Bekannt wurde sie 2022, als sich diverse rechte Gruppen empörten, weil die Humboldt-Uni einen Vortrag abgesagt hatte, in dem Vollbrecht angeblich nur erklären wolle, dass es in der Biologie genau zwei Geschlechter gibt. Auf dem Xitteraccount, auf dem sie zu ihrer Forschung und allgemein zur Arbeit junger Wissenschaftler schreibt, erschienen im gesamten August 2024 genau drei Posts. Auf ihrem parallel betriebenen transfeindlichen Hetzaccount waren es im selben Zeitraum mehr als 200.

Relativer Quantenquark als neues Video

So, jetzt gibt es mal wieder ganz klassischen Quantenquark, in Form eines Videos mit meinem aktuellen Grundlagenvortrag zum Thema. Da kursieren ein paar Vorgängerversionen ja schon länger auf Youtube, aber der Düsseldorfer Aufklärungsdienst hat für seinen DA! art-Award sicher die bislang professionellste Version auf die Beine gestellt. Da wir Corona-bedingt kein Livepublikum hatten, wurde das Ganze aus einem professionellen Greenscreen-Studio bei VR3 mit richtigen Studiokameras gestreamt und ist weiterhin auf Youtube anzusehen:

Die weiteren Vorträge aus der Reihe sind hier aufzurufen.

Talken (und Musik hören) in der Krise

In der Coronakrise ist es um diesen Blog ja wieder etwas ruhiger geworden, was zum einen an meinem laufenden Buchprojekt liegt, zum anderen daran, dass ich zwar „Soloselbstständiger“, aber zum Glück durch die aktuellen Einschränkungen nicht arbeitslos geworden bin. Andere haben es da momentan weitaus schwieriger, und das sind nicht nur Musiker, Schauspieler und andere künstlerische Berufe. Betroffene Selbstständige sind zum Beispiel aus meinem Beraterumfeld alle, die primär von Coaching, Training, Vorträgen oder Veranstaltungsmanagement leben. Und, ja, im vergangenen Jahr gab es tatsächlich auch immer wieder Veranstalter, die bereit waren, für einen Vortrag über Quantenquark oder Verschwörungsmythen zu bezahlen. Diese Veranstaltungen sind in diesem Jahr erst mal alle abgesagt oder mehr oder weniger unbestimmt verschoben, was sicher richtig ist, aber auch ärgerlich, weil ich ganz abgesehen von der Bezahlung einfach auch gerne vor Publikum erzähle und nicht immer nur in einen Rechner tippen möchte. In der Summe muss ich aber sagen, solange mein Hauptberuf noch läuft, habe ich sicher keinen Grund, mich zu beschweren.

Sollte hier übrigens in letzter Zeit jemand ein bisschen den ursprünglichen Quantenquark vermisst haben –  in den kommenden Tagen sollte auf Welt online ein Artikel über Bioresonanztherapie erscheinen, zu dem ich meinen Senf dazugeben durfte. Falls der Redakteur meine Zitate so verwendet, wie ich hoffe, könnt Ihr da erfahren, was Bioresonanztherapie mit Fußwippen vor der Disco zu tun hat.

Ein Nebeneffekt der Krise ist, dass plötzlich ein paar unheimlich gute Leute, die normalerweise abends auf irgendwelchen Bühnen stehen, nichts besseres zu tun haben, als sich per Videochat mit mir zu unterhalten. Wenn dann auch noch die richtigen Technikleute dazukommen, wie zum Beispiel André Reitz von CB-Akustik Wetzlar, der eigentlich auch Veranstaltungen macht, dann kommen dabei Livestreams mit tollen neuen Talkformaten heraus, an denen ich viel Freude habe, auch wenn ich den Beteiligten doch eher Events mit Publikum im Saal gönnen würde.

Den Anfang gemacht hat am 26.3. Frank Mignon, mit der ersten Folge seines wöchentlichen „frank & frei bewegt“, das man über Facebook oder Youtube verfolgen kann. Bei dem Format wechseln sich längere Videointerviews ab mit Livemusik von Frank und seiner Bühnenpartnerin Anita Vidovic. Die Musik ist so, dass auch die ältere Generation nicht abschaltet, aber Anitas Stimme kann man finde ich auch dann mit Freude zuhören, wenn man die meisten Stücke noch als Kindheitserinnerungen kennt. Die Livestream-Reihe ist als Spin-Off von Franks gleichnamiger Kolumne in der Wetzlarer Lokalpresse angelegt, so dass Mittelhessen bei den Interviewpartnern durchaus überwiegt. Die Themen sind aber durchweg von überregionalem Interesse.

Mit mir hat sich Frank vor allem über Corona-Verschwörungsmythen unterhalten, und bemerkenswerterweise fällt mir nach vier Wochen noch nichts in dem Interview auf, was schon vollkommen überholt wäre. Dass Frank mich als „großartigen Wissenschaftler“ ankündigt (ich bin seit fast 20 Jahren kein Wissenschaftler mehr, und ich habe mich in der Physik immer als ziemlich durchschnittlich erlebt), möge man ihm nachsehen…

Die aktuelle Folge, an der ich nicht beteiligt war, ist übrigens weitaus weniger regional besetzt.

Ein völlig anderes Format mit mir kam dann in dieser Woche: Das „Ferngespräch“ von Tommy Krappweis sind satte eineinhalb Stunden geballter Talk – auch alles per Videochat, und, nein, mit Tommy sind auch eineinhalb Stunden alles andere als langweilig. Was will man auch mit jemandem Erwarten, in dessen Wikipedia-Artikel im ersten Satz steht: „ist ein deutscher Autor, Komiker, Regisseur, Produzent, Stuntman und Musiker“. Seine Gesprächspartner waren im „Ferngespräch“ auch schon Wigald Boning und Bernhard Hoëcker, aber zu skeptisch-wissenschaftlichen Themen bestand die Besetzung bisher neben Tommy aus den Hoaxillas Alexa und Alexander Waschkau, Kriminalpsychologin Lydia Benecke und GWUP-Multikanalkommunikator Bernd Harder. Am 21.4. durfte ich Lydias Platz übernehmen, und am 28.4. will Tommy uns irgendwie zu fünft auf den Schirm quetschen. Dann geht es um den aus den USA stammenden, aber gerade im Umfeld deutscher Reichsbürger immer populärer werdenden QAnon- Verschwörungsmythos.

Am 21. haben wir dagegen über die bizarre Vorstellung gesprochen, die aktuelle Covid-19-Pandemie hätte etwas mit 5G-Mobilfunk zu tun. Tommys Grundidee für die Talkrunde war wohl, dass ich etwas zur technischen Seite sagen könnte, Bernd zu Mobilfunkgeschwurbel der letzten 20 Jahre und die Hoaxillas zu den historischen und psychologischen Hintergründen, aber es war natürlich vorauszusehen, dass sich daran nach 10 Minuten keiner von uns mehr halten würde. Wer jetzt noch wissen möchte, was das ganze mit Pornos zu tun hat, der muss sich eben das Video ansehen.

Anzusehen sind die Ferngespräche jeweils live und später als Aufzeichnung unter dem Kanal WildMics auf twitch.tv, das für mich neu war und vom Look and Feel ziemlich an Youtube erinnert, mit dem Unterschied, dass man neben dem Livestream ein (in diesem Fall auch sehr aktiv genutztes) großes Chatfenster für die Zuschauer hat. Dafür sehe ich keine Kommentarfunktion, wie man sie von Youtube kennt. Die wird aber auf Youtube meiner Erfahrung nach hauptsächlich dafür genutzt, dass Leute, die sich die ersten fünf Minuten eines zwei Jahre alten Videos angesehen haben, dort ihre Hasskommentare absondern. Für mich persönlich muss ich sagen, während ich in Facebook eigentlich keiner Diskussion ausweiche, weigere ich mich strikt, auf die ganz überwiegend unterirdischen Youtube-Kommentare zu reagieren.

Für die coole Musik, die Tommy Krappweis eben auch macht, war in dem Format natürlich kein Platz, also reiche ich sie bei der Gelegenheit gleich mal nach. Aus skeptischer Sicht fallen mir da natürlich vor allem zwei Stücke ein, die Tommy über die Jahre gemacht hat und die man ganz gut mal in einer Onlinediskussion verlinken kann, die man… sagen wir, nicht weiterführen möchte. Da wäre zum Beispiel sein wunderbarer Dunning-Kruger-Blues:

Sollte man es nun aber mit jemandem zu tun haben, bei dem das nicht hilft, weil er zum Beispiel keine Ahnung hat, was der Dunning-Kruger-Effekt ist… naja, dann hilft eben nur noch eins:

Für die Freunde der eher elektronischen Klänge (da habe ich mich hier ja auch schon mal geoutet) ist mir vor ein paar Tagen noch etwas zum Thema in meine Inbox geflattert:

In einem kleinen Making-of dazu betreiben Manuel Volk und seine Conerdy-Partnerin auch gleich noch etwas geschicktes Product Placement (ich hab davon nix gewusst und kannte die beiden auch gar nicht, ich schwör’s):

So, und ganz zum Schluss, und um das Wirrwarr von Musikrichtungen perfekt zu machen, habe ich dann noch ein Musikvideo, das nur ganz am Rande (oder vielleicht doch nicht ganz so am Rande…) mit meinen Themen zu tun hat und eine Art von politischer Agitation ist, für die dieser Blog eigentlich überhaupt nicht gedacht ist. Aber… naja, ich finde es einfach nur treffend und saulustig, und die Musik (in der Version der Tokens natürlich) fand ich schon als kleines Kind gut. In diesem Sinne, auf die Raging Grannies of Mendocino…

Aufklären über Verschwörungsmythen im Mondlandungshype

Die letzten paar Tage waren ein bisschen verrückt, nicht nur für mich, sondern wohl für jeden, der sich in Deutschland schon mal ausführlicher zu Verschwörungsglauben geäußert hat. Heute ist die erste bemannte Mondlandung genau 50 Jahre her, und plötzlich waren die Behauptungen, die sechs Apollo-Landungen seien in Wirklichkeit auf der Erde inszeniert worden, wieder überall in den Medien. Die Vertreter solcher Behauptungen kamen dabei selbst eher selten vor, was unter anderem damit zusammenhängen dürfte, dass viele, die zumindest in Deutschland solche Thesen aktiv verbreiten, auch noch ganz andere, ziemlich menscheinfeindliche Vorstellungen auf ihrer Agenda haben, so dass man ihnen vielleicht nicht unnötig ein Forum bieten will. Dafür liefen bei uns Skeptikern die Telefone heiß, und offensichtlich waren vor allem Fernsehjournalisten von dem ja erst seit 50 Jahren feststehenden Termin völlig überrumpelt worden und fingen gestern früh an, fieberhaft Interviewpartner für die Abendnachrichten zu suchen.

Dafür freut es mich besonders, dass die GWUP es, in einem nächtlichen Kraftakt unseres Filmgenies Stanley Kubrick Andreas Weimann, geschafft hat, pünktlich heute das Video meines Vortrags zur Mondlandung beim diesjährigen Skeptical in Augsburg vorzustellen. Der Vortrag ist eine deutlich kürzere Version als der, den ich in Wien gehalten habe. Von dort soll es demnächst auch noch ein Video mit der vollen Dosis geben.

Der Vortrag hat mir großen Spaß gemacht, was man glaube ich erahnen kann, und ich finde auch die Filmumsetzung hervorragend gelungen. Die eigens bestellte Jacke hat ihren Zweck auch erfüllt, würde ich sagen.

Dass sich bei mir in den letzten Tagen die Anfragen gehäuft haben, kann auch an dem Spiegel-Online-Interview „Vom ersten Tag an gab es Zweifler“ vom Donnerstag liegen, das mir auch große Freude gemacht hatte – bis auf die letzte Frage jedenfalls. Müssen diese Journalisten das Buch denn auch noch so genau lesen…?

Auf jeden Fall hörenwert finde ich auch das Live-Interview auf radioeins von gestern Nachmittag. Lebendig und ein bisschen frech geführt, aber durchaus mit etwas Tiefe. Ich muss zugeben, dass ich eher wenig Radio höre, aber vom Verhältnis des Aufwands, den man als Interviewgast hat, zu dem, was man am Ende rüberbringt, ist es deutlich angenehmer als Fernsehen.

Das war mir auch schon bei dem halbstündigen Interview in hr iNFO im Juni aufgefallen, das der HR gestern einfach nochmal ausgestrahlt hat.

Als ich gestern nach der Zuschaltung bei radioeins in Frankfurt aus dem Studio kam, ging es draußen vor der Tür gleich weiter. Nach einem kurzen Statement für die WELT/Sat1-Nachrichten kam ein Team von RTL für einen Beitrag im Nachtjournal (in der Sendung ab Minute 9:47), den ich durchaus empfehlen kann, weil darin sogar Zeit war, auf einige Argumente einzugehen.

Und wenn sich der Hype um die Mondlandung dann langsam wieder gelegt hat, gibt es hier auch wieder richtigen Quantenquark, versprochen.

Zu Verschwörungsmythen gibt es auch was auf die Ohren – und im ORF-TV

Wer bei dem Titel schon die Ankündigung für das nächste Hörbuch erwartet hat, den muss ich leider enttäuschen. Konkrete Pläne dafür gibt es beim Verschwörungsmythen-Buch bislang nicht, wobei ich entsprechende Anregungen (die ich auch schon bekommen habe) natürlich gerne an den Verlag weitergebe.

Allerdings bin ich in letzter Zeit doch ziemlich häufig zum Thema des neuen Buchs im Radio zu hören gewesen, und zum Teil sind die betreffenden Interviews auch noch online verfügbar und werden das möglicherweise noch eine Weile bleiben. Da ich immer wieder darauf angesprochen werde, möchte ich hier kurz ein paar entsprechende Links zusammenstellen. Die Inhalte der Interviews sind naheliegenderweise nicht überschneidungsfrei. Es lohnt sich also wahrscheinlich nicht, alle hintereinander durchzuhören. Ich versuche daher hier, zu den einzelnen Gesprächen jeweils ein paar Stichpunkte zu geben.

Am 29.4. ging es im Deutschlandfunk in der Magazinsendung Corso vor allem um politische Implikationen des Verschwörungsglaubens und die Zusammenhänge mit politischem Extremismus. In der Sendung selbst lief eine gekürzte Fassung, aber auf der Seite des Senders kann man die vollen 13 Minuten anhören. Da hatten wir dann auch Zeit, zum Beispiel über die Frage zu sprechen, warum ich den Begriff „Verschwörungstheorie“ nicht so sehr mag:

https://www.deutschlandfunk.de/wissenschaft-versus-wahn-warum-wir-gerne-an-mythen-glauben.807.de.html?dram:article_id=447419

Am 31.5. berichtete der Bayerische Rundfunk auf B5 aktuell über die Skepkon in Augsburg, und im Rahmen dieser Berichterstattung kam ich auch zu Wort. Dafür, dass die Interviews mitten im geschäftigen Treiben des SkepKon-Foyers geführt wurden, war die Tonqualität überraschend gut, was ich im Moment nicht mehr nachvollziehen kann, weil der Audiotrack zumindest für mich momentan nicht mehr abrufbar ist. Auf der Seite sind aber die wichtigsten Punkte des eher kurzen Beitrags zusammengefasst, wobei die Bemerkung des Korrespondenten Andreas Herz über meine Körperhaltung erfreulicherweise entfallen und nur mein nicht minder nerdiges T-Shirt übrig gelieben ist:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/chemtrails-und-co-kampf-gegen-verschwoerungsmythen-in-augsburg,RS1MO86

Am nächsten Morgen, 1.6., musste ich dann früh aufstehen, um schon um 7.35 Uhr in einem Studio des BR live mit Deutschlandfunk Kultur sprechen zu können. In dem Gespräch mit Shali Anwar ging es tatsächlich länger um die Themen des Buchs und darum, wie man bestimmte Verschwörungsbehauptungen auch inhaltlich prüfen kann. Dabei kamen vor allem Chemtrails und der 11. September zur Sprache. Auf der Seite zur Sendung kann man nicht nur (oben rechts) die kompletten acht Minuten abspielen, sondern das Gespräch ist auch transkribiert, was ich als Leser immer sehr angenehm finde, weil ich Informationen (jedenfalls am Computer) selbst lieber in meinem Tempo lese, als mir per Audiotrack oder Video einen festgelegtem Zeitrahmen vorgeben zu lassen:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/chemtrails-9-11-und-co-wie-man-verschwoerungstheorien.1008.de.html?dram:article_id=450282

Ich ergänze diesen Punkt ein paar Tage nach Erscheinen des Posts noch der Vollständigkeit halber, weil mir entgangen war, dass es dieses Interview auch online gibt: Am 7.6. beim rbb Inforadio, dieses Mal schwerpunktmäßig zur Mondlandung. Ich musste ausnahmsweise mal nicht ins Studio, aber man hört der Tonqualität natürlich schon an, dass das übers Telephon aufgenommen ist:

https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/wissenswerte/201906/07/340314.html

Am 17.6. war ich dann (dank der Kooperation zwischen den Sendern aus einem SWR-Studio in Mainz) live auf dem Schlagersender Bayern plus zu hören. Zum Glück (für die Hörer) musste ich nicht singen. Mit der Musik zwischen den zwei dreiminütigen Interviewblöcken und der chronisch bestens gelaunten Moderatorin Petra Mentner war das für mich ein etwas skurriles Erlebnis, aber zusammengeschnitten (und ohne Axel Fischer dazwischen) ist ein sehr nettes kleines Interview dabei herausgekommen, in dem es vor allem um die Mondlandung und die Flacherdler geht:

https://www.br.de/radio/bayern-plus/sendungen/der-vormittag/verschwoerungsmythen-interview-100.html

Eine ganz andere Art Radiointerview gibt es am 26. Juni um 19.35 Uhr in hr-iNFO zu hören, wobei noch mehrere Wiederholungen am Wochenende 29./30. Juni und eventuell im Juli nochmal in der Nähe des Jahrestags der Mondlandung geplant sind. Redakteur Christoph Scheffer (den ich so endlich auch einmal sehen konnte, nachdem ich seine Stimme seit Jahren kenne – schließlich höre ich selbst, wenn ich Radio höre, meist hr-iNFO) konnte sich dafür tatsächlich eine halbe Stunde Sendezeit nehmen. So ist ein viel persönlicheres Interview herausgekommen, in dem er mir auch noch Dinge aus der Nase gezogen hat, die ich eigentlich gar nicht erzählen wollte. Außerdem hätte ich nie erwartet, im Radio einen Aluhut falten zu müssen, aber dank Sebastian Bartoschek wusste ich tatsächlich noch einigermaßen, wie das geht.

Das Ergebnis kann man auch als Podcast auf der Seite des hr anhören:

https://www.hr-inforadio.de/podcast/das-interview/holm-gero-huemmler—physiker-und-skeptiker,podcast-episode-49452.html

Das werde ich wahrscheinlich auch tun müssen, denn am Abend der Erstausstrahlung bin ich ja in Gießen und spreche zusammen mit Oliver Debus im Ulenspiegel über „Apollo aus Hollywood? Waren die Mondlandungen nur vorgetäuscht?“.

Fernsehen gibt es eventuell auch noch; allerdings weiß ich noch nicht, in welchem Umfang ich dann tatsächlich darin vorkomme.  Rund um meinen Vortrag über die Mondlandung bei Skeptics in the Pub Wien am 18.6. hat ein Team des ORF zunächst einmal den Wiener Regionalgruppensprecher und Astronomen Stefan Uttenthaler interviewt und anschließend den Vortrag gefilmt. Gesendet werden soll das in einer Dokumentation in der Sendereihe „Menschen und Mächte“, in der es um den Einfluss des Mondes und nicht primär um Verschwörungsmythen gehen soll. Mein Vortrag spielt dabei also sicher eher eine Nebenrolle. Gesendet werden soll es am 18. Juli ab 21:05 Uhr in ORF2. Wer lieber meinen ganzen Vortrag aus Wien sehen will, sollte die Gelegenheit auch bekommen, weil die Wiener Freunde wieder einen Mitschnitt erstellt haben, der, fertig bearbeitet, auf Youtube zu sehen sein soll.

Das eine oder andere wird in nächster Zeit sicherlich auch in den Medien noch kommen. Vorträge sind Richtung Herbst konkret in Planung (aber noch nicht verlinkbar angekündigt) in Hofheim, Dornbirn und Mannheim, sowie eventuell in Friedberg/Hessen. Ich werde rechtzeitig auf die genauen Termine hinweisen, zumindest über die Facebookseite, wenn nicht hier im Blog. Danach freue ich mich immer über ein nettes Gespräch – schaut einfach vorbei.

Die Scobel-Videos – sehenswert!

Die Scobel-Sendung mit meinen Statements zu Quantenquark ist inzwischen gelaufen und aktuell bei 3Sat in der Mediathek anzusehen. Es hat übrigens nicht mal eine Stunde gedauert, bis ich nach der Sendung per Mail das erste Angebot bekam, mir ein ganz neues Modell der Kosmologie zu präsentieren. Falls Sie zufällig auch gerade die Physik neu erfunden haben – wirklich, ich bin da die falsche Adresse; ich forsche ja nicht einmal mehr aktiv.

Hier ist der knapp sechsminütige Beitrag zu meinen Themen, für den ich in meinem Büro kunstvoll in einen überlagerten Zustand versetzt wurde:

Schön gestaltet und pointiert gemacht, und die Aussagen kommen alle unverzerrt heraus. Ich habe mir in der Rolle als griesgrämig-skeptisch brummelnder Spielverderber noch nie besser gefallen…

Ein bisschen rätselhaft bleibt für mich, warum die Redaktion unbedingt das Global Consciousness Project in dem Beitrag unterbringen und ihm auch noch so viel Raum einräumen musste.  Das bizarre Relikt aus der großen Zeit der Parapsychologie, dessen Gedankenwelt deutlich an die yogischen Flieger des Maharishi-Kults erinnert, wird schon seit Jahren nur noch vom Rentner Roger Nelson aus seiner Privatwohnung betrieben. Von den „100 Forschern“, die daran einmal beteiligt gewesen sein sollen, würde ich gerne einmal eine Kollaborationsliste sehen – auf der Homepage finde ich sie jedenfalls nicht.

Mit etwas mehr Zeit ist auch die Sendung als Ganzes äußerst sehenswert. Ein gewisses Vorwissen zur Quantenmechanik (so auf dem Niveau, das ich hier oder im Buch versuche zu vermitteln) schadet allerdings nicht, denn Scobel und die drei Physikprofessoren im Studio diskutierten da für ein normales Fernsehpublikum schon ziemlich anspruchsvoll.

In der Diskussion zu dem leider unvermeidlichen Katzenvieh hatte ich in der ersten Runde ein bisschen die Befürchtung, dass mehr zur Mystifizierung als zur Erhellung beigetragen wird. Ein paar Minuten später haben aber dankenswerterweise alle drei Experten nochmal sehr deutlich gesagt, dass aus der Quantenmechanik eben nicht folgt, dass es halb lebende und halb tote Katzen geben müsse. Überhaupt fand ich die Diskussionen im Verlauf der Sendung immer besser.

Jeder der drei Studiogäste hat für mich ein Highlight eingebracht, das die Sendung sehenswert gemacht hat. Bei Professor Kuhlmann war es die didaktische Klarheit, gerade dann, wenn allzu nebulöse Vorstellungen von der Quantenwelt hätten entstehen können. Frau Professor Hiesmayr vermittelte die Begeisterung für die neuen Technologien, die sich abzeichnen, aber eben noch nicht ganz funktionieren. Professor Mauch erdete mit dem nüchternen Blick, der meines Erachtens für die heutige Physik unverzichtbar ist, ein paar allzu spekulative Gedanken und brachte das noch viel zu wenig bekannte Konzept der Dekohärenz ins Gespräch.

Ein inneres Fest war es mir natürlich, wie am Schluss alle über Quantenquark diskutiert haben, und zwar genau unter diesem Begriff, für den ich Peter Menne gar nicht dankbar genug sein kann.

Quantenphysik und Quantenquark bei Scobel

Nur für den Fall, dass jemand Bedenken hat, vor lauter Verschwörungsmythen, rechter Esoterik und Pseudomedizin könnte der eigentliche Quantenquark auf Quantenquark zu kurz kommen: Ich bin natürlich auch noch in Sachen fragwürdiger physikalischer Behauptungen unterwegs.

Voraussichtlich werde ich in einigen Interviewausschnitten am 28.3. ab 21 Uhr im Rahmen der Sendung Scobel auf 3Sat zu sehen sein. Es geht um ganz grundsätzliche Dinge zum Quantenquark: Warum ist Quantenphysik für Esoteriker so attraktiv, kann man das als Laie überhaupt erkennen, und so weiter.

Die Szenen wurden heute gedreht, und ich muss sagen, mir sind in den 20 Jahren skeptischer Aufklärungsarbeit, die ich inzwischen hinter mir habe, noch nie Journalisten begegnet, die auf ein so spezielles Thema so gut vorbereitet waren und sich wirklich in Breite und Tiefe damit beschäftigt hatten. Insofern bin gespannt und freue mich auf das Ergebnis.

Report München nimmt sich die „Quantenmedizin“ vor

So kurz nach ein paar längeren Artikeln nur ein ganz knapper Hinweis, denn es kommt ja nicht oft vor, dass sich deutsches Staatsfernsehen mit Quantenquark beschäftigt.

Am Dienstagabend berichtete Report aus München über einen Test mit einem Bioresonanzgerät namens Bioscan. Das Gerät wird (zumindest in Deutschland) unter dem Begriff „Quantenmedizin“ vermarktet und soll allen Ernstes mit „elektromagnetischen Longitudinalwellen“ funktionieren. Das ist nichts weiter als die „Skalarwellen“ die sich der Furtwangener FH-Professor Konstantin Meyl ausgedacht hat und die weder mit den experimentell perfekt funktionierenden Theorien der Elektrodynamik vereinbar sind noch jemals in einem Experiment gefunden worden wären. Kurz: Es gibt keine elektromagnetischen Longitudinalwellen, und ein Gerät, das damit funktionieren soll, funktioniert sehr wahrscheinlich gar nicht.

Das Team von Report hat nun gemeinsam mit dem Kinderarzt und Allergologen Prof. Walter Dorsch und dem Sportwissenschaftler Daniel Pugge so ein Gerät im Einsatz getestet. Das sind übrigens beide richtig interessante Typen. Dorsch ist als Arzt offenbar im einigermaßen aktiven Unruhestand und nebenbei auch noch künstlerisch unterwegs. Pugge läuft Marathon (in ziemlich extremen 2:45), schreibt Bücher und betreibt einen Videoblog, wo er eine nicht minder extreme ketogene (also besonders fettreiche) Ernährung propagiert. Auf Videotitel wie „Hätte ich DAS gewusst hätte ich nie Hamburger gegessen !“ könnte ich persönlich verzichten, aber anscheinend braucht man das, um in der entsprechenden Zielgruppe von über 16000 Video-Abonnenten wahrgenommen zu werden.

Die Genannten haben also so ein Bioscan-Gerät untersucht. Das Video des Beitrags und einer früheren Sendung, die sich schon mit solchen Geräten beschäftigte, sind auf der BR-Seite zumindest aktuell anzusehen. Bei den Tests des Bioscan-Geräts wurde festgestellt … Trommelwirbel … naja, es funktioniert eben nicht. Laut Pugge, der das schon in drei Videos (1 2 3) veröffentlicht und in dem Kontext auch schon das Wort „Betrug“ benutzt hat, überträgt es nicht einmal Daten an den Computer, auf dem die Software aber „Messwerte“ anzeigt. Dementsprechend waren diese Gesundheitswerte dann auch für die Untersuchung an einem Menschen die gleichen wie an einem hoffentlich nicht allzu lebendigen Leberkäse.

Na Mahlzeit.

 

New Videos: Relative Quantum Nonsense and my Talk on Fringe Physicist Burkhard Heim

I’ll soon be back with articles that have more new content to offer, and I’ll switch back to German, but as I primarily want to link to videos and two of them are in English, here’s a post in English, for a change. It’ll be short, so most of my German readers should have no problem with that.

With the recent shortage of articles here, which is mostly owed to a new book project, I would like to point out some videos of talks I recently gave.

I am extremely grateful for the opportunity to talk at the Ratio Science Forum in Sofia in June this year. Great venue, great other speakers to hear and to hang out with, amazing organization. Here is the video of my talk, which is basically a 45 minute introduction to quantum nonsense and how to avoid being fooled by it.

Please check out the Ratio Science Forum talks by biologist Steven LeComber on Maths Murder and Malaria and by astrophysicist Maggie Lieu on The Dark Universe in the Eyes of Euclid, too.

If you don’t want to invest 45 minutes, there is a 30 minute talk with a somewhat similar focus (but without the the theory of relativity, for example) from the 2017 European Skeptics‘ Congress in Wroclaw.

I also gave a bite-sized talk at the English Einstein Slam in Berlin in March 2018, but apparently, there is no video online for that, so my only general ten minute science slam talk on quantum nonsense you can see online is in German, from the Dresden Einstein Slam in 2017:

I already linked to my science slam talk on biophotons in a previous article.

A video that would have been important to me because it was on a topic I don’t often talk about and on which there really isn’t much skeptical material available, from SkepKon 2017, was unfortunately lost due to technical difficulties. Therefore, I thank Andi Weimann and the Kortizes-Institute in Nuremburg for giving us the chance to re-record it and finally get it on youtube. It is about the German post-war fringe physicist Burkhard Heim, whose theories are still popular with UFO, alt med and conspiracy theory believers to this day, even outside Germany. There is a segment on Heim in my book, too, but with the full evening I had at the planetarium in Nuremberg, the talk my be even more in-depth than that. If you understand German, listen to it; it may not be as funny as my other talks, but it is a touching story about a man seriously trying to contribute to science but always hampered by his physical handicaps. His life is made even more tragic by the esoterical nonsense Heim’s incompetent admirers have woven around him and the business they’re making off him after his death.

Quantenquark in English – My „Relative Quantum Nonsense“ Talk at the European Skeptics Congress

For those who have approached me about material and statements on quantum nonsense in English, unfortunately, I still have nothing quotable in print. I hope to be able to offer some form of the Quantenquark book in English, but if that works, it won’t be anytime soon.

Therefore, I am quite happy that the organizers of the 2017 European Skeptics Congress in Wroclaw now have the videos of all the conference presentations online. That means that now there is also a professional video of my talk there, which I am happy to share. It should at least provide something to link to in online discussions.

I would also like to thank the wonderful (and wonderfully practical) Susan Gerbic for already posting a bootleg-style video of the same talk on Facebook in mid-October. I have been able to use that video in a couple of discussions, and it has saved me some explanations that might have been tedious had there been the need to write them down instead of just linking to her video. I’m still glad I now have the official video for this page, mostly because the direct connection to the conference audio makes it easier to understand.

Although I have pointed this out here earlier, for English-speaking readers (and listeners) who want to hear some more about quantum nonsense and my views on that, it might be interesting to check out the interview the European Skeptics‘ Podcast did with me: Episode #084, feat. Holm Gero Hümmler.

I have been writing this article in English, simply because the video might be interesting for some people not usually following my blog. I have actually done that once before, in that case as a translation of an original German article about Swiss-Hawaiian pseudophysicist Nassim Haramein, which brings me to a new question: What do I do if an English version of the book actually starts to materialize? I could switch the blog to English, write all the articles in two languages (no, I couldn’t, not unless days are somehow extended to 36 hours), or I could start a new blog and accept gradually neglecting this one. Maybe I could… well, suggestions are welcome.